Die Zuckerrüben-Kampagne 2021/22 ist beendet. Am Mittwoch, 26. Januar, fuhren die letzten Sattelschlepper zur Zuckerfabrik nach Ochsenfurt. Die Kampagne sollte eigentlich schon einige Tage früher enden, doch die Staubexplosion im Werk Ochsenfurt Ende September hatte zu einigen Verzögerungen geführt. Corona und die zeitweise sehr nasse Witterung stellten weitere Herausforderungen dar, die gelöst werden mussten.
Abgewickelt wurde die Rübenabfuhr wieder von der Genossenschaft Landwirtschaftliche Maschinengemeinschaft LMZ Zeil Ost und von der Crop Transport Gerolzhofen GmbH. Zur Führungsmannschaft der LMZ gehören Michael Glos jun. (Brünnau), Alexander Krauser (Königsberg-Holzhausen) und Bernhard Bumm (Kolitzheim). Die Einsatzleitung übernahm wieder der Maschinenring (MR) Gerolzhofen mit seinem Geschäftsführer Michael Mikus aus Alitzheim und Christoph Friedrich aus Unterspiesheim.
Das Einzugsgebiet erstreckt sich vom Raum Volkach östlich des Mains über Gerolzhofen und Haßfurt, Hofheim, Coburg bis hoch nach Bayreuth und südlich bis nach Erlangen. Die LMZ Zeil Ost hat momentan noch 611 Genossen. Dies sind rund 100 weniger als noch im Jahr 2019.
194 Fahrer im Einsatz
Im Einsatz waren 17 Lastwagen und zwei spezielle Verlademaschinen, die von den Landwirten als "Lademäuse" bezeichnet werden. Auf diesen Fahrzeugen und Maschinen waren 194 verschiedene Fahrer im Einsatz, überwiegend Landwirte, die im gegenseitigen Leistungsaustausch fahren. Es waren aber auch einige Nichtlandwirte unterwegs, die über kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse bei der Crop Transport Gerolzhofen GmbH eingesetzt wurden, berichtet MR-Geschäftsführer Michael Mikus.
Beim Transport wurde zwischen Bio-Rüben und konventionellen Zuckerrüben unterschieden. In das Südzucker-Werk nach Rain am Lech wurden insgesamt 12 112 Tonnen Bio-Rüben gefahren. Die Anbaufläche betrug rund 227 Hektar, bei einem durchschnittlichen Ertrag von 53 Tonnen pro Hektar.
350 000 Tonnen nach Ochsenfurt
Die konventionellen Rüben gingen nach Ochsenfurt. Auf einer Anbaufläche von 4367 Hektar und bei einem guten Ertrag von rund 80 Tonnen pro Hektar kam ein Gesamtgewicht von annähernd 350 000 Tonnen zusammen, das in die Zuckerfabrik gefahren werden musste. Um die Fabriken in Rain und Ochsenfurt mit den 362 000 Tonnen zu bedienen, waren insgesamt gut 15 000 Anlieferungsfahrten der Laster nötig.
Wie immer, wenn man so eine riesige logistische Herausforderungen stemmen muss, gab es einige Probleme zu lösen. Da war zunächst das Wetter: Nach starken Niederschlägen im Januar war der Boden nicht mehr in der Lage, das Wasser komplett aufzunehmen. "Die Lademaus ist in manchen Feldstücken regelrecht versunken und musste mit schwerem Gerät wieder aus ihrer misslichen Lage befreit werden", berichtet Michael Mikus. Es mussten sogar Seilwinden und Bagger eingesetzt werden, um die Spezialmaschine wieder freizubekommen.
Probleme gab es seinen Angaben nach vor allem dort, wo keine Drainagen vorhanden waren, diese nicht mehr funktionierten oder falls Landwirte um die Zuckerrübenmieten herum geackert hatten. "So schlimm wie damals in der Kampagne 2017 war es allerdings nicht, da der Regen dann doch wieder nachgelassen hat und die Feldstücke trocknen konnten", meint Mikus.
Corona-Hygienekonzept funktionierte
Dann gab es eine längere Störung in der Zuckerfabrik in Zeitz in Sachsen-Anhalt. Die LMZ Zeil Ost übernahm aushilfsweise auch den Transport von Zuckerrüben aus dem Raum Erfurt, die zur Verarbeitung ins Werk nach Ochsenfurt gefahren wurden.
"Wir hatten zum Glück keine größeren Unfälle zu verzeichnen", sagt Mikus. Auch das Problem Covid 19 wurde bewältigt. "Das Corona-Problem hielt sich dank unseres Hygienekonzepts, das von den Fahrern strikt eingehalten wurde, in Grenzen." Normalerweise werde der Kampagne-Abschluss mit den Fahrern gebührend gefeiert. "Diese Feier muss nun aber zum wiederholten Mal wegen Corona ausfallen."
Die Zuckerrübenroder beendeten bereits Ende November ihre Arbeit. Die Rüben, die dann als Miete aufgehäuft am Feldrand liegen, müssen laut Liefervertrag mit der Südzucker AG ab Anfang Dezember mit einem Vlies zugedeckt werden. Denn die Rüben vertragen keinen dauerhaften starken Frost. "Würde es nach einer Frostperiode wieder tauen und die Rüben wären gefroren, verderben diese und sind nicht mehr für die Verarbeitung geeignet", beschreibt Geschäftsführer Mikus die nächste Herausforderung.
Maschine breitet das Vlies aus
Die neuen Lademäuse haben eine Aufnahmebreite von zehn Metern. Deswegen werden die Rübenmieten von den Rodern nun auch breiter aufgeschüttet. Südzucker bietet dafür zwar auch größere Vliese mit einer Fläche von zwölf auf 30 Meter an. So ein Vlies ist aber nur noch sehr schwer per Hand auf die Rübenmiete zu legen. Deshalb wurde vor einigen Jahren die mechanische Mietenpflege eingeführt. Das sogenannte Mietenpflegegerät (ein Sattelauflieger mit einem Kran) wird im Auftrag der LMZ Zeil Ost eG von einem externen Lohnunternehmer bedient. Anbauer, die sich für diesen Service angemeldet haben, bekommen die Rüben zugedeckt und dann rechtzeitig vor der Rübenabfuhr wieder aufgedeckt, wobei hier immer auch auf die Entwicklung der Witterung geachtet wird.
Futtermittel als Rücktransport
Bei der Zuckerproduktion in Ochsenfurt fallen auch Nebenprodukte an, zum Beispiel die getrockneten Rübenschnitzel, die als Futtermittel dienen. Diese Futtermittel werden zum Teil an Händler und an Rübenanbauer verkauft. Die Crop Transport GmbH nahm die bestellten Futtermittel als sogenannte Rückfracht mit zu den Landwirten. "Dies trägt zur Vermeidung zusätzlicher Fahrten der Landwirte oder anderer Speditionen bei und schont unsere Umwelt", sagt Mikus. Insgesamt wurden so rund 4500 Tonnen Futtermittel an die Landwirte ausgeliefert.