Wer Brennholz im Gemeinsamen Bürgerwald von Gerolzhofen und Dingolshausen bestellt hat, muss sich noch in Geduld üben. "Aufgrund der anhaltend nassen Witterung ist eine Holzrückung ohne Schädigung der Rückegassen zurzeit nicht möglich", teilt Förster Jochen Schenk im Amtsblatt der Stadt Gerolzhofen mit. Das bestellte Brennholz könne frühestens Ende März bereitgestellt werden.
In der jüngsten Verbandsversammlung des Zweckverbands "Waldpflege – Gemeinsamer Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen" referierte Schenk ebenfalls über die Lage am Brennholzmarkt. Die Böden im Bürgerwald seien stellenweise so "breiweich", wie er es in seiner bisherigen Berufslaufbahn noch nicht erlebt habe.
Warten auf trockenes Wetter
Wenn man jetzt das Brennholz rücken würde, würde dies so massive Schäden in den Rückegassen verursachen, dass man diese noch in der Ära seines Nach-Nachfolgers sehen könnte, sagte Schenk. Die Rückegassen müssten erst deutlich abtrocknen. Je nachdem, wie sich die Witterung entwickelt, könnte es also durchaus auch sein, dass das Brennholz in diesem Jahr vielleicht erst im Mai zur Verfügung stehen wird.
Die Einschlagsmenge beim Brennholz sei so bemessen, dass alle rechtzeitig abgegebenen Bestellungen bedient werden. Man werde beim vier Meter langen Polterholz insgesamt 1600 Raummeter zur Verfügung stellen; beim Sterholz werden es 70 Raummeter sein, sagte Schenk. Es gebe momentan eine sehr hohe Nachfrage nach Brennholz, insbesondere von Großhändlern. Die hohe Nachfrage hat den Effekt, dass die Preise nach oben gehen.
Vorschlag: moderate Preissteigerung
Jochen Schenk schlug den Mitgliedern des Zweckverbands vor, dass man deshalb auch die Preise für Brennholz aus dem Bürgerwald anheben sollte. Momentan kostet ein Raummeter Hartholz als Polterholz 38,50 Euro. Schenk plädierte hier für eine Erhöhung auf 40 Euro. Der Ster Hartholz kostet derzeit 62 Euro. Künftig sollte der Ster aus dem Bürgerwald dann 70 Euro kosten, schlug der Förster vor. Der Zweckverband will bis zum Beginn der kommenden Brennholz-Saison eine Entscheidung treffen.
An der Verbandsversammlung des Zweckverbands "Waldpflege – Gemeinsamer Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen" nahm auch Stephan Thierfelder, stellvertretener Amtsleiter und Bereichsleiter "Forsten" am Schweinfurter Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, teil. Er sieht einen "Zielkonflikt" beim Umgang mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Zum einen gebe es die neue Holzbau-Offensive, die von den Regierungsparteien der Ampel-Koalition auf den Weg gebracht werden soll. Gleichzeitig setze die Klimaschutzpolitik auf den Wald als CO2-Speicher. Und dann gebe es noch die Naturschutzverbände mit ihren Forderungen, mehr Bäume stehenzulassen.
Holz könnte noch wichtiger werden
Hier gebe es ganz offensichtlich verschiedene Ziele nebeneinander, so Thierfelder, "die aber nicht zur Deckungsgleiche gebracht sind". Angesichts der jüngsten dramatischen Entwicklungen in der Ukraine sollte Deutschland jetzt ein besonderes Augenmerk auf die Frage lenken, welche Rohstoffe man im eigenen Land habe. Und dazu zähle zweifelsohne das Holz, betonte der Forstexperte.
Zu Beginn der Heizperiode des Winters 2021/22 waren die Preise für die fossilen Energieträger Öl und Gas stark angestiegen. Im Freistaat Bayern konnte auch bei Brenn- und Scheitholz ein deutlicher Preisanstieg beobachtet werden. Das ist das Ergebnis der Preiserhebung, die alljährlich von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und dem Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt durchgeführt wird.
Sechs Prozent Preisanstieg
Das von den bayerischen Waldbesitzern am häufigsten angebotene Brennholzsortiment "ofenfertiges Scheitholz" kostet pro Raummeter im Schnitt aktuell 63 Euro beim Weichholz (Fichte, Kiefer usw.) und 85 Euro beim Hartholz (Buche, Eiche, Ahorn usw.). Das entspricht einem Preisanstieg gegenüber dem Vorjahr von sechs Prozent beim Weichholz und zwei Prozent beim Hartholz.
Die Verkaufspreise für Meterscheite - die man selbst noch ofenfertig sägen muss - liegen für Weichholz bei 48 Euro und für Hartholz bei 71 Euro pro Raummeter. Der aktuelle Preis liegt damit um fünf beziehungsweise 13 Prozent über den Vorjahrespreisen.
Große Preisspanne im Freistaat
Grundsätzlich ist über alle Sortimente hinweg eine mehr oder weniger große Preisspanne zu beobachten. Beispielsweise liegt der günstigste Preis für ofenfertige Hartholzscheite laut dem Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt bei 45 Euro, das teuerste Angebot beträgt 135 Euro - und entspricht damit dem dreifachen des günstigsten Angebots. Die Preise sind im Süden Bayerns am höchsten.