
Gegen die Verschmutzung durch ätzenden Taubenkot haben die Figuren der Dreikönigsgruppe an der Südfassade des Steigerwalddoms am Gerolzhöfer Marktplatz vor wenigen Tagen von Mitarbeitern des städtischen Bauhofs neue Schutznetze erhalten. Die Männer fuhren mit der Feuerwehr-Drehleiter hoch. Doch nicht nur der große Sakralbau leidet unter dem Schmutz des Taubenvolks, das sich in diesem Jahr wieder deutlich vergrößert hat. Auch die Dächer, Fassaden und Fensterbänke von Wohnhäusern sind mitunter stark verschmutzt.
Mehrere Aktionen der Stadt Gerolzhofen, die Zahl der Vögel, die mitunter auch als "Ratten der Lüfte" bezeichnet werden", in der Vergangenheit zu dezimieren, sind gescheitert. Besonders erfolgreich erschien im Jahr 2015 die Methode, die verwilderten Haustauben einzufangen und sie dann im Steigerwald wieder fliegen zu lassen. Über 400 Vögel brachte man auf diese Weise aus der Stadt - bis das Landratsamt der Aktion Ende 2015 einen Riegel vorschob: Durch das massenhafte Freilassen von Tauben könne es dort zu einer Gefährdung von Ökosystemen, Biotopen oder Arten kommen. Seitdem sind die Gerolzhöfer Stadttauben wieder ungestört.
Turmfalken sind zu klein
Sonderlich große Gefahr für sie droht auch nicht von den Turmfalken, die im Nordturm der Stadtpfarrkirche nisten. Vogelexperten bestätigen dies. Die Turmfalken sind selbst zu klein, um Tauben zu schlagen. Sie ernähren sich zumeist von Mäusen und Singvögeln. Wenn überhaupt, dann fängt ein Turmfalke vielleicht mal einen Jungvogel oder ein krankes und sowieso sterbendes Alttier. Wanderfalken hingegen schlagen als Hauptbestandteil ihrer Nahrung Haustauben bis zu einem Gewicht von 500 Gramm. Doch in der Gerolzhöfer Innenstadt gibt es keine Wanderfalken.
Die "natürliche Geburtenkontrolle" für die Tauben zeigt auch nur ein überschaubares Ergebnis. Die Stadt hat zwei Taubenschläge bei der Verwaltungsgemeinschaft und unterhalb der Vogtei aufgestellt. In den dortigen Nestern werden die Eier regelmäßig von Mitarbeitern des städtischen Bauhofs gegen Gips-Attrappen getauscht.

Eigeninitiative
Anwohner des Marktplatzes haben nun auf eigene Kosten Taubenvergrämungsmaßnahmen eingeleitet. Sie haben auf Fensterbänken und Mauervorsprüngen eine Art von Nadelkissen ausgelegt, um den Vögeln dort das Landen zu vergällen. Die Kosten für die Vergrämung wollen sie jetzt von der Stadt erstattet bekommen. Schließlich sei die dafür zuständig, dass der Bestand an Tauben weniger werde.
Bürgermeister Thorsten Wozniak lehnt dies ab: "Die Stadt kann dafür die Kosten nicht übernehmen." Auch Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann macht deutlich: "Für die Taubenvergrämung ist jeder Hausbesitzer selbst zuständig." Sie appelliert an die Immobilienbesitzer, möglichst alle Winkel, Ecken und Nischen baulich zu schließen, um den Vögeln die Nist- und Rastplätze wegzunehmen. Gerade jetzt in der kälteren Jahreszeit ziehe es die Tauben in die Innenstadt, wo es immer noch ausreichend Wasser und Futter gebe. "Das ist ganz schwierig, dagegen vorzugehen."
Maria Hoffmann weiß es aus ihrer beruflichen Erfahrung, dass es letztlich sowieso kaum Sinn macht, Stadttauben zu bekämpfen. Denn: "Der Populationshorizont bleibt meist gleich." Soll heißen: Die Vögel reagieren auf ihre eigene Anzahl. Wenn es nach einer Bekämpfung nur noch wenige Tiere geben würde, würde die Zahl des Nachwuchses sofort entsprechend größer ausfallen. Umgekehrt gibt es wenig Nachwuchs, wenn die Population schon groß ist. Letztlich sind die Tauben unbesiegbar.

Was machen die anderen?
Stellt sich die Frage: Was machen andere Städte, um die Vermehrung der Tauben einzudämmen? In Schweinfurt werden im Augenblick keine konkreten oder regelmäßigen Bekämpfungsmaßnahmen seitens der Stadt ergriffen, teilt Kristina Dietz, Pressesprecherin der Stadt, auf Anfrage mit. "Vielmehr sind die privaten Hauseigentümer gefordert, etwas gegen Tauben zu unternehmen. In der Regel empfehlen wir den Hauseigentümern, Vergrämungsmaßnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, dass die Tauben dort sitzen oder gar brüten." Zudem gilt in Schweinfurt ein Taubenfütterungsverbot.

Auch in Schweinfurt hat man, wie in Gerolzhofen, versucht, mit dem Einsatz von Raubvögeln die Taubenpopulation etwas zurückzufahren. "In der Vergangenheit wurde in manchen Fällen auch in Abstimmung mit dem Veterinäramt empfohlen, einen Falkner einzuschalten. Das kann hilfreich sein", berichtet Dietz. Es habe sich allerdings gezeigt, dass Tauben eher von den größeren Wanderfalken als von den kleinen Turmfalken gefressen werden.
Absolutes Fütterverbot
Aktuell prüfe die Schweinfurter Stadtverwaltung auch einen Antrag, der vorschlägt, zusammen mit Tierschutzinitiativen einen betreute Taubenschläge (wie in Gerolzhofen) zu errichten, berichtet Kristian Dietz weiter. Der Vorteil eines solchen Schlags wäre, dass durch den Austausch von Eiern mit Gipseiern die Population kontrolliert werden kann. "Durch das Füttern in dem Schlag verbleiben die Tiere dort. Dadurch kann auch der Kot leicht beseitigt werden", erklärt Pressesprecherin Kristina Dietz. Zu klären sei aber noch, wie hoch der Betreuungsaufwand für einen solchen Taubenschlag sei.
- Lesen Sie auch: Fünf Dinge, die Sie garantiert noch nicht über Tauben wissen
- Lesen Sie auch: Verflucht, verteufelt, vertrieben: Das Leiden der Stadttauben
- Lesen Sie auch: Ein Taubenschlag für Schweinfurts Tauben?
Die Stadt Würzburg fährt bei ihrem Kampf gegen die Taubenplage zweigleisig, schildert Pressesprecher Christian Weiß. Zum einen mit einem absoluten Fütterungsverbot. Und zum anderen versucht man, wie in Gerolzhofen, die Vögel in mehreren fest installierten Taubenschlägen, wo sie laut Christian Weiß "Kost und Logis" bekommen, bei Nestbau und Brut ortsfest zu machen. "Wir tauschen die Eier in den Taubenschlägen dann gegen Attrappen aus."
Der Versuch, mit Raubvögeln Jagd auf die Tauben zu machen, ist in Würzburg ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt gewesen. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Raubvögel in der Stadt zu sehr abgelenkt werden", sagt Pressesprecher Weiß.