
Sein Garten ist sein Ding. Jede Pflanze, jeden Baum kennt Stefan Hrnicek-Hubert persönlich, fast alle hat er in den vergangenen rund 30 Jahren gepflanzt und großgezogen. Dennoch ist es ein Garten mit Raum für die Natur und Platz für Exoten wie Tulpenbaum oder Weihrauchzeder. Ein Ort, an dem Mensch und Natur sich nah kommen und ein Platz, der etwas aussagt über seinen Besitzer, der nun auch auf der politischen Bühne angetreten ist, um mitzuhelfen ein wenig mehr Harmonie in das Verhältnis von Mensch und Natur zu bringen.
Anfang 2020 ist der heute 58-Jährige in die ÖDP eingetreten. Nun, gerade anderthalb Jahre später, ist er Bundestagswahl-Direktkandidat der Partei, deren wohl größter Erfolg bislang war, das erfolgreiche Volksbegehren "Rettet die Bienen" auf den Weg gebracht zu haben. Beruflich, Stefan Hrnicek-Hubert ist Bundesbeamter bei der Telekom, hat er eher am Rande mit ökologischen Themen zu tun.
Zum einen der Klimaschutz und ganz speziell wie Politiker im Vorfeld um das letztlich gescheiterte Freihandelsabkommens TTIP "hinters Licht geführt wurden" seien Auslöser für ihn gewesen, selbst politisch aktiv zu werden. Volksvertreter dabei zu beobachten, wie sie ohne nennenswerte Vorkenntnisse, dafür mit Papieren mit geschwärzten Passagen in die Verhandlungen geschickt wurden, habe bei ihm dieses "das-kann-es-doch-nicht-sein-Gefühl" ausgelöst.
Die Menschen müssen nachvollziehen können, wie Entscheidungen zustande kommen
Entscheidungsprozesse transparent machen, genau hinschauen, welche Lobbyisten wann und wie mit im Boot sitzen, das ist ihm wichtig. Und, dass kontrolliert wird, wie die Umsetzung von Entscheidungen vorwärts kommt, wie dies bei "Rettet die Bienen" der Fall sei. Diese Transparenz, dieses nachvollziehbar machen, wie welche Entscheidungen zustande kommen, und offenlegen, wer im Hintergrund die Strippen zog, das vermisst er in der Politik. Deshalb stünde dieses Thema ganz oben auf seiner Do-to-Liste, wenn er als Mandatsträger politische Verantwortung hätte.
Mehr direkte Beteiligung der Menschen an politischen Entscheidungen, also ein plus an direkter Demokratie wünscht er sich. Forderungen, die er mit der ausdrücklich nicht über Firmenspenden finanzierten ÖDP teilt und Gründe, warum er dort seine politische Heimat gefunden hat.
"Wie müssen sich Gesellschaft und Wirtschaft ändern, muss immer Wachstum und Gewinnmaximierung dahinter stehen?", fragt er sich im Hinblick auf die Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Eine Antwort "Weniger ist mehr". Für Stefan Hrnicek-Hubert ist dies keine Aufforderung zum Verzicht, sondern eine Handlungsempfehlung für jeden einzelnen. Entscheidungen wie "Ich fahre weniger Auto, dafür mehr Fahrrad und tue so etwas für meine Gesundheit", die Menschen für sich selbst treffen können, die nichts mit Verzicht zu tun haben müssen, die sogar auf vielen Gebieten ein mehr an Lebensqualität bringen können.
Plakative und populistische Politik ist nicht sein Ding
Aufklären und Bewusstsein schaffen, die unaufgeregte Diskussion zur Sache ist ihm wichtig. "Den Menschen nicht hinterherlaufen, sondern ihnen die Informationen und Aufklärung geben, die sie brauchen, um eigene Entscheidungen fällen zu können", das ist ihm wichtig. Ein Ansatz der für das Personal von Betrieben genauso gelte wie beim Thema Impfen oder im Hinblick auf Umweltthemen.
"Ich will dich nicht überzeugen müssen, deine Überzeugung muss dich zu mir führen", ist für Hrnicek-Hubert der richtige Ansatz für gemeinsames (umwelt-)politisches Handeln. Und da hat er sich eine Menge Gedanken gemacht. Zum Beispiel wie man Industriedächer, die nicht für Photovoltaik genutzt werden, zu Wassersammlern machen könnte. Wasser – das wäre ein Thema für die Region Schweinfurt – das an die Landwirtschaft abgegeben werden könnte.
Wie vertragen sich Produktionsketten mit dem Allgemeinwohl
Intensiv beschäftigt hat er sich auch mit dem Thema Gemeinwohlökonomie. Kleines Beispiel dafür: Ein Handy einer Marke ist nicht einfach ein Handy, sondern die Summe dessen, wie die Firma, die es herstellt, mit ihren Zulieferern und Angestellten umgeht, wie sie es mit dem Umweltschutz und den Menschenrechten hält. Zu kurz gedacht ist für ihn, "wenn wir hier ökologisch fertigen und in China oder Indien die Umwelt belastet wird." Jeder könne durch bewussten Konsum zu dieser Gemeinwohlökonomie beitragen.
"Wenn wir was ändern wollen, dann muss sich die Gesellschaft ändern. Wenn sie das nicht tut, wird sich auch sonst nichts verändern", so seine Einschätzung. Und dass sich was ändern muss, werde immer mehr Menschen klar. Die Leute wie im alten Rom "mit Brot und Spielen bei Laune zu halten, um gewählt zu werden", sei entmündigend und wird nicht mehr lange funktionieren.