Der März gilt als Darmkrebs-Monat. Ziel: Auf die Vorsorge-Möglichkeiten aufmerksam machen, über die Gefahr dieser Erkrankung informieren. Seit Jahren arbeiten diese Redaktion und Ärzte und Ärztinnen aus der Region zusammen und bieten eine Telefonaktion an, bei der die Experten Fragen beantworten und Tipps geben. "Wir haben gut eine Stunde intensiv telefoniert", sagt Dr. Joachim Müller, der die Expertenrunde regelmäßig organisiert. Wie jedes Jahr haben die Ärzte und Ärztinnen beobachtet, dass es die Leute schätzen, unkompliziert Fragen zu stellen, mit einem Arzt zu reden.
Trotz Corona: Vorsorge wahrnehmen
Dr. Joachim Müller will auch deutlich machen, dass niemand aus Angst vor Corona einen Arztbesuch bei Beschwerden oder einen Vorsorgetermin sein lasse sollte. In den Praxen achte man auf die Sicherheit der Patienten. Bei Symptomen wie Schmerzen im Bauch, Blut im Stuhl, starkem Abnehmen, auffälliger Veränderung bei der Verdauung, sollte man unbedingt zum Arzt gehen. Je eher eine Veränderung erkannt werde, um so besser.
Bei keiner anderen Krebserkrankung sind Vorsorge und Früherkennung so erfolgversprechend, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung Lebensblicke, die gemeinsam mit der Gastroliga für Vorsorgeuntersuchung wirbt. Nach wie vor erkranken jährlich zirka 59 000 Männer und Frauen in Deutschland an Darmkrebs, Männer häufiger als Frauen, zirka 25 000 sterben daran.
Bei erhöhtem Krebsrisiko durch familiäre Vorbelastung sollten man zehn Jahre abziehen vom Alter des Verwandten, als die Krankheit begonnen hat, und dann zu einer Spiegelung gehen. Beispiel: Ist die Mutter mit 55 erkrankt, sollte man sich mit 45 untersuchen lassen. Bei Häufungen von familiären Krebsfällen gelten kürzere Untersuchungs-Abstände. Man sollte auch seine Kinder über das erhöhte Risiko informieren. Sind drei oder mehr Familienmitglieder an Darmkrebs, Gebärmutter- oder Magenkrebs erkrankt, kann eine besondere erbliche Form von Darmkrebs (HNPCC/Lynchsyndrom, FAP) vorliegen. In diesem Fall sind für die direkten Verwandten bereits Vorsorgemaßnahmen ab einem Alter von 25 Jahren zu empfehlen.
Nein. Die Endoskope sind in den vergangenen Jahren dünner und flexibler geworden. Eine Spiegelung bereitet den Patienten deshalb heute keine Schmerzen mehr. Bei der sogenannten Koloskopie kann der Arzt mit einer kleinen Kamera den Dickdarm untersuchen und Auffälligkeiten frühzeitig erkennen. Außerdem dauert die Spiegelung nicht lange. Sie wird heute nahezu ausschließlich ambulant durchgeführt. Der Patient liegt während der circa 20 Minuten dauernden Untersuchung zugedeckt auf einer Liege. Auf Wunsch erhält er eine Beruhigungs- oder Kurzschlafspritze.
Eine relativ neue Diagnosemethode ist die virtuelle Darmspiegelung. Mit Hilfe eines Computertomographen kann der Arzt von außen ein Bild des Darminneren aufnehmen. Bei dieser Alternative zur klassischen Darmspiegelung muss der Darm vor der Untersuchung ebenfalls mit einer Reinigungslösung entleert werden, die der Patient trinken muss. Die Genauigkeit der Diagnosen ist mit beiden Verfahren ungefähr gleich hoch. Die virtuelle Darmspiegelung ist jedoch mit einer Strahlenbelastung verbunden und wird von Krankenkassen nur in Ausnahmefällen bezahlt.
Bei früher Erkennung liegen die Chancen für eine Heilung bei über 90 Prozent. Darüber hinaus bietet die Vorsorgedarmspiegelung die große Chance, dass gutartige Vorstufen erkannt und entfernt werden können und das Entstehen von Darmkrebs damit verhindert wird. In den meisten Fällen entsteht Darmkrebs aus gutartigen Polypen. Diese Ausstülpungen der Darmschleimhaut können sich aber zu Tumoren entwickeln. Die bösartigen Polypen verursachen zunächst keine Beschwerden und können nur durch die Vorsorge rechtzeitig erkannt werden.
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Darmkrebs. Deshalb haben alle Krankenversicherten ab dem 50. Lebensjahr Anspruch auf ein ärztliches Beratungsgespräch und erste Vorsorgeuntersuchungen, zu denen auch ein Stuhltest gehört. Die beste Vorsorgeuntersuchung bleibt jedoch die Darmspiegelung, die Männer ab dem 50., Frauen ab dem 55. Lebensjahr Lebensjahr durchführen lassen können.
Mit Material von Jonas Keck