Täglich veröffentlichen das Robert-Koch-Institut (RKI) und das DIVI-Intensivregister die aktuellen Daten zu den derzeitigen intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten in Deutschland – aufgesplittet nach Bundesland, Landkreis, Stadt. Am Freitag, 26. November, waren für die Stadt Schweinfurt 57 von insgesamt 65 vorhandenen Intensivbetten als belegt gemeldet worden. Demnach bestanden zu diesem Zeitpunkt noch freie Kapazitäten von acht Betten. Tatsächlich aber war nur noch Platz für sechs erwachsene Intensiv-Patienten. Wie kommt das?
"Das allgemeine Intensivregister-Dashboard schlüsselt nicht nach Erwachsenen- und Kinder-Intensivbetten auf", erklärt der für die Region Main-Rhön zuständige Corona-Krankenhaus-Koordinator Dr. Michael Mildner. Die Gesamtzahl der dort für das Leopoldina- und St.-Josef-Krankenhaus aufgeführten Intensivbetten beinhaltet nämlich immer auch die Betten der Leopoldina-Kinderintensivstation. Diese verfügt laut ihrer Homepage über 18 Betten zur Überwachung und Intensivbehandlung von Kindern sowie sechs Beatmungsplätze. Als "Kind" definiert die Kassenärztliche Bundesvereinigung die Altersspanne bis zum vollendeten 18. Lebensjahr.
Es komme gelegentlich schon mal vor, dass auch ein Kindergarten- oder Grundschulkind mit Corona auf der Intensivstation behandelt werden müsse. "Covid 19 ist aber nicht die schwerwiegende Erkrankung des heranwachsenden Kindes", stellt Mildner klar. Pandemierelevant seien deshalb nur die zur Verfügung stehenden Erwachsenenbetten.
Engpässe schnell erkennbar
Bei der Verteilung der Covid-Patienten auf die Kliniken in Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge muss Mildner das berücksichtigen. Als Ärztlichen Leiter Krankenhauskoordinierung hat er jedoch direkten Zugriff auf das Intensivregister der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und damit auf die detaillierten Belegungszahlen, aufgeschlüsselt nach Kinder- und Erwachsenenbetten.
Das Register wurde im Frühjahr 2020 gemeinsam mit dem RKI aufgebaut. Es erfasst täglich die freien und belegten Behandlungskapazitäten in der Intensivmedizin von etwa 1300 Akut-Krankenhäusern in Deutschland und aktuell, im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie, die Fallzahlen intensivmedizinisch behandelter Corona-Patientinnen und -Patienten. Dadurch ist es möglich, Engpässe in der intensivmedizinischen Versorgung in den einzelnen Regionen schnell zu erkennen.
Für die örtlichen Covid-19-Koordinatoren ist das Intensivregister eine wertvolle Grundlage. Es macht die Verfügbarkeiten von Beatmungsbetten in ganz Deutschland sichtbar. So können sie die Patienten in der Corona-Pandemie zielgerichtet steuern und verteilen. Über eine Kartenansicht auf der Homepage des Intensivregisters kann auch der gemeine Internetnutzer diese freien Kapazitäten einsehen.
Intensivbetten unterschiedlicher Versorgungsstufen
Im Register werden sowohl Intensivbetten der einfachen Versorgungsstufe, die sogenannten Low-Care-Behandlungsplätze, als auch der hohen (High Care) und höchsten (ECMO = extrakorporale Membranoxygenierung) Behandlungsstufe erfasst. Die Betten unterscheiden sich durch ihre intensivmedizinische Ausstattung und Behandlungsmöglichkeit. So ist beispielsweise bei Low-Care-Plätzen keine invasive Beatmung im Rahmen der Akutversorgung möglich, während diese bei High-Care-Plätzen vorhanden sein muss.
Die höchste Versorgungsstufe (ECMO) unter Einsatz einer Maschine, die teilweise oder vollständig Atemfunktionsleistungen für den Patienten übernimmt, ist nur auf einem High-Care-Behandlungsplatz mit der entsprechenden maschinellen Ausstattung möglich. Dabei wird das Blut außerhalb des Körpers über einen Membran-Oxygenator mit Sauerstoff versorgt und vom Kohlendioxid befreit. In der Region Main-Rhön besitzen solche Betten nur der Rhön-Klinikum-Campus Bad Neustadt und das Universitätsklinikum Würzburg. Aktuell meldet das Intensivregister hier für beide Standorte begrenzte beziehungsweise verfügbare Kapazitäten.