
Seit mehreren Jahren wird in Deutschland kontrovers über die Einführung der Vier-Tage-Woche debattiert. Der Schweinfurter Friseur Matthias Herzberg findet, die klassische Fünf-Tage-Woche "ist voll 2008". Sie sei längst überholt. Nun führte der 33-Jährige in seinem Salon in der Schweinfurter Innenstadt die Vier-Tage-Woche ein.
Ein Rasierer surrt über den Kopf eines Kunden, einer Kundin werden Foliensträhnchen knisternd aufgetragen und im hinteren Teil des Artroom-Friseursalons wird eine junge Frau mit Wallemähne beraten. Es ist ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag im Friseursalon in der Schweinfurter Innenstadt. Doch nur auf den ersten Blick – denn seit dem ersten Januar gilt hier die 4-Tage-Woche.
Einführung der Vier-Tage-Woche war eine Teamentscheidung
Die Idee zur 4-Tage-Woche kam dem Inhaber Matthias Herzberg bereits vor zwei Jahren. Sein Vorschlag zum neuen Arbeitsmodell stieß bei seiner ehemaligen Geschäftspartnerin allerdings auf wenig Gegenliebe, erzählt der Friseur. Das Dogma, dass der Samstag für viele der Friseurtag schlechthin sei, überwog damals. Doch nun, als alleiniger Geschäftsführer des Salons, stürzte er sich mit seinem 13-köpfigen Team und viel Herzblut auf das New-Work-Projekt.
Gemeinsam mit seinem Team überlegte der Colorist, wie das Vier-Tage-Modell im Salon, wo man nun mal am Kunden arbeitet, gelingen kann. Sein Vorschlag: Am Samstag den Laden schließen und unter der Woche dafür länger arbeiten. Das stieß zunächst auf Skepsis im Team, doch die Aussicht dafür drei Tage am Stück freizuhaben, überzeugte letztendlich.

Seitdem werden im Artroom an vier Tagen – von Dienstag bis Freitag – von 7.30 bis 18 Uhr Ansätze nachkoloriert, Locken wieder zum Springen gebracht und Balayage-Highlights gesetzt. Die Friseurinnen arbeiten nun neuneinhalb Stunden, anstatt der acht Stunden wie zuvor. Eine Stunde Pause gibt es dazu on top.
Ein erstes Feedback von der Belegschaft gibt es bereits. "Die Mädchen haben nach der ersten Woche gemeint, wir gehen nie wieder ins alte Modell zurück", berichtet Herzberg. Doch ein realistischer Blick ist ihm wichtig: "Am Ende müssen die Zahlen stimmen."
Vier-Tage-Woche ist keine Wohlfahrt: Geld muss verdient und Löhne bezahlt werden
Weniger zu arbeiten, bei gleichem Lohn, sei für ihn aber keine Option gewesen: "Ich wollte auch nicht auf den Umsatz verzichten. Wir müssen Geld verdienen und die Löhne müssen bezahlt werden. Wir sind schließlich ein Unternehmen und keine Wohlfahrt", erklärt er.
Kollegen aus seiner Branche, die vor ihm das Vier-Tage-Modell eingeführt haben, ermutigten ihn, den Schritt zu gehen. Es gebe weniger Krankheitstage und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten "mehr Bock zu arbeiten", berichteten sie ihm.

Ein weiter Aspekt für Herzberg sind die Bedürfnisse seiner Mitarbeiterinnen. Sie selbst sind auf ihn zugegangen mit dem Wunsch der Vier-Tage-Woche. "Ich möchte als Arbeitgeber ja modern sein und junge Leute anziehen", argumentiert der Unternehmer. Sein Team bestehe ausschließlich aus jungen Friseurinnen. "Du musst ihnen etwas bieten, weil sonst verlierst du deine Mitarbeiter und ich will ja meine halten", findet Herzberg.
Weniger Leerlaufzeit, mehr Teamwork
Eine interessante Beobachtung machte der Friseur bei den Mitarbeiterinnen, die bereits in einem Vier-Tage-Modell mit weniger Stunden arbeiteten. Diese Mitarbeiterinnen haben sich deutlich besser organisiert – weniger Leerlaufzeit, mehr Teamwork.
Friseurmeisterin Jaqueline Hermann arbeitet seit 2020 im Artroom. Ihr gefällt es, dass die Arbeitswoche nun kompakter sei als vorher. Die eineinhalb Stunden mehr am Tag machen ihr nichts aus. "In der Woche ist man produktiver, dann habe ich auch drei Tage, die ich für mich nutzen kann", erzählt sie.
Es gibt auch eine weitere erfreuliche Entwicklung im Salon. Die Mitarbeiterinnen, die vorher Teilzeit arbeiteten, arbeiten seit der Umstellung wieder in Vollzeit. "Es ist das beste aus beiden Welten", freut sich Herzberg. Es sei zwar ein langer Arbeitstag, aber der gehe auch schnell vorbei.
"Man hat eine ganz andere Lebensqualität", findet Friseurin Anna Müller
Anna Müller arbeitet seit 2021 im Salon, seit letztem Jahr in Teilzeit. Seit der Umstellung arbeitet sie wieder in Vollzeit. "Es ist sehr cool. Man hat eine ganz andere Lebensqualität", schwärmt sie. Nun, da sie wieder 38 Stunden in der Woche arbeitet, habe sie zwar noch immer die Vier-Tage-Woche, nur dass sie jetzt wieder mehr Geld verdiene. Mit dem Arbeitsmodell ist sie sehr zufrieden. "Es ist viel cooler, vier Tage zu arbeiten und dann drei freizuhaben", findet Müller.
Katharina Abdelfattah ist die erste Kundin des heutigen Tages. Seit halb acht sitzt sie im Friseurstuhl und lässt sich neue Highlights setzen. "Es ist echt praktisch, früh zum Friseur zu gehen", findet sie. Vorher musste sie sich den halben Tag dafür freinehmen.

Auch Tim Edenhofner ist vollends zufrieden mit der Vier-Tage-Woche bei seinem Stammfriseur. Vor allem die frühen Öffnungszeiten finde er gut. "Für mich ist es besser mit meiner Arbeit vereinbar, da ich im Wechselschichtmodell arbeite. Deswegen ist es für mich cool, wenn ich meinen Friseurbesuch vor der Arbeit erledigen kann. Dann habe ich Abends auch Zeit für andere Dinge."
Wie sich das neue Arbeitsmodell zukünftig bewährt, wisse Herzberg noch nicht. Zurück zur alten Fünf-Tage-Woche könne man allerdings jederzeit. Der Vier-Tage-Woche wird Herzberg jedenfalls eine Chance geben. Ob sich am Ende das "2008er-Modell" durchsetzt oder das Work-Life-Balance-Modell, wird sich hier im Schweinfurter Artroom zeigen.
oder sollten es sein.
Da können Bittsteller meist auch nur an 4 Vormittagen und einem Nachmittag in der Woche vorstellig werden. Dabei noch zu Zeiten, wo man normalerweise arbeiten muss. Online ist eh kein Ämtle erreichbar. Gut, eine 4 Tagewoche ist das zwar nicht, aber auf viel mehr Wochenstunden als 32 kommt man dort auch nicht, auch wenn auch ausserhalb des "Parteiverkehrs" wohl Anwesenheitspflicht herrscht. Da wird wohl die Werkstatt gekehrt, E Mails ausgedruckt und mit dem Handwächele ins Archiv gefahren, und der Altpapierreißwolf gefüttert, vermute ich.
Also nur keinen Stress. Herr Herzberg kann selbst bestimmen, wie lange er seine Leute arbeiten lässt. Wenn es Konsequenzen hat, negativ wie positiv, trägt er sie auch selbst und niemand anderes.
Er kann es doch gestalten wie er möchte und bei Bedarf wieder ändern, wo ist das Problem?
Ich wünsche Herrn Herzberg weiterhin viel Erfolg.
Wenn ein Frisör zu eine üblichen Servicezeit, geschlossen hat, dann mag das für die Work-Life-Balance der Mitarbeiter gut sein. Aber ... ich gehe als Kunde kein zweites mal hin!
Wenn ich in die entsprechenden Bereiche im Ausland schaue, sehe ich da keine 5-, sondern eine 6-Tage-Woche, zumindest was die Servicezeiten (= Öffnungszeiten) angeht!
Wir konnten uns nicht unsere Pyschokrise einreden oder haben nach Work-Life-Balance gerufen. Nein wir haben für die Familie und die Rente gesorgt und die Welt war auch in Ordnung.
Sie haben vielleicht mal gelegentlich 10 Stunden am Tag gearbeitet. Aber nicht regelmäßig 4 Tage a 10 Stunden pro Woche.
Die 80er Jahre war die Zeit der Streiks für eine 35-Stunden-Woche und nix von 4-Tage-Woche
schaffen sich Dienstleiter selbst ab!
Dann aber bitte nicht über die Coronakrise oder die böse Ampel jammern!
4 Tagewoche fürs Personal und 5 bzw. 6 Tage für den Kunden, dann würde sich auch ein Kunde beim Dienstleister vielleicht wohlfühlen.
Was sagte man in den öffentlichen Verwaltungen als es um einen verlängerten Dienstleistungsnachmittag ging: Alles eine Frage der Organisation!
Urlaub nehmen um mal zum Friseur zu können (Friseur ist nur Beispielhaft) - Nein Danke!
Nur weil sie irgendwas wollen muss Gott sei Dank nicht mehr jeder springen. Endlich ändern sich die Zeiten.
Nochmals: wenn für einen Dienstleister das Wohlbefinden des Personals wichtiger ist wie der Kunde, dann stimmt was nicht. So eine Waage kippt!
Wenn der Laden brummt, bekommet er bei GUTER Bezahlung genügend Personal (wenn gewünscht in einer 4 Tagewoche) um 6 Werktage zu öffnen.
Eines noch: glauben sie im Ernst, in dieser Branche, arbeiten alle Angestellten in Vollzeit? Ergo, der Personalplan ist bei GUTER Bezahlung noch flexibler in Richtung Kundenbedürfnisse zu gestallten.
Deutsche Dienstleister schaffen sich selbst ab!
Mir sind Unternehmer tausendmal lieber die auch mal etwas ausprobieren als im Gestern erstarren.
Das sollten sich auch manche Parteien zu Herzen nehmen.
Viel Glück und zufriedene Kunden die von zufriedenen Personal bedient wird.