Endlich wieder Weinfest!  Das war der Grundtenor der bisherigen drei Festtage in der Gerolzhöfer Innenstadt. Tausende Besucher genossen drei Jahre nach dem bislang letzten Weinfest die maskenlosen Begegnungen mit der Familie, den Freunden, Bekannten und Tischnachbarn. Dass aber Corona, gerade jetzt in der Sommerwelle, noch immer ein Thema ist, zeigte sich dann am Samstagabend.

Zum Takt der schmissigen Marschmusik der Mönchstockheimer Blaskapelle zogen am Freitagabend Festleitung, Bürgermeister und Stadtrat, sowie zahlreiche Weinprinzessinnen und Symbolfiguren, gefolgt von Vertretern der Politik, Kultur und Wirtschaft auf den Marktplatz ein. Zuvor hatte ein Empfang der Stadt für geladene Gäste auf dem Gelände der Firma Zink an der Schallfelder Straße stattgefunden.

• Hier das Video vom Einzug der Festgäste:

Schweigeminute

Die offizielle Festeröffnung auf der Hauptbühne gestaltete sich dann eher ungewöhnlich. Bürgermeister Thorsten Wozniak bat das feiernde Volk um eine Schweigeminute für Wolfgang Lindner aus Frankenwinheim und alle anderen Weinfesthelfer, die während der Corona-Pause gestorben sind. Lindner, den der Tod überraschend während einer Wallfahrt ereilt hat, hatte mit seiner Firma über Jahre die Getränkeversorgung auf dem Festgelände übernommen. Die Menschen erhoben sich und gedachten schweigend den Verstorbenen. Ein emotionaler Moment.

"Ohne Gewalt und Sexismus"

"Doch wie im Leben, so liegen Traurigkeit und Lustiges auch beim Gerolzhöfer Weinfest eng nebeneinander", sagte Wozniak und gab damit dann grünes Licht für viertägiges ausgelassenes Feiern. Der weite Blick über den mit gut gelaunten Menschen gefüllten Marktplatz zeige ihm, was in den zurückliegenden Monaten und Jahre der Corona-Pandemie gefehlt habe: eine gemeinsame Feier von Gerolzhöfern, heimgekehrten Gerolzhöfern und auswärtigen Gästen, "ganz ohne Gewalt und ohne Sexismus".

• Hier das Video: Endlich wieder Weinfest in Gerolzhofen

Dabei sei es vor einigen Wochen noch unklar gewesen, ob eine Veranstaltung dieser Größe überhaupt stattfinden darf. Trotzdem seien die Organisatoren, an der Spitze Beate Glotzmann  als Leiterin der Touristinformation, "in die Vollen gegangen", lobte der Bürgermeister. Man habe es geschafft, für die zwei Bühnen ein attraktives Musikprogramm auf die Beine zu stellen, obwohl einige Bands wegen Corona und den Folgen der Pandemie hatten absagen müssen.

Das Fest sei natürlich ohne die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer der teilnehmenden Vereine - Fußballclub, Weinbauverein, Feuerwehr, Tennisclub und Turnverein - überhaupt nicht durchführbar, betonte Wozniak. Er dankte aber auch den Anwohnern rund um das Festgelände, die durchaus die eine oder andere Beeinträchtigung in Kauf nehmen, damit die Gemeinschaft hier feiern kann. "Während andernorts Feste schon früh schließen müssen, funktioniert das in Gerolzhofen bestens."  

Grußwort der Prinzessin

Weitere Grußworte sprachen  Beate Glotzmann und 2. Bürgermeister Erich Servatius von der Festleitung, der stellvertretende Landrat Thomas Vizl in Vertretung für den erkrankten Landrat Florian Töpper und die Fränkische Spargelkönigin Christiane Reinhart. Und dann lag es an Amelie Zink, als Gerolzhöfer Weinprinzessin die Gäste zu begrüßen. Sie ist schon seit zwei Jahren im Amt und sei bislang trotzdem noch "eine Weinprinzessin ohne Weinfest" gewesen. Sie habe der Veranstaltung schon seit Wochen regelrecht entgegengefiebert und sei nun glücklich, dass es endlich losgeht. Dem Publikum stellte sie dann die anwesenden Weinprinzessinnen und Symbolfiguren vor.

Das Wetter war an den ersten drei Tagen ideal zum Feiern: tagsüber gab es Temperaturen um die 25 Grad und es war trocken. In der Nacht wurde es zwar recht frisch, doch man kann ja dagegen vorsorgen. Glücklicherweise haben sich die ursprünglichen Wettervorhersagen nicht bewahrheitet, wonach es schon zum Weinfest-Wochenende Temperaturen um die 35 Grad hätte geben sollen. Dieses schweißtreibende Szenario haben die Meteorologen nun auf Mitte der bevorstehenden Woche verschoben.

• Hier das Video: Bürgermeister Wozniak gibt "Westerland" von den "Ärzten" zum Besten

Wie "ausgehungert" die Menschen nach der langen Corona-Pandemie mit ihren vielen staatlichen Restriktionen sind, zeigte sich am Zulauf: Schon der erste Festtag am Freitag war sehr gut besucht, ab 22 Uhr gab es auf den Gängen und vor der Bühne kaum noch ein Durchkommen. Für Stimmung sorgte die Band "Heimspiel" mit klassischer Stimmungsmusik ("Skandal im Sperrbezirk") sowie Mainstream-Rock und Pop. Auch Bürgermeister Thorsten Wozniak, der in seiner Sturm- und Drangzeit als Sänger und Band-Gitarrist erfolgreich war, kam auf die Bühne, um durchaus gelungen "Westerland" von den "Ärzten" zum Besten zu geben.

• Hier das Video: Zum Musikprogramm am Freitag gehörte auch "Layla"

Und dann kam "Layla"

Das Feiervolk eskalierte schließlich  regelrecht, als nach 23 Uhr am Ende eines Blocks mit Ballermann-Hits auch noch der aktuelle Nummer-eins-Hit "Layla" angestimmt wurde, der beim  Kiliani-Volksfest in Würzburg wegen angeblich sexistischer Textpassagen verboten wurde. "Das ist für Würzburg!", schallte es von der Bühne und Hunderte auf dem Marktplatz grölten mit. Schon zuvor hatten Zwischenrufer immer wieder nach dem Lied verlangt und es in Musikpausen selbst angestimmt. 

Band muss absagen

Am Samstag dann passierte das, was bei jedem Organisator für einen Schweißausbruch sorgt: Die für die Hauptbühne angekündigte Band "Bergwerk" musste ihren Auftritt absagen, weil Bandmitglieder an Corona erkrankt sind. Kurzfristig bildete sich ein Ensemble von Musikern, das vorher noch nie zusammengespielt und vorab nicht einmal Zeit für eine gemeinsame Probe hatte. Doch es waren Profis am Werk. Angesichts dieser außergewöhnliche Umstände lieferte die Truppe eine wirklich reife Leistung vor dem brechend vollen Marktplatz ab und man kann dazu nur eines sagen: Respekt dafür!  

Das Fest klingt am Montagabend aus.