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Kreis Schweinfurt
Briefe an die Redaktion: Willst Du einen Wald vernichten, pflanze, nichts als Fichten!
Toni Zembsch
 |  aktualisiert: 15.07.2023 05:38 Uhr

Zum Artikel "Warum der Borkenkäfer den Steigerwald bedroht" vom 6. Juli erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:

Der Borkenkäfer bedroht nicht nur den Steigerwald, sondern sämtliche Waldflächen in Deutschland (Europa), die mit Nadelholz-Monokulturen umgebaut sind. Durch die kommerzielle Forstwirtschaft hat sich der Wald in Europa in den letzten Jahren stark verändert. Das Gesamtvolumen des Holzbestandes in den Wäldern ist heute dreimal so groß wie vor 70 Jahren. In der Zeit von 1950 bis 2000 gingen jährlich durchschnittlich 2,9 Millionen Festmeter Schadholz auf Kosten des Borkenkäfers.

Die Waldschädlinge wie Borkenkäfer und Kupferstecher sind nicht alleine für die Waldprobleme verantwortlich, sondern in erster Linie die über drei Jahrzehnten verfehlte Forstpolitik. Der Borkenkäfer ist einer der gefährlichsten Schädlinge in der Forstwirtschaft, das dürfte bekannt sein!

Das, was wir im Allgemeinen als Wald bezeichnen, wurde seit Jahrzehnten größtenteils durch intensive Bewirtschaftung - trotz vieler Warnungen - zu ertragreichem Forst umgebaut. Die Bäume der ursprünglichen Wälder wurden durch die Fichte massiv zurückgedrängt. Es ging alleine, wie so oft, um Wirtschaftlichkeit und Wachstum der Erträge.

Auch nicht das Schalenwild hat die Entmischung, also die Armut der Waldökosysteme verursacht, sondern in allererster Linie die forstwirtschaftenden Menschen. Sie erhoben Alleinanspruch auf diese Flächen und verwandelten sie in Holzfabriken.

Es wird höchste Zeit, dass diese wildfeindlichen Fichten-Monokulturen in Mischwälder umgebaut werden. Der Wald hat schon viele Veränderungen erlebt. Aus einst dichten, dunklen Urwäldern wurden Fichten- und Kiefernforste zur schnellen Holzproduktion.

Die von Schädlingen befallende Bäume beseitigen? Wird längst gemacht, ähnelt aber die Kontaktverfolgung nach Corona-Infektion: Klimaresiliente Mischwälder müsse man entwickeln, heißt es weise aus dem Landwirtschaftsministerium. Keiner weiß, was das für Wälder sein sollen. Es gibt keine Standardlösungen. Jeder Standort, jeder Boden, ist anders. Man weiß schon seit 20 oder 30 Jahren, dass die Wälder umgebaut werden müssen.

Es kursiert der böse Spottvers: Willst Du einen Wald vernichten, pflanze, nichts als Fichten!

Toni Zembsch
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  • hh@hoellerl.de
    Ich habe vor 30 Jahren Forst studiert. Schon damals war eines der Hauptthemen der notwendige Umbau der Fichtenbestände. Laien machen sich keinen Begriff, wie lange so etwas dauert und reden jetzt gerne schlau daher…
    Und ja - es gab bis vor kurzem auch immer noch „schlaue“ Privatwaldbesitzer, die dachten, es ginge mit der Fichte noch so weiter…
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