Der Hut ist sein Markenzeichen. Irgendwann als Zehntklässler, so erzählt Nicolas Lommatzsch, habe er sich einmal einen aufgesetzt. Ohne wirklichen Anlass. Seitdem ist eine Kopfbedeckung sein treuer Begleiter. Der 31-Jährige bewirbt sich für Bündnis 90/Die Grünen mit elf Mitstreiterinnen und Mitstreitern um das Direktmandat für den Bundestag.
Dass sich Lommatzsch mit Umweltschutz beschäftigt, war ihm quasi in die Wiege gelegt. "Zu Hause lag immer das Greenpeace-Magazin herum", sagt er. So hat er den Zugang zum Thema gefunden. Mit einem Anruf sei er vor etwa zehn Jahren zu einer Veranstaltung gebeten worden, die sich als Gründungsversammlung der Grünen Jugend in Schweinfurt herausstellen sollte. So wurde aus dem Schüler Nicolas Lommatzsch ein Grüner. "Mir war schnell klar, dass das die richtige Wahl war", sagt er. Wie Gleichgesinnte wollte er vor allem für den Umweltschutz einstehen.
Die Erderwärmung bremsen
Ihn bezeichnet er zusammen mit dem gesellschaftlichen Umgang als das wichtigste politische Thema. Und vor allem in Verbindung mit dem Klimaschutz. Er müsse bei allem politischen Handeln immer berücksichtigt werden, fordert Lommatzsch. Wenn man nicht gezielt beim Kohlendioxidausstoß bremse, werde das Ziel, die Erderwärmung zu bremsen, nicht zu halten sein. Als Beispiel nennt er die Unterstützung der Politik beim Nahverkehr. Hier könne man durch Förderung Dinge auf den Weg bringen wie die Reaktivierung der Steigerwaldbahn, von deren Nutzen er überzeugt ist.
Auf der anderen Seite steht das persönliche Verhalten jedes Einzelnen: Bei seinem Handeln müsse man stets hinterfragen, welche Auswirkungen es auslösen kann. Zum Beispiel bei der Auswahl der Urlaubsreise. Beim Klimaschutz gibt sich Lommatzsch als selbstbewusster Grüner: Zwar schrieben sich auch andere Parteien das Thema auf die Fahnen, aber keine nehme die Dringlichkeit des Problems mit solcher Ernsthaftigkeit auf wie die Grünen. Er kritisiert, dass man bei der SPD über den Zeitpunkt des Kohleausstiegs diskutiere. "Da sind wir Grünen konsequenter."
Jeder soll leben, wie er will
Zweiter Schwerpunkt ist das gesellschaftliche Miteinander. Dass alle gleich behandelt werden, egal welches Geschlecht, Hautfarbe oder welche Herkunft die Person hat, ist für Nicolas Lommatzsch ein hohes Gut. "Jeder soll so leben, wie er das möchte", sagt er und verweist trocken auf das Grundgesetz. Dort seien dieser Grundsatz geregelt und auch die Grenze des Möglichen. Das gilt für ihn auch in diesen Pandemiezeiten: Auch hier gehe es darum, Maßnahmen zu treffen, die nicht nur einen selbst, sondern auch anderen Vorteile bringen. Zum Beispiel den Schutz vor Ansteckung. Auch die Bildungschancen dürften nicht von der Herkunft und dem familiären Hintergrund abhängen.
Was kann ein Abgeordneter in Berlin speziell für die Region tun? Mit dieser Frage tut sich Lommatzsch etwas schwer. Es sei eher der Stil der CSU, sehr regional zu denken und zu handeln: "Im Wahlkreis von Verkehrsminister Andreas Scheuer gibt es die meisten Straßen." Als Abgeordneter sei es bedeutsam, das ganze Land im Blick zu haben und entsprechend zu handeln.
Vorliebe für Infostände
Lommatzsch, der auch erster Nachrücker für die grüne Stadtratsfraktion in Schweinfurt ist, war erst kurz vor Torschluss im Juni nominiert worden, nachdem die ursprüngliche Kandidatin Corinna Ullrich ihren Verzicht erklärt hatte. Entsprechend war er später in den Wahlkampf eingestiegen als die meisten seiner Mitbewerberinnen und Mitbewerber. Er setzt dabei auf die persönliche Begegnung mit den Menschen und geht daher gern an Infostände, um zu hören, was die Bürgerinnen und Bürger denken und sagen.
Die Chancen für die Grünen, an der nächsten Bundesregierung beteiligt zu sein, hält Lommatzsch für sehr groß. In den meisten der möglichen Koalitionen spielten die Grünen eine Rolle, so seine Analyse. Und natürlich setzt er auf eine grüne Kanzlerin. Auf eine Farbkombination der Regierung will er sich aber nicht festlegen: "Ich kann mit allem leben." Dass die Partei regieren kann, ist für Lommatzsch selbstverständlich.
Schließlich sei in der Zeit der grünen Regierungsbeteiligung "mehr passiert als in 16 Jahren Merkel". Für die Grünen sei es bedeutsam, die entsprechenden Leitplanken in der Regierungsarbeit zu setzen. Wichtig ist für ihn, dass Klimaschutz und das soziale Miteinander den Stellenwert erhalten, den Lommatzsch für angemessen hält.