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Schweinfurt
Bürgerinitiative fordert Richtigstellung
Ulrike Schneider und Annelie Maidhof wenden sich an den OB, bestimmte Aussagen im Zusammenhang mit dem Bürgerentscheid am 20. Januar zu widerrufen.
Drei Meter hoch, sechs Jahre alt: Stefan Bretscher, Ulrike Schneider und Annelie Maidhof von der Bürgerinitiative 'Stadtwald statt Landesgartenschau' zeigen einen Bergahorn und wollen damit eine Aussage von Oberbürgermeister Sebastian Remelé widerlegen, der bei einer Podiumsdiskussion einen sechs Jahre alten, nur 40 Zentimeter hohen Fichtensetzling zeigte. Stefan Bretscher zeigt eine Fichte, wie sie nach drei Jahren gut gepflegt aussieht.
Foto: Oliver Schikora | Drei Meter hoch, sechs Jahre alt: Stefan Bretscher, Ulrike Schneider und Annelie Maidhof von der Bürgerinitiative "Stadtwald statt Landesgartenschau" zeigen einen Bergahorn und wollen damit eine Aussage von ...
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:17 Uhr

Es war der 12. Dezember, so gegen 20.30 Uhr, im Kino KuK. Rund eineinhalb Stunden der ersten Podiumsdiskussion zum Thema Stadtwald oder Landesgartenschau auf dem Konversionsgelände in den Ledward-Kasernen und am Kessler Field waren vorbei, da stellte Oberbürgermeister Sebastian Remelé einen 40 Zentimeter großen, sechs Jahre alten Fichtensetzling, auf den Stehtisch vor sich. Er wollte illustrieren, dass es Jahrzehnte dauern werde, bis der von Ulrike Schneider und Annelie Maidhof von der Bürgerinitiative "Stadtwald statt Landesgartenschau" gewünschte Wald wirklich groß gewachsen sei.

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Schneider, damals mit dem OB sowie ihrem ödp-Mitstreiter Stefan Bretscher auf dem Podium, blieb zunächst ruhig. Doch es störte sie natürlich, denn aus ihrer Sicht und ihren Informationen nach, die sie von Förstern aus der Region bekommen habe, seien Setzlinge im Alter von sechs Jahren deutlich höher. Viele Bürger hätten sie angesprochen, erzählt Schneider im Gespräch mit dieser Redaktion, unter anderem auch der Schonunger Kurt Pfeuffer. Der stellte einen sechs Jahre alten Bergahorn aus seinem Garten zur Verfügung. Fein säublich eingetopft bringen ihn Schneider, Maidhof und Brettscher zum Fototermin - gut drei Meter hoch ist der junge Baum.

Aufforderung zur Richtigstellung von Aussagen

Schneider verwies im Pressegespräch auch auf einen Brief, den sie und Annelie Maidhof am 20. Dezember an den OB geschickt haben. Darin wird er mit Frist bis 27. Dezember aufgefordert, sich öffentlich von einigen von ihm, seiner Verwaltung oder die Landesgartenschau befürwortenden Stadtratsfraktionen getroffenen Aussagen zu distanzieren. Sie  seien aus Sicht der Initiatoren des Bürgerbegehrens nicht zutreffend und sollten richtig gestellt werden, um Chancengleichheit beim Austausch der Argumente vor dem Bürgerentscheid am 20. Januar zu wahren. Das Schreiben liegt der Redaktion vor.

Die ersten Punkte beziehen sich auf die Bürgerunterrichtung, die vor dem Bürgerentscheid zusammen mit den Wahlunterlagen versandt wird. Die Bürgerinitiative betont, der "geplante Stadtwald ist laut Bürgerbegehren ca. 10 ha groß und entspricht den Grünflächen der Landesgartenschau". Er sei kein „der Größe nach nicht näher festgelegter Wald“, nicht "auf die Konversionsfläche der ehemaligen Ledward-Kaserne begrenzt" und biete auch nicht "eine maximal mögliche zusätzliche Waldfläche von 7 ha".

Auf Seite 2 der Bürgerunterrichtung steht laut Schneider, Fernwärmeleitungen seien von der Bepflanzung mit Bäumen freizuhalten. Die in den Ledward-Kasernen befindliche Leitung müsse  „kostspielig verlegt werden“. Schneider und Maidhof erklären, richtig sei, dass Schutzstreifen "reichen, die mit der Anlage von Wegen kombiniert werden können". 

Kein Stadtwald in unmittelbarer Nähe Schweinfurts

Kritisiert wird weiter, dass unter Hinweis auf 1800 Hektar Wald im Besitz der Stadt Schweinfurt und der Hospitalstiftung erklärt werde, dass es „bereits einen Stadtwald in und unmittelbar um Schweinfurt gibt“. Richtig sei, dass die städtischen Waldflächen teilweise sogar im Landkreis Bad Kissingen liegen und im Süden und Westen der Stadt gar kein Wald vorhanden sei und diese Region "damit zu den waldärmsten Gebieten Bayerns zählt", so Schneider.

Weiterhin werde vom OB der Eindruck erweckt, die Entsiegelung des LGS-Areals sei in den veranschlagten Kosten enthalten. Schneider und Maidhof beziehen sich auf eine Aussage in einer Radiosendung. Sie stellen fest, dass "die Entsiegelung des Areals ein eigenständiges Gewerk ist und damit nicht im Budget der Landesgartenschau enthalten". Sie müsse nicht den Kosten des Stadtwalds hinzugerechnet werden. Dies sei aber mehrmals zum Nachteil des Alternativ-Vorschlags „Stadtwald“ behauptet worden. 

Vorrangig Edel-Laubbäume geplant

Der letzte Punkt bezieht sich auf eine Aussage des OB bei der Podiumsdiskussion im KuK. Dort habe er den Eindruck erweckt, man plane einen Nadelholzwald.  "Richtig ist, dass der geplante Stadtwald nicht als Nadelwald angelegt werden soll. Dort sollen keine Fichten und Tannen, sondern vorrangig Edel-Laubbäume gepflanzt werden", so die Bürgerinitiative. Diese Bäume könnten, würde man sie nächstes Jahr pflanzen, im Jahr 2026 schon drei Meter hoch sein. Schneider und Maidhof fordern  den OB auf, den Hinweis auf einen sechs Jahre alten Fichtensetzling mit einer Höhe von gut 40 Zentimetern "künftig zu unterlassen, da er völlig falsche Vorstellungen erweckt und erwecken soll".

Das Schreiben endet mit einer Aufforderung an den OB, sich öffentlich bis 27. Dezember von den aus Sicht der Initiative "unwahren" Aussagen zu distanzieren. Einige stünden in der offiziellen Unterrichtung der Bürger und könnten so die Wahl beeinflussen.

OB nimmt nach den Feiertagen Stellung

Auf Anfrage dieser Redaktion teilte die Pressestelle der Stadt am Freitag mit, Oberbürgermeister Sebastian Remelé werde sich wegen der Feiertage nächste Woche zu dem Schreiben und den darin enthaltenen Vorwürfen äußern.

 
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