Unter die Haut gehende Kurzfilme, klare Worte und ein eindrucksvoller simulierter Rettungseinsatz. Diese drei Säulen kennzeichneten den Aktionstag "Discofieber" bei der Schweinfurter Feuerwehr. Ein Aktionstag, den die Feuerwehr gemeinsam mit dem Rettungsdienst des BRK, der Polizei, der Notfallseelsorge und dem städtischen Jugendamt organisierte.
120 Schülerinnen und Schüler aus fünf Klassen der Ludwig-Erhard-Berufsschule ließen sich an diesem Tag für die Gefahren, die von Alkohol und Drogen am Steuer und in zunehmendem Maße auch von der Handy-Nutzung beim Autofahren ausgehen, sensibilisieren. Unter Federführung von Helmuth Backhaus (zuständig für Suchtprävention bei der Stadt Schweinfurt) und Bernd Reichert (Feuerwehr), standen den angehenden Fachangestellten aus den Bereichen Steuer und Medizin, künftigen Großhändlern und im Büromanagement tätigen jungen Leuten, Fachleute als Ansprechpartner zur Verfügung.
Nach dem Motto "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" wurden die Themen Alkohol, Drogen und Handynutzung am Steuer zwischen den einzelnen Fachvorträgen durch schockierende Filme voller ungeschminkter Wahrheiten auch visuell transparent gemacht. Mobilität ist den jungen Leuten wichtig, um zum Beispiel zu Verabredungen oder in die Disco zu kommen. Ständige Erreichbarkeit ist heutzutage genauso wichtig. Nahezu jeder will wissen, was die Freunde auf Instagram, Facebook & Co. so treiben. Doch der schnelle Chat am Lenkrad kann das letzte Lebenszeichen sein, so die unmissverständliche Botschaft. Und: Wer von der Disco kommt und dort nicht nur Limo getrunken hat, sollte die Finger generell vom Steuer lassen. Nicht nur aus eigenem Interesse. Denn oft werden Unschuldige zu Leidtragenden solcher Untugenden.
Killer Nummer 1 ist die Geschwindigkeit
"Wir brauchen dich auch morgen", adressierte Bürgermeisterin Sorya Lippert, die die Stadt an diesem Vormittag bei der Feuerwehr vertrat, an die jungen Leute. "Es gibt eine Zeit für den Spaß und eine für die Vernunft", so Lippert. Am besten sei es, wenn beim Spaß die Vernunft erhalten bleibt. Worte, die sicher auch Miriam Wagner, Polizeihauptmeisterin in Schweinfurt, so unterschreiben würde. Als fünffache Mutter ist sie es gewohnt, ihre Kinder auch notfalls mitten in der Nacht von einer Feier abzuholen. "Immer noch die bessere Wahl als sich zu jemanden ins Auto zu setzen, der erkennbar Alkohol oder Drogen zu sich genommen hat." Nicht nur berauschende Substanzen sind eine Gefahr, "Killer Nummer 1 ist die Geschwindigkeit".
Oft komme beides zusammen, der Rausch und der Tritt aufs Gaspedal. "Jungs, die vielleicht noch Mädchen im Auto haben und denen etwas beweisen wollen, sind da stärker gefährdet", so die Erfahrung der Polizistin, die für den Präventionsbereich zuständig ist. Wagner erläuterte den jungen Leuten den drastischen Bußgeld-Katalog, wie schnell der Führerschein weg ist und wie teuer es wird, ihn wieder zu bekommen (Stichwort "Idiotentest"). Der Verlust des Führerscheins kann, wenn er für den Job gebraucht wird, zum Verlust des Arbeitsplatzes führen. Kommt es zu einem Unfall unter Alkohol- oder Drogeneinfluss, dann kann dies neben all dem körperlichen und seelischen Leid, das damit verbunden ist, zum wirtschaftlichen Ruin des Unfallverursachers führen. Arztrechnung, Krankenhaus, Arbeitsausfall, Regressansprüche – all dies wird dem Verursacher in Rechnung gestellt und das kann unterm Strich richtig teuer werden.
Vor allem im Hinblick auf illegale Drogen, wie zum Beispiel einen Joint, rief sie in Erinnerung, dass solche betäubenden Substanzen oft tagelang nachwirken und die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen. "Als Beifahrer auch mal mit der Polizei drohen, wenn sich jemand berauscht hinters Steuer setzen will", riet sie, und "unbedingt eine geeignete Stelle suchen und anhalten, wenn das Handy gecheckt werden muss".
Modedrogen sind häufig "gepantscht"
Thomas Wehner vom Roten Kreuz riet dazu, sich hinter dem Steuer wirklich nur auf das Autofahren zu konzentrieren. Schon in Zeiten als es noch keine Handys gab, gab es Ablenkungsunfälle, weil zum Beispiel der Fahrer eine Audio-Cassette aus dem Handschuhfach kramen und einschieben wollte. Im Hinblick auf Modedrogen, die man entweder als Kräutermischung raucht oder als Pille einwirft, warnte er: "Oft ist nicht der Stoff das eigentliche Problem, sondern die Beimischungen". Von Backpulver bis Teerklümpchen wird so einiges untergemischt, um die Masse zu strecken und das Portemonnaie des Verkäufers zu füllen.
Bernd Reichert, seit 25 Jahren bei der Feuerwehr, versicherte, dass solche Dinge, wie in den Filmen gezeigt, tagtäglich geschehen. Die Motorradsaison, eben erst richtig angelaufen, habe schon wieder einigen Menschen das Leben gekostet. Man müsse sich auch vor Augen halten, wie viel Leid ein einziger unbedachter Moment hinter dem Steuer nicht nur für das Unfallopfer, sondern auch für dessen Familie, Freunde, Arbeitskollegen bedeute.
Von diesem Leid wusste auch Notfallseelsorger Norbert Holzheid zu berichten. Seit 22 Jahren ist der Diakon Teil des 18-köpfigen Notfallseelsorgerteams. "Schaut euch mal an den Straßenrändern um, wie viele Kreuze da stehen", mahnte er. Rund 400 Mal hat er selbst in all den Jahren Menschen beigestanden, die vor der Aufgabe standen, das Unfassbare für sich fassbar zu machen oder war dabei, als Polizisten die Todesnachricht überbrachten. "Schlaue Sprüche aus der Bibel helfen da wenig, man muss einfach da sein", so Holzheid. Im Hinblick auf die Konzentration auf das Wesentliche, das Autofahren, gehört seiner Meinung nach sogar die Freisprecheinrichtigung aus dem Auto verbannt.
Das Leben genießen, aber immer den Verstand eingeschaltet lassen.
"Feiert und genießt euer Leben, aber tut dies mit Verstand", so lässt sich die Botschaft aller Referenten des Aktionstages zusammenfassen. Mitfahrgelegenheiten klarmachen, sich abholen lassen, wenn es feuchtfröhlich zugeht, und Hände weg vom Handy.
Wenn es gekracht hat und Hilfe gebraucht wird, schlägt die Stunde von Feuerwehr und Rettungsdiensten. Wie effizient schnelle Hilfe aussieht wurde bei einer großangelegten Schauübung auf dem Innenhof der Feuerwehr demonstriert. Ein Auffahrunfall, Menschen sind in ihr Auto eingeklemmt, die Rettungsmaschinerie kommt in Gang. Versiert zeigten Feuerwehr und Rettungsdienst, was alles getan werden muss, bis die Verunglückten sicher aus dem Wrack geborgen werden können. Jeder Handgriff muss sitzen, egal ob dieser an der Rettungsschere geschieht, mit der das Auto "in ein Cabrio" verwandelt wurde, oder bei der Erstversorgung der Patienten. Die eindrucksvolle Demonstration war sicher ein weiterer Grund, sich nie unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol oder mit dem Handy auf dem Schoss, ans Steuer zu setzen.