
Wer war eigentlich dieser Carus, nachdem diese Allee benannt werden soll? Diese Frage hat sich Axel Lohrer gestellt, bevor er einen Wettbewerbsentwurf für die Hauptachse im neuen Stadtviertel rund um die ehemalige Ledward-Kaserne gestaltet hat. Carl Gustav Carus (1789-1869), Präsident der Leopoldina-Akademie, war Arzt, Maler, Naturphilosoph. Er war geprägt von der Romantik in der Kunst und besonders von Caspar David Friedrich.
Geist der Romantik
Diesen Geist der Romantik nimmt der Siegerentwurf des Münchner Büros lohrer.hochrein auf. Es gibt keine klassische Allee, mit Baumreihen links und rechts. Gerade das hat der neunköpfigen Jury nach anfänglichem Zögern gut gefallen, sagt Baureferent Ralf Brettin bei der Preisverleihung. „Das ist eine ganz große, kräftige Grundidee.
“ Er greift ein Carus-Zitat aus der Rede von Bürgermeisterin Sorya Lippert auf, wonach Geist, Seele und Idee zusammengehören. Die Idee verleihe dem Ort eine Identität, er solle Geist und Seele haben. Die Studenten sollen sich dort wohlfühlen, aber auch die, die nicht dort wohnen oder studieren. Veranstaltungen sind dort geplant, unter anderem könnte dort eine neue Stadthalle gebaut werden. Außerdem will sich die Stadt für die Landesgartenschau 2026 bewerben.
Aber es soll auch ein Ort werden, an dem man einfach mal spazieren geht. Oder wie Ralf Brettin, inspiriert vom Romantiker Carus sagt: unter dem Blätterdach entlangschlendert. 2020 könnte das so weit sein.
Die Carusallee sieht Brettin in Zukunft als einen der Schweinfurter Markenzeichen-Orte, wie Marktplatz, Zürch, Mainlände. Das neue Viertel soll national und international wahrgenommen werden, betont Sorya Lippert. Für die internationale Wahrnehmung werden sicher die i-campus-Studenten der Fachhochschule sorgen.
„Es soll ein lebendiges Viertel werden“, so Brettin. „Ein Ort mit Geist und Seele.“ Ein Ort, der sich nicht mehr abschließt, sondern zur Stadt rückt. Ein Ort, der verbindet, zusammenbringt, einen neuen Geist bekommt nach der militärischen Nutzung. 1936 ist die Kaserne gebaut worden. In einem Jahr und ohne Baugenehmigung, so Brettin. Die US-Armee war von 1945 bis 2014 Hausherr.
Vorwiegend Eichen
„Mit den Nazi-Kästen ist es immer das gleiche Spiel“, sagt Axel Lohrer. Große Räume, die Frage, wie man mit dem Geist des Ortes umgeht. „Da brauchen sie was Kraftvolles drin“, ist sein Standpunkt. Deswegen setzt er auf einen lichten Hain, vorwiegend mit Eichen, der von verschiedenen Elementen, Platzangeboten durchsetzt ist: Beachvolleyball-Feld, Sitzinseln, Chill-Zone, Kräutergarten. Lohrer ist auch eines wichtig: „Hier können Sie auch mal abhängen.“
Deswegen gibt es viele Rückzugsmöglichkeiten. Lohrer sieht das Gelände auch als etwas, das sich entwickeln und verändern wird, allein schon durch die Vegetation. Und natürlich durch die Menschen, die es beleben werden.
Mit sechs Entwürfen beschäftigte sich die Jury in der Endrunde des Wettbewerbs zur Gestaltung der Carusallee. Sie sind bis 4. Oktober täglich von 10 bis 16 Uhr in der Ausstellungshalle des Alten Rathauses zu sehen. Platz zwei ging an NMM LandschaftsArchitektur München, Platz drei an das Büro grabner huper lipp, Freising.
Das Ganze geht jetzt in den Stadtrat, Brettin wird empfehlen, den Siegerentwurf umzusetzen.