"Liebe Gäste, liebe Gästinnen": Hans Mock, Gründervater des Politischen Ascherdonnerstags, des "Tags danach" der Orts-CSU in der Oberwerrner Sporthalle, begrüßt süffisant in Gendersprache. Bierernst gemeint ist das nicht, der Ehrenvorsitzende weiß, was die Basis momentan bewegt. In Berlin herrscht die rot-grün-gelbe Ampel, Hauptredner Martin Huber soll als CSU-General "schwarze" Orientierung bieten, im wichtigen Wahljahr.

250 Stühle sind gestellt, die Sporthalle ist aber nicht randvoll, was am Auftritt von Landesvater Söder im nahen Wiesentheid liegen könnte. Urgestein Mock blickt auf 40 Jahre "Tag danach" zurück, mit Ausstellung und Anekdoten rund um die Ehrengäste, von Angela Merkel bis Norbert Blüm, der mal mit Skiern auf dem Autodach angereist kam, aus dem Winterurlaub.

Martin Huber gibt den Polterer der CSU für Bayern

Die Niederwerrner Musikanten lassen das Frankenlied erklingen, beim Einzug der Honoratioren in die Arena. Nach einem Seitenhieb aufs Gendern geht Generalsekretär Martin Huber in die Vollen. Den Ruf, der Polterer seiner Partei zu sein, entkräftet er nicht: "Wir sorgen dafür, dass Bayern Bayern bleibt." Der Freistaat sei das Gegenmodell zur "Chaos-Ampel", Bollwerk gegen "Verscholzung, Verbaerbockung, Verlauterbacherung", contra "Berliner Blase", linkem "Kulturkampf" und "Umerziehung".

Statt 40 Tagen werde die "politische Fastenzeit" im Bund vier Jahre dauern, bedauert der Newcomer aus dem Kreis Altötting. Noch nie sei das Land so schlecht regiert worden wie von der Ampel, wo Ideologie statt Vernunft und Versorgungssicherheit herrsche. Durch CO2-neutrale Kernkraft ließen sich zehn Millionen Haushalte versorgen, während die Grünen voller Doppelmoral zur Kohle zurückkehren würden. Wenn sich Klimaaktivisten erst an die Straße kleben und dann in den Bali-Urlaub fliegen würden, dann "sei Miles and More wichtiger als Moral und Anstand".

Lob für Ausbau erneuerbarer Energien und Warnung vor illegalen Drogen

Huber empfiehlt Urlaub in Bayern, wo man stark sei bei Photovoltaik, Wasserkraft und Biomasse, statt übermäßig auf Windkraft zu setzen. Beim "Realitätscheck" liege man vor Winfried Kretschmanns Baden-Württemberg. Dann die Drogenfreigabe. Huber warnt vor Teufelszeug und "Recht auf Rausch". Man solle von Holland lernen, wo die Kronprinzessin von Drogenclans verfolgt werde. Extralob gibt es für Bayerns Polizei, gegen Krawallos wie in der Silvesternacht mancherorts gelte es Härte zu zeigen.

"Tofu oder Tafelspitz, das entscheidet nicht Cem Özdemir": Dieser Seitenhieb gilt dem grünen Vorstoß, die Mehrwertsteuer nur bei fleischlosen Lebensmitteln zu senken. "Planlos, ideenlos, machtlos": Die FDP habe in der Koalition das große Los gezogen, spöttelt Huber, mit "linken" Projekten wie Bürgergeld, Sondervermögen, Reform der Erbschaftssteuer. Beim Einmarsch von Lindner könne man auch die Internationale spielen.

"Erst erwirtschaften, dann umverteilen", fordert Huber, lobt Bayern nochmals als bürgerlich-konservatives Gegenmodell zum "Ampelland" und das Brennen der Volkspartei CSU für ihre Heimat. Standing Ovations, Bayernhymne, Deutschlandlied: Martin Huber hat die christsoziale Welt wieder gerade gerückt.

Landtagskandidatin Martina Gießübel beschwört das Miteinander der CSU

Bezirksrat Stefan Funk wirbt für unterfränkische Politik, mit ein wenig Nostalgie. 1996 habe er das letzte Mal in der Halle gesprochen, beim Besuch von Theo Waigel. Martina Gießübel, Kandidatin für die Landtagswahl am 8. Oktober, beschwört das Miteinander der CSU-Familie, in aufgewühlten Zeiten: "Bayern soll Bayern bleiben, nicht Ampelland werden".

Begrüßt hat Marion Theiss als Vizechefin des Ortsverbands, Bürgermeisterin Bettina Bärmann zählt als Freie Wählerin zum Drittel der Besucher, die sich nicht via CSU angemeldet haben.