Es ist gespenstisch ruhig – der Wildpark an den Eichen ist geschlossen, die Eingangstore sind mit einer Kette versperrt. Dort, wo sonst Jogger und Hundebesitzer ihre Runden drehen und Familien Wildtiere bestaunen und Spielplätze bevölkern, herrscht aktuell und gerade für die Ferienzeit ganz untypisch gähnende Leere.
Mit "gruselig" umschreibt Tierpflegerin Nicole Metzger die Stimmung im 18 Hektar großen Wildpark im ersten Lockdown; mittlerweile sagt Metzger, habe sich das zwölfköpfige Team an die Situation irgendwie fast gewöhnt. Im zweiten Lockdown war das Erholungsareal der Stadt Schweinfurt für die Besucher ganze sieben Monate unerreichbar; nun ist der Wildpark erneut geschlossen, seit die Bayerische Staatsregierung am 24. November angesichts der steigenden Corona-Inzidenz erst 2G-plus verhängte und das Ganze dann Mitte Dezember auf 2G revidierte.
Für den Wildpark mit seiner kostenfreien Eintrittsstruktur waren die vorgeschriebenen Eingangskontrollen personell schlicht nicht zu stemmen. Lediglich am vierten Adventssonntag gab es dank Überstunden des Personals und der ehrenamtlichen Unterstützung der "Wildparkfreunde" einmalig eine Sonderöffnung, wie Wildparkleiter Thomas Leier im Gespräch erklärt, für das er extra seinen Weihnachtsurlaub unterbrochen hat.
Und doch geht das Leben dort trotz der erzwungenen Ruhe seinen gewohnten Gang. Für Leier ist der Wildpark "ein Bild aus 1000 Mosaiksteinen, das sich ständig verändert". "Hier werden Emotionen verschenkt", sagt Leier schmunzelnd, und so ist ständig alles in Bewegung, um Mensch und Tier das Optimum zu bieten. Gerade entsteht ein neues Vogelgebäude mit dem schönen Namen "BeoPOLIS", neben dem aktuell geschlossenen Kiosk – ein herber finanzieller Einbruch für den Wildpark – wird ein neues Kioskgebäude mit angeschlossener Futterküche gebaut.
Und natürlich muss der Wildpark gepflegt, die vielen Tiere versorgt werden, wie ein Rundgang mit Tierpflegerin Nicole Metzger zeigt. Gleich im ersten Gehege der zotteligen Hochlandrinder und Damhirsche mistet Harald Häusinger aus, an einer anderen Stelle wird gehämmert, ein Bulldog saust um die Ecke und Schreiner Nikolaj Pfeif ist mit einem Koffer voller Werkzeug unterwegs.
Auch Tierpflegerin Nicole Metzger muss ihren Rundgang täglich erledigen, gemeinsam mit Isolde Walter teilt sie sich die tierpflegerischen Aufgaben. Ein "Traumjob", wie sie sagt, den sie nach über 30 Jahren im Einzelhandel auf Umwegen entdeckt hat. Nach einer ersten Zeit im Softeis-Stand hat sie sich auf Betreiben von Leier 2019 zur Werkstierpflegerin mit IHK-Abschluss ausbilden lassen.
Bevor es mit Wasser und Futter zu den Fleischfressern geht, gibt es einen kleinen Abstecher in den Streichelzoo. Zicklein Katrin kommt sofort geflitzt, als sie die Stimme der Tierpflegerin hört. Die hat es nämlich als "Flaschenkind" im Frühjahr 2021 im heimischen Wohnzimmer aufgezogen und dann ganz vorsichtig an den wildparkeignen Bauernhof mit Streichelzoo gewöhnt. Doch auch die anderen kuschelig-weichen Ziegen sind anlehnungsbedürftig und genießen die aktuell sicher selteneren Streicheleinheiten.
Im Laufe der nächsten Stunden gibt es einen tollen Blick hinter die Wildparkkulissen mit beeindruckende Begegnungen. Gänsegeier Edith ist ziemlich neugierig, die Luchse dagegen eher scheu. Wir streicheln fröhlich blökende Jakobsschafe, und einer der Bartkauze macht sich einen Spaß und saust ganz knapp über unsere Köpfe hinweg, bevor er sich auf die männlichen Entenküken stürzt, die Tierpflegerin Metzger auf Ästen drapiert hat.
Auch das gehört zur Philosophie des Wildparks; die Tiere sollen sich nämlich ihr Futter erarbeiten, dafür wird ihnen ein weitläufiges Areal mit komfortablen Rückzugsmöglichkeiten geboten und so dauert es, bis wir die zwei Elche erspähen. Die beiden sind übrigens die gefährlichsten Tiere im Wildpark, wie Metzger erklärt, mit ihren Hufen können sie im Steigen großen Schaden anrichten und so werden Daja und Lasse dank einer besonderen Vorrichtung kontaktlos gefüttert.
Zum Schluss geht es zum Vogelhaus; hier wartet ein weiteres "Ziehkind" auf Nicole Metzger: Beo "Piepmatz", der uns mit einem fröhlichen Liedchen und einem kehligen "Hallo" begrüßt. Gerade die mitteilsamen Beos vermissen die Besucher sehr, sagt Metzger und stellt weiter fest: "Wäre schön, wenn der Wildpark bald wieder öffnet.
Ab 8. Januar an den Wochenenden geöffnet
Das wünscht sich auch Wildparkleiter Thomas Leier, und so wurde mit dem Förderverein "Freunde des Wildparks Schweinfurt e.V." und dem Sicherheitsdienst24.com ein Konzept erarbeitet, damit der Wildpark ab 8. Januar zumindest an Samstagen und Sonntagen, von 10.30 bis 16.30 Uhr, geöffnet werden kann.
Für alle Besucher gilt die „2G-Regelung“ – wonach der Zutritt in den Wildpark nur für Geimpfte, Genesene und für Kinder bis 14 Jahre möglich ist. Das Tragen einer FFP2-Maske ist im Eingangsbereich und beim Toilettengang verpflichtend. Aufgrund der gültigen Abstandsregel können sich maximal 1.200 Personen zeitgleich im Wildpark aufhalten.
Wichtig: Die Besucher werden gebeten, den Haupteingang in der Albin-Kitzinger-Straße als Ein- und Ausgang zu nutzen. Ein herzliches Dankeschön gilt dem Förderverein Freunde des Wildparks Schweinfurt e.V. und dem Sicherheitsdienst24.com ohne deren Unterstützung die Öffnung an den Wochenenden nicht umsetzbar wäre!