
Schweinfurts größter und für viele Schweinfurter auch schönster Biergarten öffnet in der Saison 2020 nicht mehr. Am Eingang zur Waldgaststätte Schießhaus auf der Haardt informiert ein Schild, dass der Betrieb bis auf Weiteres geschlossen bleibt. Mit dem bisherigen Biergartenkonzept, das bei Alt und Jung hervorragend angekommen ist, könne man die durch die Corona-Krise bedingten Auflagen nicht umsetzen, heißt es weiter.
Im Gespräch mit der Redaktion sagten die Wirtsleute Petra und Jörg Heinz jetzt, dass man sich "nicht erst seit gestern Gedanken über die Zukunft" des Biergartens und der Gaststätte mache. Knackpunkt beim Biergarten ist seine Größe. 1000 Besucher finden dort Platz. Essen und Getränke holt sich der Gast an den Ausgaben. Just dies ist aber nicht erlaubt. In Bayerns Biergärten bekommt der Gast derzeit einen Tisch zugewiesen. Für das Aufdecken von Infektionsketten ist der Eintrag der Besucher in Listen oder Bücher vorgeschrieben.
Keine Kontrolle
Während schon der Einsatz von Bedienungen bei der Größe des Biergartens eine kaum zu überwindende Hürde darstellt, sieht Jörg Heinz vor allem bei der Kontrolle von Abstands- und anderen Regeln eine nicht zu leistende Aufgabe. Die vielen Ecken und Abteilungen, die der Schweinfurter so schätzt, erlauben den nötigen Überblick nicht. Und: Allenthalben werden Regeln missachtet, davor sei man auch auf der Haardt nicht gefeit. Schon ein einzelner könne große Probleme machen, eine ganze Gruppe jedoch Situationen bescheren, die nicht mehr zu kontrollieren seien.
Immer wieder hören Petra und Jörg Heinz, dass anderswo doch auch große Biergärten geöffnet sind, weswegen die beiden sich in München und am Alpenrand umgeschaut haben. Die geforderte Sicherheit sei dort keinesfalls immer und überall gewährleistet, insbesondere nicht an den gut besuchten Wochenenden, haben die beiden erkundet. Die Verantwortung für einen solchen Leichtsinn, der bisweilen an ein kriminelles Tun grenze oder diese Schwelle gar überschreite, wollen die Wirtsleute nicht übernehmen, denn die eigene Gesundheit, die der Mitarbeiter und die der Gäste sei wichtiger als das Geschäft.
Sich neu erfinden
Mit Blick in die Zukunft wolle man sich neu erfinden, sagen Petra und Jörg Heinz. Auf das Wie gibt es aber noch keine Antwort. Irgendwie kleiner zu werden, ist eine Option, was angesichts des bislang großen Erfolgs wohl nicht ganz einfach zu bewerkstelligen ist, denn das Schießhaus ist ein Besuchermagnet mit Wirkung weit über die Grenzen der Stadt und Landkreises hinaus.
Schwarz sehen die Wirtsleute auch für das Winterhalbjahr, das bislang vor allem mit Feierlichkeiten, insbesondere mit urigen Schlachtschüsseln, überbrückt wurde. Diese Veranstaltungen würden schon an den Abstandsregeln scheitern, so Jörg Heinz. Auch sei an einen normalen Betrieb in der Gaststätte, deren Küche auf Masse eingerichtet ist, nicht zu denken. Bei nur einem Viertel des sonstigen Besuchs gehe das Konzept der Waldgaststätte nicht auf, die zudem nicht auf einige Essen für Selbstabholer eingerichtet sei, sondern in deren Friteusen die Pommes für dutzende Gerichte brutzeln.
Hoffen auf das Abflauen der Pandemie
Für das Ehepaar, das den Ausnahmezustand insbesondere für das Personal (in Kurzarbeit, teilweise in einem neuen Job) bedauert, steht aktuell das Auf- und das Umräumen in der Gaststätte und im Biergarten an. Auch wird gerichtet, was nicht unbedingt dringlich ist, und durch die Wildmanufaktur (Fleisch vom Reh und der Wildsau, vom Gams-, Rot- und Muffelwild, Verkauf von Wurst, Wild- und anderen Gerichten in der Dose, Infos unter 09721 38 68 68) kommt wenigstens etwas Geld in die Kasse. Auch "wenn nach Corona nichts mehr sein wird, wie es war", hoffen Petra und Jörg Heinz, dass vielleicht doch noch zum neuen Jahr Lockerungen greifen, man die Pandemie in den Griff bekommt und zum Frühjahr der Biergarten wieder öffnet.