
Um die Ecke könnten, aber kommen weder Winnetou noch Old Shatterhand. In dem bis zu 48 Meter tiefen See unter der bis zu einhundert Meter hohen Steilwand liegt auch kein Schatz. Wand und Wasser der „Traumecke“ gehören zu den „verwunschenen“ und „geheimnisvollsten Plätzen“ im Schweinfurter Landkreis, war sich die kleine Besuchergruppe einig.
Von Hausen bei Schonungen führt eine gut ausgebaute Straße unterhalb der Naturschutzflächen der Hauserner Talhänge zu dem Hausener Steinbruch, wo 1998 der Abbau von Muschelkalk eingestellt wurde und im Jahr 2004 die Renaturierung begann. Zu der kleinen Besuchergruppe gehörten beim Pressetermin Schonungens Bürgermeister Stefan Rottman, Gemeindeförster Rainer Seufert, Landschaftsarchitektin Christine Meyer, Christoph Aumüller von der Basalt-Actien-Gesellschaft (Linz/Rhein) und der Biologe Bernhard Moos, der die Renaturierung als „total gelungen“ einstuft, „alle Ziele erreicht“ sieht.
Ausbaupläne aufgegeben
Im Jahr 1998 hatte die Basal-Actien-Gesellschaft ihren Plan, die Abbaufläche zu erweitern, wegen des Widerstands aus der Bevölkerung aufgegeben. Der damalige Bürgerentscheid hatte sich vor allem gegen den Schwerlastverkehr durch Hausen und Schonungen gewandt.
Ursprünglich sollte das 4,5 Kilometer nördlich von Schonungen und fünf Kilometer östlich von Schweinfurt in einem Laubmischwald und weitab von Straßen und Bebauung gelegene Gelände verfüllt und wieder Wald werden. Doch da der Main wie die meisten deutschen Flüsse in ein enges Bett gezwungen ist und seine Flachwasserzonen verschwunden sind, gab man für die Renaturierung neue Ziele vor.
Das Renaturierungskonzept
Der Abbau von Muschelkalk hatte 1969 durch die Firma Wendt begonnen. Nach einigen Betreiberwechseln hatte die Basalt AG den Steinbruch übernommen, die dann 2004 in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt die W. Röth GmbH (Landschaftsarchitekten, Amberg) mit der Erstellung eines Renaturierungskonzepts beauftragte.
Der Kalksteinbruch beherbergte bereits nach Abbauende trotz seiner geringen Größe von 9,5 Hektar ein vielfältiges Standortmosaik mit Abbruchwänden, nährstoffarmem Grundwassersee, Kleingewässern, Schotterflächen, Bruchsteinschüttungen und Abraumhalden, weshalb das Gelände nur geringfügig zu modellieren war. Mit Ausnahme einer kleinen naturnahen Aufforstung wurde das gesamte Areal der Natur überlassen. Entfernt wurde unerwünschter Gehölzwuchs nicht heimischer Arten, etwa der Robinie.
Umbau noch nicht abgeschlossen
Heute hat der ehemalige Steinbruch im Zusammenspiel mit dem Wald Bedeutung auch für die Vogelwelt. Gebrütet hat hier auch schon der Uhu. Noch nicht abgeschlossen ist der Umbau von Flächen zu Magerrasen, der einmal 100 Arten aufweisen wird. Mit 60 Arten hat die Vielfalt gegenüber 1998 aber bereits gewaltig zugenommen.
In den flachen Gewässerausläufen hat sich Röhrichtbestand etabliert. Bunt ist auch die Artenvielfalt bei den Lebewesen geworden (etwa Flussregenpfeifer, Heuschrecken, Grashüpfer oder Sandlaufkäfer, aber auch Grasfrosch, Teichmolch, Erdkröte, Bergmolch und Libellenarten).
Brüchige Felswände
Den brüchigen Felswänden fehlen größere Vorsprünge, Nischen und Höhlen. Entwickelt hat sich so eine magere Felsbandvegetation mit Brutplätzen für die Bachstelze und den Hausrotschwanz.
Durch die eine jährliche Mahd nach der Brutzeit (Mahdgut wird abgefahren) sollen sich im Laufe der Zeit noch mehr seltene Pflanzenarten einstellen, welche wiederum auch die vielfach gefährdeten Großschmetterlingsarten anlocken werden.
Unverkäufliches Naturparadies
Eigentümer des unverkäuflichen Steinbruchs ist seit 2004 die Gemeinde Schonungen. Zwei Kaufanfragen hat Bürgermeister Stefan Rottmann erst in jüngster Zeit abgewiesen. Nachgefragt war der ehemalige Abbau von Muschelkalk als Freizeitgelände mit Wochenendhaus.
Schon 2004 hatte die Gemeinde – damals noch für die Basalt AG – einen Zaun um das auch heute nicht öffentlich zugängliche Gelände gezogen. Zaun und Flächen werden regelmäßig kontrolliert. Mit dem Zaun erfüllt Schonungen seine Verkehrssicherungspflicht. Die brüchigen Felswände lassen eine unkontrollierte Begehung des Naturparadieses nicht zu.
Sanfter Übergang
Den bewaldeten Rand um den Steinbruch hat die Gemeinde aus der Nutzung genommen, wodurch ein sanfter Übergang von Flora und Fauna im Steinbruch zu dem Naturraum des Hesselbacher Berglands und zu dem Naturschutzgebiet Hausener Tal mit dem Ottenhäuser Grund und dem Hesselbacher Grund geschaffen ist.





