2015 war ein solides Kulturjahr ohne die ganz großen Höhepunkte – Theater, Kunsthalle, Museum Otto und Museum Georg Schäfer, Sparkassengalerie, Disharmonie, KulturPackt, Stattbahnhof, Nachsommer, Kirchen, Chöre, Bands, Vereine, Schulen, Stadtbücherei, Buchhandlungen und viele andere boten jede Menge spannender Veranstaltungen. Hinzu kamen Bücher, CDs und Filme.
All das kann hier unmöglich im einzelnen erwähnt werden, weswegen die Fotos auf dieser Seite einen kleinen, zwangsläufig lückenhaften Überblick geben sollen über das sehr große kulturelle Angebot einer doch ziemlich kleinen Stadt.
Drei Ereignisse – Personalien, wenn man so will – seien dennoch herausgegriffen. Das Jahr begann mit einer eher schlechten Nachricht: Otto G. Schäfer, Sohn des Sammlers Otto Schäfer (1912–2000), hatte via Hamburg ein größeres Konvolut an wertvollen Büchern aus dem 15. und 16. Jahrhundert aus dem Bestand des Museums Otto Schäfer an einen in der Schweiz ansässigen Händler verkauft. Experten kritisierten vor allem, dass darunter knapp 70 Inkunabeln waren, also Drucke, die in den ersten 50 Jahren nach der Gutenberg-Bibel von 1454 entstanden. Diese Bücher gelten als Kernstück der Sammlung.
Die Bibliothek, so Falk Eisermann, Referatsleiter der Staatsbibliothek zu Berlin, habe bereits seit langem den „Ausverkauf“ ihrer Inkunabeln betrieben. Dennoch habe selbst dieser „Restbestand“ unschätzbaren kulturellen Wert und müsse als einzigartiges Ensemble dringend geschlossen in Deutschland verbleiben.
Der Verkauf wurde nur publik, weil die Hamburger Behörden die Auslieferung stoppten, indem sie das Konvolut in die Hamburger Liste national wertvollen Kulturguts aufnahmen. Damit durfte es das Gebiet der EU nicht verlassen. Es kehrte nach Schweinfurt zurück, womit das bayerische Kultusministerium zuständig wurde. Dieses teilt auf Nachfrage mit, man habe die Bibliothek Otto Schäfer auf Empfehlung des Sachverständigenausschusses nicht in das Verzeichnis national wertvollen Kulturguts aufgenommen. „Einzelne Titel des Bestandes befanden sich bereits vor dieser Entscheidung auf der Liste“, so die Auskunft.
Es sind dies 17 Posten, unter ihnen keiner aus dem umstrittenen Konvolut, das damit keinen Beschränkungen mehr unterliegt. Otto G. Schäfer will sich zu gegebener Zeit zu Gründen und Zielen des Verkaufs äußern. Bislang hat er das nicht getan. Die Stadt hatte sich im Januar wenig begeistert gegeben.Man prüfe einen Austritt aus dem Trägerverein des MOS, hieß es damals. Noch ist dieser Austritt aber nicht erfolgt.
Zweite Kulturnachricht: Wolf Eiermann ist der neue Leiter des Museums Georg Schäfer. Der promovierte Kunsthistoriker, Jahrgang 1960, zuletzt beschäftigt an der Staatsgalerie Stuttgart, trat am 18. August den Dienst an. Er sieht das Haus mit seinem Bestand vom späten 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert im Vergleich zur Alten Nationalgalerie Berlin oder zur Neuen Pinakothek München „unglaublich gut aufgestellt“ und leitet daraus den Anspruch ab, künftig nicht nur Häuser wie den Louvre oder das Wiener Belvedere mit Leihgaben zu bedenken, sondern selbst „die großen Generalthemen der Kunst“ aufzugreifen: „Wir haben alles, was Rang und Namen hat, und dazu in großer Tiefe und Breite auch unbekanntere Künstler.“
Und noch eine Kulturnachricht: Erich Schneider, Leiter der Museen und Galerien und des Kulturamts, wird Gründungdirektor des Fränkischen Landesmuseums, das seinen Sitz auf der Würzburger Festung haben wird. Seine Nachfolgerin als Leiterin der Kunsthalle wird Kuratorin Andrea Brandl, Chef des Kulturamts Christian Kreppel, zusätzlich zu seiner Aufgabe als Leiter des Theaters.