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GEROLZHOFEN
Die Buchsbaumzünsler-Invasion
Dieser Buchsbaumzünsler wurde in Gerolzhofen in einer Küche entdeckt.
Foto: Alexander Vollmann | Dieser Buchsbaumzünsler wurde in Gerolzhofen in einer Küche entdeckt.
Norbert Vollmann
Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:54 Uhr

Eine rege Diskussion hat im Netz unser Bericht über zwei Buchsbaumzünsler-Schmetterlinge ausgelöst. Sie hatten sich dieser Tage am späteren Abend an der Hauswand auf einer Terrasse in der Gerolzhöfer Altstadt niedergelassen.

Die Reaktionen zeigen, dass der einst zu Beginn des 21. Jahrhunderts vermutlich durch den internationalen Handel mit Baumschulware aus dem ostasiatischen Raum nach Mitteleuropa eingeschleppte Kleinschmetterling im ganzen Stadtgebiet verbreitet ist. Man kann schon von einer regelrechten Invasion sprechen, wenn man nach den Kommentaren geht, die vor allem in den Sozialen Netzwerken zu finden sind. Und mehrere Gartenbesitzer hatten schon ihre liebe Mühe und Not mit den Raupen in Form von Kahlfraß an ihren Buchsbäumen und anderen Buchsgewächsen.

Mal haben Gerolzhöfer oft gleich mehrere Exemplare an der Hauswand, mal aber auch in Innenräumen wie Küche, Wohn- oder Schlafzimmer entdeckt. In die sind die Falter wohl durch die angesichts der Sommerhitze geöffneten Fenster und Türen geflattert.

Eine weniger begeisterte Kommentatorin schreibt: „Wir hatten auch die Mist-Raupen im Garten, die alle unsere Buchse angefressen haben. Jetzt flattern diese Plagegeister . . .“ Eine Familie hat inzwischen Vorkehrungen getroffen und eine Pheromon-Falle aufgestellt, die die Falter über den Sexualstoff anlockt und in die tödliche Falle lotst, wo sie sich sammeln.

So mancher hat sich auch über die kleinen „Gäste“ gewundert und ist dankbar über den Zeitungsbericht erfahren zu haben, um welchen Falter es sich dabei handelt. Eine Leserin schreibt per E-Mail: „Dank des 'Steckbriefs' vom Buchsbaumzünsler kenne ich nun meinen Feind.“ Sie habe ihre angefressenen Buchsbäume bei Dunkelheit geschüttelt. Daraufhin seien Dutzende „dieser eigentlich sehr hübschen Schmetterlinge“ herausgeflattert, berichtet sie weiter. Ihr ist es wichtig, Gartenbesitzer auf die ihren Buchsbaumgewächsen vom „samtweichen Buchsbaum-Killer“ drohenden Gefahren hinzuweisen. Sie selbst habe schon alles probiert: Raupen ablesen, wie von Fachleuten empfohlen, die Zweige mit den Eiern und Puppen abschneiden, und die Bäumchen mit Neembaum-Extrakt zur Stärkung gespritzt. Geholfen habe nichts wirklich. Gift wollte sie nicht spritzen, da Vögel in den nun löchrigen Buchs fliegen, um die dort verbliebene Raupen oder Eier zu fressen. Auch anderswo im Stadtgebiet gäbe es praktisch todgeweihte Buchsbäume zu besichtigen, teilt sie mit.

Gartenbesitzer sollten auf jeden Fall rechtzeitig reagieren, bevor der Befall zu stark sei. Dazu müsse man unbedingt die Zweige auseinander halten und den Buchs sozusagen von innen her betrachten und gegebenenfalls behandeln. Denn wenn die Fraßspuren erst von außen zu sehen seien, könne der Befall bereits weit fortgeschritten sein. So wie bei ihr, als die Gespinste mit unzähligen Eiern ebenso wie die Fraßschäden regelrecht explodiert seien. „Unseren fast ein Meter hohen und mehr als 50 Jahre alten, sehr stattlichen Buchsbaum haben die gefräßigen Zünslerraupen fast komplett ruiniert.“

Der Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis) ist wohl eine der Arten, die sich im Zuge der Erderwärmung in Gefilden wie dem hiesigen Raum auf dem unaufhaltsamen Vormarsch befinden.

Der Falter erreicht eine Flügelspannweite von etwa 40 bis 45 Millimetern. Die Vorder- und Hinterflügel sind meist seidig weiß gefärbt und mit einem breiten braunen bis nahezu schwarzen Band umsäumt. In bestimmten Gebieten gilt der Schmetterling nicht nur als Garten-, sondern bereits als Forstschädling. 2006 wurde der erste Buchsbaumzünsler in Deutschland gesichtet, 2010 in Bayern.

 
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