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Schweinfurt
Der Eiskugel-Checker: Erdbeere, Vanille und Pistazie – entscheidend ist nicht der Preis, sondern das Gewicht
Christian Kiesel aus Sennfeld hat mit seiner Tochter Tessa Eiskugeln gewogen. In sechs Eisdielen im Raum Schweinfurt wurde verglichen. Das Ergebnis ist erstaunlich.
Diese Kugel Erdbeereis bringt 110 Gramm auf die Waage, ohne Waffel und Becher. Es war das höchste Gewicht bei sechs getesteten Eisdielen. 
Foto: Josef Lamber | Diese Kugel Erdbeereis bringt 110 Gramm auf die Waage, ohne Waffel und Becher. Es war das höchste Gewicht bei sechs getesteten Eisdielen. 
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 24.04.2025 04:00 Uhr

Heißes Wetter, heiße Eispreise: Wer heute eine Kugel Eis kauft, zieht gerne den Vergleich zu früher, als man noch für ein paar Pfennige Eiscreme schlecken konnte. Seit Jahren wird die Kugel Eis aber immer teurer. In dieser Saison kostet sie im Raum Schweinfurt zwischen 1,60 und 1,80 Euro, für Premiumsorten zahlt man mancherorts sogar zwei Euro.

Wer jetzt schlussfolgert, dass man in der Eisdiele mit dem günstigsten Kugel-Preis das beste Schnäppchen macht, liegt falsch. Christian Kiesel und seine zehnjährige Tochter Tessa haben nämlich herausgefunden, dass nicht der Preis pro Kugel entscheidend ist, sondern die Menge Eis, die man pro Kugel erhält. Weil diese teils erheblich differiert, ergeben sich Preisunterschiede von bis zu 97 Prozent.

In den vergangenen Wochen ist der Sennfelder mit seiner Tochter von Eisdiele zu Eisdiele gezogen und hat "Eisproben gezogen". In jeder Eisdiele bestellten die beiden je eine Kugel Erdbeereis, Vanilleeis und Pistazieneis. Auf der mitgebrachten Mini-Digitalwaage wurde jede Eisprobe vor dem Verzehr gewogen, danach das Bechergewicht abgezogen und anhand des Kugel-Preises der durchschnittliche Preis pro 10 Gramm Eis errechnet.

Die Eiskugel-Checker: Christian Kiesel aus Sennfeld und seine zehnjährige Tochter Tessa haben mit einem wissenschaftlichen Test herausgefunden, dass es deutliche Unterschiede bei den Eisdielen gibt, was die  Menge an Eis pro Kugel betrifft.
Foto: Josef Lamber | Die Eiskugel-Checker: Christian Kiesel aus Sennfeld und seine zehnjährige Tochter Tessa haben mit einem wissenschaftlichen Test herausgefunden, dass es deutliche Unterschiede bei den Eisdielen gibt, was die  ...

Das Ergebnis lässt aufhorchen: Liegen die einzelnen Kugelgewichte pro Eisdiele noch im vergleichbaren Bereich, so weichen sie unter den sechs getesteten Eisdielen stark voneinander ab. Beim Testsieger, einer Eisdiele in Schweinfurt, bekommt man im Schnitt doppelt so viel Eis pro Kugel wie beim Tabellenletzten, einer Eisdiele im Landkreis Schweinfurt. Mit 1,60 Euro ist dort die Kugel Eis zwar um 10 Cent günstiger, umgerechnet aber zahlt der Kunde für 10 Gramm Eis 30,4 Cent, während beim Testsieger nur 15,4 Cent fällig sind.     

Bauchgefühl wissenschaftlich untermauert

"Ich dachte schon immer, dass man bei manchen Eisdielen im Landkreis weniger Eis als in Schweinfurt bekommt", sagt Christian Kiesel. Weil er sein "Gefühl" wissenschaftlich untermauern wollte, beschloss der 49-jährige Bundeswehrsoldat, einen Eisdielen-Vergleich zu machen. Zuerst habe ihn die Familie belächelt, doch Tochter Tessa konnte er schließlich für den außergewöhnlichen Test begeistern.  

Bevor es losging, haben Vater und Tochter eine Tabelle erstellt, in die nach jedem Eisdielenbesuch das Testergebnis eingetragen wurde. Die Auswahl der sechs Eisdielen erfolgte allein nach den familiären Gepflogenheiten. "Wir haben die getestet, wo wir öfters hingehen", erklärt Christian Kiesel. Die Auswahl der Eissorten Erdbeere, Vanille und Pistazie erfolgte ebenfalls nach persönlichem Geschmack und deckt gleichzeitig einen Querschnitt von Standard- bis Premiumsorten ab.   

Die Proben wurden alle in einem Drei-Wochen-Zeitraum genommen und mit der gleichen Waage gewogen, versichert Christian Kiesel. Die Mini-Digitalwaage hat er sich übrigens extra für den Eisdielen-Kugel-Check zugelegt. Er räumt ein, dass die Gewichte auch je nach Mitarbeiter oder Mitarbeiterin an der Ausgabe variieren können. Der Test habe trotzdem aber eindeutig bestätigt, dass "mancher bei der Eismenge trickst". 

Keine Preiskritik, sondern Mengenkritik

Christian Kiesel und Tochter Tessa haben ihre Tabelle in der Facebook-Gruppe "Sennfeld in Unterfranken" gepostet. Mitglieder dieser Gruppe können hier die Ergebnisse für jede der sechs getesteten Eisdielen nachlesen. Beim Testsieger mit einem Kugelpreis von 1,70 Euro zum Beispiel brachte die Erdbeerkugel 110 Gramm auf die Wage, die Vanille-Kugel 119 Gramm und die Kugel Pistazie 101 Gramm. Daraus errechnet sich ein Durchschnittspreis pro 10 Gramm Eis von 15,4 Cent.

Beim Drittplatzierten mit gleichem Kugelpreis ergibt sich ein Durchschnittspreis für 10 Gramm Eis von 20,3 Cent, weil die drei Kugeln nur zwischen 78,8 und 97,1 Gramm auf die Waage brachten. Beim Tabellenletzten mit 1,60 Euro Kugelpreis wog die Erdbeerkugel sogar nur 49,9 Gramm. Die Vanillekugel brachte es auf 51,2 Gramm, Pistazie auf 57,2 Gramm. Das ergibt einen durchschnittlichen Preis von 30,4 Cent für 10 Gramm Eis.   

Der Sennfelder betont, dass er keine Kritik an der Höhe der Preise übe. Dafür gebe es viele Gründe wie gestiegene Kosten für Rohstoffe, Energie oder Service. Aufgrund der deutlich unterschiedlichen Mengen in den getesteten Eisdielen aber "scheint sich so mancher eine goldene Kugel verdienen zu wollen". Das Eis übrigens sei überall sehr lecker gewesen. 

Für seinen Facebook-Post hat Christian Kiesel in der Gruppe viele "Daumen hoch" bekommen. Und Tochter Tessa viel Bewunderung im Freundeskreis für die "wissenschaftliche Arbeit". Nun ist die zehnjährige Gymnasiastin aber froh, dass der Eisdielen-Kugel-Check abgeschlossen ist und sie bei künftigen Eisdielenbesuchen auch mal wieder andere Sorten als Erdbeere, Vanille und Pistazien essen darf. 

 
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Kommentare
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  • Doris Hauptmann
    ich benote Eis weder nach Preis noch Gewicht, sondern nach Geschmack.Da kann sich doch jeder selbst ein Bild machen. Meine Lieblingseisdiele ist die Riviera.
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  • Joachim Böhnlein
    In die Gruppe kommt man als "Nicht Sennfelder" anscheinend nicht rein, Anfragen werden abgelehnt.
    Da bringt es auch nichts den Link zu veröffentlichen.
    Das Ergebnis wäre schon interessant.
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  • Peter Koch
    So macht man leichtes Eis.
    https://www.youtube.com/watch?v=hW8HKQl4eQY
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  • Frank Duckstein
    Es ist nicht verkehrt, die guten Eisanbieter beim Namen zu nennen.
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