"Die Impfung ist das beste Werkzeug, das wir haben." Das sagt Professor Dr. Karl Mischke, Chefarzt der Medizinischen Klinik 1 des Leopoldina-Krankenhauses. Seine Kollegen, Professor Dr. Hauke Rensing, Chefarzt der Anästhesie und operativen Intensivmedizin am Leopoldina, und Professor Dr. Stephan Kanzler, Chefarzt der Medizinischen Klinik 2, nicken dabei. Eine Rückkehr zur Normalität und eine Chance, der Pandemie Herr zu werden, gibt es nur durch die Impfung.
Die drei Chefärzte informierten ausführlich über die Impfung, wie sie funktioniert, warum sie aus ihrer Sicht sicher ist und wie man im Krankenhaus und darüber hinaus für das Impfen wirbt und aufklärt. Von den gut 2200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Leopoldina-Krankenhaus und seinen Tochtergesellschaften wurden bisher im Haus rund 550 geimpft, berichten die Chefärzte. Die Bevölkerung allerdings wird bisher nicht im Krankenhaus oder von Hausärzten geimpft, die Organisation der Impfung läuft über das Impfzentrum am Volksfestplatz.
Die Entwicklung des Impfstoffes und seine Wirkweise haben die Mediziner genau verfolgt. Prof. Dr. Hauke Rensing will Ängste und Sorgen nehmen: "Der Impfstoff ist sehr sicher, das zeigen alle Daten." Es gebe die "üblichen Nebenwirkungen", die man von Grippeimpfungen kenne, aber keine darüber hinausgehenden. Rensing betont, das von Biontech/Pfizer sowie der Europäischen Zulassungsbehörde gewählte Verfahren sei das übliche bei Impfstoffen und keine Notzulassung. Es garantiere eine genaue Prüfung der Daten des Unternehmens, außerdem sammele man laufend neue Daten während der begonnenen Impfkampagne. "Man muss die möglichen Nebenwirkungen der Impfung in Relation zu einer Infektion mit dem Coronavirus und einer Covid-19-Erkrankung setzen", erklärt Professor Mischke.
Bei 20 Prozent der mit dem Coronavirus Infizierten gebe es einen schweren Verlauf mit starken Symptomen, etwas mehr als zwei Prozent der Infizierten sterben an oder mit dem Coronavirus, derzeit knapp 52 000 Menschen alleine in Deutschland bei 2,1 Millionen Infizierten und weltweit 2,1 Millionen Tote bei 99,2 Millionen Infizierten. "Der Nutzen der Impfung übersteigt das Risiko bei weitem", betont Professor Kanzler.
Gegen Verschwörungsmythen im Internet und für die Information des eigenen Personals hat das Leopoldina-Krankenhaus einen breiten Fächer an Maßnahmen: Aufklärung durch medizinische Fakten, eine eigene Mitarbeiter-App, Informationen des Robert-Koch-Instituts, auf der eigenen Facebook-Seite Videos nicht nur von Ärzten, sondern auch Pflegepersonal, Grafiken zur Wirkweise des RNA-Impfstoffes, Podcasts oder Veranstaltungen im Haus, bei denen sich die Mitarbeiter genau informieren und alle Fragen stellen können, die sie haben.
Die anfänglich auch im Leopoldina-Krankenhaus spürbare Impf-Zurückhaltung sei längst nicht mehr da, so die Chefärzte, was vor allem an der sachlichen Aufklärung liege. Hauke Rensing erklärt, dass weltweite Impfungen schon seit Jahrzehnten dafür sorgten, zahlreiche Erkrankungen in den Griff zu bekommen, zum Beispiel Polio, Masern oder Pocken.
"Alles, was wir an gesicherten Informationen des RKI haben, geben wir auch an unsere Mitarbeiter weiter", so Stephan Kanzler. "Das sind die Profis", erklärt Rensing. Neben der Impfung sei es aber auch weiterhin wichtig, dass sich die Mitbürger an die Regeln im Lockdown halten, der aus Sicht der drei Chefärzte richtig ist, um die Infektionszahlen wieder nach unten zu bekommen. Die meisten Infektionen gebe es im eigenen sozialen Umfeld. Kontakte zu reduzieren, die AHA-Regeln beherzigen und insbesondere auch die FFP2-Maske zu benutzen, seien gute persönliche Schutzmaßnahmen vor einer Infektion. Im Krankenhaus habe man schon im Herbst für alle Mitarbeiter auf FFP2-Masken umgestellt und damit gute Erfahrungen gemacht, betont Hauke Rensing.
Die Lage im Leopoldina-Krankenhaus in Sachen Corona ist im Moment wieder etwas entspannter, so die Chefärzte, im Gegensatz zu der Zeit rund um Weihnachten und Silvester, als die Auslastung bei den Intensivbetten im Leopoldina hoch war, auch wegen Patienten mit Covid-19. Im Moment hält das Krankenhaus 70 Betten auf der Covid-19-Station vor und eine halbe Intensivstation mit acht Betten mit Beatmungsgeräten. Während die Lage in Stadt und Landkreis Schweinfurt sich auch aufgrund der derzeit sinkenden Infektionszahlen entspannt, ist das in anderen Regionen Deutschlands aber noch lange nicht so, betont Professor Rensing. Ein Aspekt ist den Chefärzten außerdem ebenso wichtig: Wer Beschwerden hat, wer chronisch krank ist, wer Behandlung braucht, der soll diese auf keinen Fall aufschieben, sondern sich auch im Krankenhaus behandeln lassen.
Es gebe keinen Grund, nicht ins Krankenhaus zu kommen, da die Hygienemaßnahmen sehr strikt seien und gut funktionierten. Jeder Patient, der stationär aufgenommen wird, wird vorher auf Corona getestet. Alle Mitarbeiter wurden noch einmal speziell in Hygiene geschult, tragen FFP2-Masken und im Kontakt mit Covid-19-Patienten spezielle Schutzkleidung.
Der Appell von Hauke Rensing und seinen Kollegen: "Halten Sie sich an die Maßnahmen im Lockdown. Lassen Sie sich impfen, halten Sie durch. Es ist ein Marathon, der wehtut, denn er betrifft alle Bereiche unseres Lebens. Doch gerade die Impfung trägt dazu bei, dass wir die Chance auf ein Stück Normalität haben."