
Von großer Aufregung ist bei der Probe des Posaunenchors nicht viel zu bemerken. Der Chor spielt seine Stücke wie immer – gekonnt und routiniert. Flott und harmonisch dröhnen die Posaunen und die Trompeten der Blechmusikerinnen und Blechmusiker durch die Erlöserkirche in Gerolzhofen. Die Stimmung im Chor ist ausgelassen. Kein Wunder, denn der Evangelische Posaunenchor ist für den Deutschen Engagementpreis 2023 nominiert.
Der Engagementpreis ehrt jedes Jahr Menschen, Initiativen, Unternehmen sowie öffentliche Verwaltungen in fünf Kategorien ("Chancen schaffen", "Grenzen überwinden", "Leben bewahren", "Demokratie stärken", "Zusammenhalt leben") und mit einem Publikumspreis. Der Posaunenchor hat es zwar nicht unter die Gewinner der fünf Kategorien geschafft, berichtet Posaunenchorleiterin Martina Heßmer, denn die Kategorie-Gewinnerinnen und -Gewinner wurden durch eine Fachjury ausgewählt und bei der Preisverleihung Anfang Dezember bekannt gegeben.
Doch die Chancen des Posaunenchors auf den Publikumspreis bestehen noch. Bürgerinnen und Bürger können für ihre Favoritin oder ihren Favoriten online oder über die auf der Website bereitgestellte Unterschriftenliste abstimmen.

Neue Motivation durch zahlreiche Reaktionen auf den Youtube-Kanal des Posaunenchors
Der Publikumspreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Knapp 390 Mitbewerberinnen und Mitbewerber sind im Rennen um den Preis.
Es ist die gelebte Gemeinschaft, die den Posaunenchor in Gerolzhofen so besonders macht, berichtet Posaunenchorleiterin Martina Heßmer. "Wenn einer mal nicht da ist, fällt das im Chor sofort auf." Und obwohl die Blechmusikanten seit Jahren miteinander musizieren, brachte der Corona-Lockdown eine neue Dynamik in den Chor. Ein Tag vor dem ersten Lockdown versammelte sich der Posaunenchor nochmal, weit auseinander aufgestellt, und spielte die ersten vier Sonntagsgruß-Choräle ein, die dann auf ihrem damals neu geschaffenen Youtube-Kanal gepostet wurden.
Der Sonntagsgruß des Posaunenchors ist ein musikalischer Video-Gruß zur Ermutigung der Mitmenschen zu Beginn der Corona-Pandemie, als Gottesdienste untersagt wurden. Dieses Musikprojekt erfreute sich großer Beliebtheit in Gerolzhofen und darüber hinaus. Der Sonntagsgruß wurde in Ghana, in Südafrika und sogar in Kanada gehört.

Der Sonntagsgruß wurde zur Sterbebegleitung eingesetzt.
"Es gab ganz ungewöhnliche Rückmeldungen", erzählt Heßmer. Die Musik des Posaunenchors wurde sogar während einer Sterbebegleitung eingesetzt. "Als keiner mehr wusste wie sie am Sterbebett beten sollten, hat einer gesagt, komm das machen wir jetzt, und dann am Ende haben die, die noch konnten, für denjenigen zusammen gesungen", berichtet Heßmer gerührt.
Auch die Kongregation der Schwestern des Erlösers in Würzburg haben in der Pandemie die Lieder des Chors für ihre Abendgebete genutzt. Die Chorleiterin und ihr Ehemann Ralf Heßmer erzählten zudem, dass ihre Musik eine Freundin dazu brachte, ihre Einstellung gegenüber der Kirche in Frage zu stellen. "Das waren die Momente, wo wir gedacht haben, dafür machen wir weiter", betont Heßmer.
Knapp 390 Projekte stehen zur Wahl zum Publikumspreis – auch der Gerolzhofer Posaunenchor.
Ein weiterer Ansporn war der Ehrenamtspreis der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, den der Posaunenchor im letzten Jahr gewonnen hat. "Das hat uns alle umgehauen", erzählt Heßmer. Die bayerische Evangelisch-Lutherische Kirche nominierte den Posaunenchor auch für den Deutschen Engagementpreis. Die Konkurrenz ist groß, knapp 390 Projekte buhlen um die Aufmerksamkeit.
"Wir würden schon gern gewinnen", erzählt Heßmer freudig. Bis zum 24. Oktober können die Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme abgeben. Ob es für den Gerolzhöfer Posaunenchor mit dem Publikumspreis klappt, wird am 5. Dezember zur großen Preisverleihung des Deutschen Engagementpreises 2023 in Berlin bekanntgegeben.