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Schweinfurt
Die Überseecontainer rollen von Hamburg nach Schweinfurt
520 große Containerschiffe liegen in den Häfen, vor allem in Asien. Trotzdem läuft der Überseehandel. Nach Schweinfurt fahren die Züge aus Hamburg und Bremerhaven.
Vom den bis zu 700 Meter langen Zügen kommen die Container auf das Betriebsgelände, das sich über einen Kilometer erstreckt.
Foto: Anand Anders | Vom den bis zu 700 Meter langen Zügen kommen die Container auf das Betriebsgelände, das sich über einen Kilometer erstreckt.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 09.02.2024 12:51 Uhr

Für die Lkw-Fahrer im Transportgewerbe gibt es kein Homeoffice. Auch muss die Arbeit gemacht werden, wenn sie anfällt. Bei reduzierten Aufträgen ist das bei der Firma Translog Transport und Logistik GmbH (der größte Container- und Stahlumschlag in Mainfranken) die Zeit zwischen 6 und 12 Uhr. Doch manchmal muss länger, manchmal kürzer und seit Mai muss auf dem einen Kilometer langen und sieben Fußballfeldern großen Betriebsgelände zwischen der Franz-Josef-Strauß- Brücke, der Bahnunterführung Ernst-Sachs-/Landwehrstraße, den Bahngleisen und dem Betriebsgebäuden von SKF und ZF zudem in Kurzarbeit gearbeitet werden. Unter diesen Vorzeichen ist die Kurzarbeit auch in dieser Branche alles andere als eine Aufstockung der Urlaubszeit bei Lohnverzicht, sondern eine Teilzeitarbeitslosigkeit in Reinform.

2019 kamen allein im Importgeschäft bei Translog 10 000 Container und 150 000 Tonnen Stahl über die Schiene an, was der Umwelt 16 000 Lkw-Fahrten von der Nordsee nach Schweinfurt ersparte. Noch im Februar stapelten sich unter freiem Himmel 750 Hochseecontainer bis auf die fünfte Etage und 15 000 Tonnen Stahl (für die Großbetriebe) im Freien und in den den Hallen. Für den Containertransport aus und nach Mainfranken ist die Translog das Tor zur Welt.

Die Züge aus den Häfen an der Nordsee fahren trotz Auftragsrückgang ständig und verlässlich.
Foto: Anand Anders | Die Züge aus den Häfen an der Nordsee fahren trotz Auftragsrückgang ständig und verlässlich.

Die Betreibergesellschaft CLS Container Logistics Schweinfurt GmbH (eine Kooperation der Translog mit dem Container Depot Nürnberg) wickelt den Transport und Umschlag für Im- und Exportware in Überseecontainern mit verpackter und unverpackter, fester oder flüssiger, palettierter oder geschütteter Ware ab. In den Containern, die zum Kunden oder zu den Häfen (Hamburg und Bremerhaven) gebracht werden, sind Sportartikel, Non-Food-Ware für Lebensmittelketten, Produkte für die Automobilindustrie, Fahrräder, Unterhaltungselektronik, nicht giftige Chemikalien, aber etwa auch Malz und Zucker. Bewältigt wird der Transport auf der letzten Meile – also zu der Kundschaft in Mainfranken – zum allergößten Teil mit dem Fuhrpark von Translog (30 Sattelschlepper).

Auch die Stahllogistik verzeichnet Rückgänge.
Foto: Anand Anders | Auch die Stahllogistik verzeichnet Rückgänge.

Das Zugsystem wird von der IGS Intermodal Container Logistics GmbH (Hamburg) betrieben. Diese setzt bekannte Eisenbahnverkehrsunternehmen wie die SBB Cargo, die RheinCargo oder die EGP ein. Die bis zu 700 Meter langen Güterzüge erreichen Schweinfurt nahezu täglich, enden jedoch nicht hier, sondern fahren weiter nach Regensburg, Nürnberg, Köln oder Heilbronn, was für eine größere Auslastung und so auch für mehr Flexibilität sorgt. 

In den vergangenen Wochen kam es sowohl in der Stahllogistik wie auch beim Containerumschlag zu Rückgängen. Auch die Kippertransporte für den Straßenbau laufen in der Saison nur schleppend an. Durch das Nehmen von Urlaub, durch Wartungsarbeiten und auch mit Schönheitsreparaturen wurde die Kurzarbeit für die 40 Beschäftigten bis zum Mai verhindert. Um schnell reagieren zu können, ist seither die Belegschaft bei der Kurzarbeit in fünf Gruppen aufgeteilt. Unterm Strich wurde im Mai 15 Prozent weniger gearbeitet.

Mit 30 Sattelschleppern werden die Container zur Kundschaft gebracht.
Foto: Anand Anders | Mit 30 Sattelschleppern werden die Container zur Kundschaft gebracht.

Gut angekommen sei der Verdienstausfall bei den Mitarbeitern natürlich nicht, sagt Geschäftsführer Kai Vedder. Überzeugungsarbeit sei auch schon davor nötig gewesen, etwa beim Urlaub in Zeiten von Reiseverbot, Kontaktbeschränkung und schlechtem Wetter. Neidvoll hätte so mancher auf die Beschäftigten in den Großbetrieben geblickt, wo die Arbeitszeitreduzierung für den einzelnen planbar sei, was für Translog nicht gelte. Wie bei den meisten Mittelständlern in der Branche seien die Einsparungen bei den Personalausgaben jedoch ein notwendiger Beitrag zur Existenzsicherung, wenngleich die Löhne nur mit etwa einem Drittel bei den Ausgaben zu Buche schlagen. Wenig Probleme bereitete dem Unternehmen die Umsetzung von Hygienemaßnahmen, noch weniger das Einhalten der vorgeschriebenen Abstände (die Fahrer sitzen allein im Führerhaus).

Eine Erholung der Auftragslage sieht Vedder für den Sommer nicht, hofft auf den Herbst. In den ersten Wochen der Krise seien die Geschäfte in Teilbereichen bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Aktuell liege jedes zehnte Containerschiff im Hafen – weltweit über 500 mit einer Tragfähigkeit von über 2,5 Millionen 20-Fuß-Standardcontainern.

Container auf fünf Etagen.
Foto: Anand Anders | Container auf fünf Etagen.

Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Anzahl der Zugverbindungen. Trotzdem werden Aufträge für den Containertransport bei Translog mit einem Vorlauf von einer Woche disponiert. Auf der Grundlage einer flexiblen Netzplanung werde gewohnt verlässlich und termingerecht geliefert, so Vedder.

 
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