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GEROLZHOFEN
Olympia ist mehr als Sport
(mim/lr) Gestern ist sie erloschen, die Olympische Flamme in Peking. Damit endeten offiziell die 29. Sommerspiele. 17 Tage lang hatte die Welt gebannt nach China geschaut, Weltrekorde und Goldmedaillen gefeiert, Enttäuschungen verarbeitet.
Lothar Riedel und seine Frau Rita starteten von Schallfeld aus, um die Olympischen Spiele in Peking live mitzuverfolgen. Sie erlebten in der chinesischen Hauptstadt neben den sportlichen Wettkämpfen ein uns Europäern in vielen Punkten fremdes Land, mit Menschen, die den Besuchern offen begegnen. Das Bild zeigt die beiden Schallfelder zusammen mit einem chinesischem Mädchen vor dem großen Olympiastadion in Peking.
Foto: FOTOS Lothar Riedel | Lothar Riedel und seine Frau Rita starteten von Schallfeld aus, um die Olympischen Spiele in Peking live mitzuverfolgen.
Redaktion
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:07 Uhr

„Nach 18 Tagen in Peking und beim chinesischen Volk mussten wir einhellig feststellen, dass man in der Millionenmetropole niemals und nirgendwo alleine sein kann; immer ist irgendjemand in der Nähe – wenn nicht zur Überwachung, so doch zumindest als Bewachung. Die Chinesen verstehen das wohl als allumfassenden Schutz. Wir Deutsche müssen uns daran erst gewöhnen.

Fotoserie


Wir haben uns unter den Chinesen auf der Straße immer sicher und wohl gefühlt, es gab keine größeren Komplikationen wie Rempeleien oder Anfeindungen; Betrunkene haben wir nie gesehen. Die chinesischen Kinder sind ausgesprochen süß, gepflegt, sichtbar geliebt und offensichtlich auch sehr brav – wir haben sie nie quengelnd oder schreiend erlebt. In der U-Bahn stehen ältere Menschen auf, um Kindern einen Sitzplatz zu geben.

Die Menschen in Peking fotografieren leidenschaftlich gerne – alles. Am liebsten sich selbst und die Familie. Aber auch wir waren als Fotomotive begehrt. Zahlreiche Fotos wurden von uns gemacht. Die blonden Haare meiner Frau und mein großer Schnauzbart beeindruckten und gefielen den Chinesen anscheinend sehr gut.

Probleme hatten wir in Peking gelegentlich mit der Sprache und der chinesischen Schrift. Es war zeitraubend, Informationen des täglichen Lebens zu erhalten, weil die Verständigung wegen fehlender englischer Sprachkenntnisse bei den Chinesen schwer war.

Einer der eindrucksvollsten Momente unserer Reise war der acht Kilometer lange Marsch auf der chinesischen Mauer. Das Unangenehmste war die feuchte Hitze in der ersten Woche.

Obwohl es zu Beginn der Olympiade geheißen hatte, dass das Internet während der Spiele eventuell gesperrt sein könnte, hatten wir vom Hotel aus freien Zugang ins Internet, um aus dem „Reich der Mitte“ berichten zu können. Wir hatten die Reise bereits im Juli 2007 geplant. Dennoch gab es nach längerem Suchen im Oktober nur noch Flüge mit Zwischenlandung und vierstündigem Aufenthalt in Moskau. Alle Direktflüge waren bereits ausgebucht. Die Rückreise dauerte 26 Stunden.

Strenge Visa-Vergabe

Dass ein Visum nur nach mit einer Hotelbuchung erteilt wird, erfuhren wir vier Wochen vor der Abreise. Da wir kein Hotel, sondern eine private Unterkunft gewählt hatten, nahmen wir für die Visa-Erteilung eine Hotel-Scheinbuchung vor und erhielten so die Einreisegenehmigung. Unsere private Unterkunft wurde allerdings zehn Tage vor Abflug von chinesischen Behörden dichtgemacht und wir mussten kurzfristig doch noch ein Hotel buchen. Von anderen Peking-Reisenden haben wir ähnliche Informationen erhalten. Vermutlich wollten die Behörden auch kleinen Hotels ein Geschäft ermöglichen, noch dazu, wo in Peking zu Beginn der Spiele nicht alle Hotels voll belegt waren.

Dass private Unterkünfte verboten wurden, hängt meiner Meinung nach wahrscheinlich auch mit dem Protest der Tibeter im Frühjahr 2008 zusammen. Private Kontakte zwischen Ausländern und Chinesen sollten so wohl erschwert werden. Schon die Vorbereitungen bis zum Start unserer Reise waren also spannend genug, immer mit einem gewissen Unsicherheitsfaktor verbunden. Am Mittwoch, 30. Juli, ging es los: von Schallfeld über München und Moskau nach Peking. Nachdem wir ohne Eintrittskarten zu den Olympischen Spielen geflogen waren, und trotz großer Nachfrage und verbotenem „Second-Hand-Markt“ an fünf Sportveranstaltungen teilnehmen konnten, sind wir mit dem, was wir erlebt haben, sehr zufrieden. Alle unsere Erwartungen – Land, Leute und Kultur – wurden in jeder Hinsicht übertroffen. Auf Wiedersehen – dsai djian Peking.“

Online-Tipp

Weitere Bilder von Lothar Riedels Reise zu den Olympischen Spielen finden Sie im Internet unter: www.mainpost.de/lokales/ schweinfurt/gerolzhofen Außerdem können sie dort auch die erschienenen Beiträge des Olympia-Tagebuchs nachlesen.

Personen- und Gepäckkontrollen erlebten Lothar und Rita Riedel (im Bild) in Peking an allen Orten. Besonders vor den Sportstätten wurden die Besucher streng kontrolliert.
| Personen- und Gepäckkontrollen erlebten Lothar und Rita Riedel (im Bild) in Peking an allen Orten. Besonders vor den Sportstätten wurden die Besucher streng kontrolliert.
 
 
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