
Rund drei Milliarden Menschen weltweit haben bei den vergangenen Olympischen Spielen, 2021 in Japan, mindestens einen Wettkampf am Fernseher oder per Live-Stream verfolgt. Lothar und Rita Riedel aus Schallfeld aber nicht: Das Paar reist seit 20 Jahren zu den Spielen, rund um den Globus. Im Gespräch mit dieser Redaktion erzählen sie von ihrer Leidenschaft, den Herausforderungen und den unvergesslichen Momenten, die sie erlebt haben.
Lothar und Rita entdeckten ihre Liebe zu den Olympischen Spielen, als ihre Kinder erwachsen wurden. "Unsere erste Olympiareise führte uns vor 20 Jahren nach Athen", erinnert sich Rita. "Die Atmosphäre war einmalig und wir konnten die Eintrittskarten noch am Schalter vor dem Stadion kaufen. Es war alles viel freier als heute."
Athen bleibt ihre schönste Erinnerung, nicht zuletzt wegen der historischen Bedeutung und der eindrucksvollen Kulisse. Die Stimmung im Stadion war unbeschreiblich. Und das Auto konnte man noch in der Nähe parken. So etwas ist heute unvorstellbar. Obwohl Lothar der größere Enthusiast ist, hat ihm seine Frau etwas voraus: 1972 besuchte sie bereits als junge Frau die Sommerspiele in München.
Beeindruckende Erlebnisse und Begegnungen
Rita ist eine Situation 2008 in der chinesischen Hauptstadt Peking besonders in Erinnerung geblieben. Bei der Siegerehrung sang sie die deutsche Nationalhymne mit. "Ich wurde sogar von einem einheimischen Besucher dafür gelobt", sagt Rita. Auch das Treffen mit dem erfolgreichen Turner Florian Hambüchen und einen Weltrekord im Hammerwerfen miterleben zu dürfen, zählt zu ihren Highlights. Unvergesslich bleibt schließlich das Fußballspiel Brasilien gegen Schweden als in einem mit knapp 80.000 Besuchern ausverkauften Maracana Stadion in Rio de Janeiro die Gastgeberinnen im Elfmeterschießen verloren.

Lothar und Rita sind vor allem Fans der Leichtathletik. "Es ist faszinierend, weil mehrere Disziplinen gleichzeitig ausgetragen werden", meint Lothar. Badminton beispielsweise mögen sie weniger, da es ihnen zu schnell ist und man den schnell flitzenden Federball kaum sieht. Doch grundsätzlich schauen sie sich alle Sportarten an und genießen die Vielfalt des Programms.

Winterspiele sind für das Paar keine Alternative. "Es ist einfach zu kalt", erklärt Lothar. "Man ist ständig eingeschränkt und friert." Stattdessen bevorzugen sie die sommerlichen Temperaturen und die Vielfalt der Sommerspiele.
Herausforderungen und Veränderungen
Die Reisen zu den Olympischen Spielen sind jedoch nicht immer nur von positiven Erlebnissen geprägt. Eine ihrer größten Herausforderungen erlebten sie 2012 in London, wo sie von der Polizei festgehalten wurden, weil sie ihre Tickets vor Ort gekauft hatten. "Man brachte uns zur Polizeistation, nahm uns die Karten ab und erteilte uns einen Stadionverweis", berichtet Lothar. "Meinen Ausweis bekam ich erst nach einer Woche zurück." Rita erinnert sich an eine besonders hartnäckige Polizistin, die sich letztlich erst durch echte Tränen etwas erweichen ließ.
Die Vorbereitung ist das A und O
Für Sportbegeisterte, die ein solches Mega-Event, das bei mehr als einem Drittel der Menschheit Beachtung findet, einmal live erleben möchten, haben Lothar und Rita einige Ratschläge. "Eine gute Vorbereitung ist entscheidend", betont Lothar, der als größerer Enthusiast auch dieses Jahr wieder die Organisation übernommen hat.

"Beim Hotel kommt es vor allem auf die zentrale Lage und weniger auf den Komfort an. Man ist so schneller bei den einzelnen Wettkampforten." Außerdem sollte man sich die Metro-Verbindungen einprägen und Tickets, wie zum Beispiel für den Besuch des Eiffelturms, vorher besorgen. "Vor Ort ist dann einfach zu viel los und man steht zu lange an", weiß Lothar. "Olympische Spiele sind keine Erholung, man ist von 8 bis 22 Uhr unterwegs." "Essen und Schlafen haben nur zweite Priorität", fügt Rita hinzu.

Die beiden bleiben ihrer Leidenschaft treu und wissen bereits, dass sie auch die nächsten Spiele besuchen wollen "Los Angeles steht auf unserem Plan", sagt Rita begeistert. Die beiden sind sich einig, dass die Spiele zwar formeller und überwachter geworden sind, die Stimmung aber glücklicherweise erhalten blieb. Sie wissen, dass die Begeisterung für den Sport und die Begegnung mit Menschen aus aller Welt das Leben bereichern können.