
Hunderte Menschen feierten an Weihnachten in Gerolzhofen und in den umliegenden Ortschaften in Gottesdiensten die Geburt des Gottessohns – auf unterschiedliche Weise. Im Mittelpunkt stand bei allen das Kind in der Krippe, ganz gleich, ob in Form von Liedern, Texten oder kleinen Aufführungen. Für alle sichtbar wurde das, worum sich Weihnachten dreht, in der Stadtpfarrkirche in Gerolzhofen. Dort lag ein Jesuskind vor dem Altar auf einem hölzernen Wagenrad, dessen Speichen golden umwickelt waren. "Von ihm geht alles Licht der Welt aus", sagte Pfarrer Stefan Mai.
Er erinnerte in seiner Predigt während der Christmette an Heiligabend an längst vergangene Kindertage. Damals habe Weihnachten noch einen ganz eigenen Zauberglanz gehabt, an den sich Erwachsene höchstens wehmütig erinnern könnten. Mit fortschreitendem Alter würde Weihnachten als festlicher Anlass wie selbstverständlich organisiert. "Aber das verzaubernde Weihnachtsgefühl der Kinderzeit will sich nicht mehr so recht einstellen", stellte Mai fest.
Dabei lohne es sich für Erwachsene, mit Kinderaugen in die Welt und auf die Menschen zu schauen: über Dinge staunen, ohne Argwohn erst einmal das Gute im anderen sehen, das Vertrauen, dass es andere gut mit uns meinen, das Wundern über das, "was alles gut geht in unserem Leben und was wir an Schönem erleben dürfen", und das Sich-freuen-dürfen über eine sorgenfreie Zeit – dieses Empfinden von Kindern sei ein kostbarer Schatz in uns, den es im Alter zu bewahren gelte, meinte der Pfarrer.

Hirten reagieren auf die Botschaft der Engel
Doch dafür müssten die Menschen aufnahmebereit sein für die Botschaft des Weihnachtsevangeliums, das eine echte "Resonanzgeschichte" sei, wie Mai während des vom Projektchor des Pastoralen Raums umrahmten Hochamts in der Gerolzhöfer Stadtpfarrkirche am ersten Weihnachtsfeiertag predigte. Die Botschaft des Engels stieß bei den Hirten auf Widerhall – auf offene Ohren und Herzen. Die Hirten reagierten, machten sich auf nach Bethlehem und fanden, wie es ihnen prophezeit war, das Kind in der Krippe. "Die Hirten sind davon so beeindruckt, dass sie zurückkehren und Gott dafür loben und preisen", sagte Mai.

So entwickelte sich eine Kettenreaktion: Vom Himmel angestoßen, kehrten die Resonanzwellen dorthin zurück, so Mai. Die Botschaft von der Geburt Jesu möchte uns mahnen, genau hinzuhören, wenn jemand uns etwas erzählt und damit kein Gehör findet. "Vielleicht steckt für dich eine wichtige Botschaft drin", sagte der Geistliche.
Um die für ihn zentrale Botschaft von Weihnachten ging es auch Pfarrer Reiner Apel. "Das Gloria der Engel setzt sich durch, es bleibt hörbar und scheint in die Welt hinein", fasst der Geistliche den Inhalt zusammen, den er während seiner Weihnachtspredigten in der Evangelischen Erlöserkirche den Gläubigen vermittelte. Hinter dem Schlimmen in der Welt, den Unglücken und Kriegen, dem Anschlag von Magdeburg, dem Hass und dem Leid der Menschen, das viele Menschen aktuell trifft und beschäftigt, dürfe die Gewissheit nicht verloren gehen, dass Gott den Menschen zugewandt und ihnen nahe ist.
Gottes menschenfreundliche Botschaft verbreiten
Auch den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern käme dabei die Rolle der Kinder zu, die an Heiligabend nachmittags das Krippenspiel in der Evangelischen Kirche aufführten: Sie sollten die menschenfreundliche Botschaft von Jesu Geburt in die Welt tragen. "Wer sich auf Gott einlässt, der kann in der Welt etwas verändern", sagte Apel. Hierfür sollten die Menschen sich öffnen.
Für offene Herzen warb auch die ökumenische Kinderkirche im Pfarrer-Hersam-Haus. Im proppenvollen Saal zeigten am Nachmittag von Heiligabend ein Dutzend Mädchen und Jungen die Herbergssuche als Krippenspiel. Nicht alle Menschen waren bereit, den Gottessohn, der mit Liebe und Freude auf die Welt kam, bei sich aufzunehmen und in ihr Herz zu lassen.

In einem noch freieren kirchlichen Rahmen kamen an Heiligabend nachmittags etwa 250 Besucherinnen und Besucher zur fünften "Besinnlichen Weihnacht" ins Steigerwald-Stadion, veranstaltet von der katholischen Pfarrgemeinde und dem FC Gerolzhofen. Unter dem Titel "Engel verkünden den Frieden" gestaltete Pastoralreferent Josef Pohli den Gottesdienst. In dessen Verlauf ging er auf den Unfrieden in der Welt und die Sehnsucht der Menschen nach Frieden ein.
Ausgehend vom Stall von Bethlehem könne sich "eine Dynamik des Friedens" entwickeln, wenn alle ihren Teil dazu beitragen, sagte er. Ein Blechbläserterzett unter Leitung von Karl-Heinz Sauer spielte dazu Advents- und Weihnachtslieder, und Emilia Braun und Vanessa Burger traten als Sängerinnen auf.