Zum Artikel "Sozialarbeit in Real- und Berufsschulen" vom 8. Juli erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:
„Gesellschaft wird morgen sein, was Schule heute ist.“ (Kardinal John Henry Newman). An die Zeit als an den damaligen Hauptschulen die Einführung der ersten Schulsozialarbeiter im wahrsten Sinne des Wortes notwendig wurde, erinnere ich mich noch sehr gut.
Das verächtliche mit dem Finger zeigen auf die Hauptschüler. Typisch! Kriegen nix auf die Reihe! Na ja, Hauptschüler eben! Die Elite an den Gymnasien und Realschulen hat das nicht nötig! Häme und die üblichen Klischees begleiteten diese Maßnahme in der öffentlichen Diskussion.
Schulsozialarbeit ist heute Standard an allen Schularten. Warum eigentlich? Was ist passiert mit unseren Kindern und Jugendlichen oder besser mit unserer Gesellschaft? „Leistungsdruck, Anstieg von Depressionen, Panikattacken, Schulverweigerungsstrategien“, schreibt der Berichterstatter in seiner Begründung.
Kann es sein, dass wir versäumt haben, die Kinder und Jugendlichen als Menschen mit je eigenen Sorgen, Nöten, Befindlichkeiten zu sehen und sie nur als Schüler behandeln, die sich mit „löffelweiser Fütterung“ - wie es der deutsche Pisakoordinator Andreas Schleicher ausdrückt – abspeisen lassen müssen?
Nein – das ist nicht die übliche Lehrkräfteschelte! Die allermeisten von ihnen versuchen das Beste für die Schülerinnen und Schüler aus diesem Schulsystem herauszuholen und gehen bis an die Grenzen ihrer Kräfte.
Und Ja! Wir brauchen nicht nur Schulsozialarbeiter. Wir brauchen von Psychologen bis zu Schulkrankenschwestern verschiedenste Fachkräfte an unseren Schulen in sogenannten multiprofessionellen Teams.
Und was wir vor allem dringend und sofort brauchen ist ein offener, ehrlicher, ideologiebefreiter Dialog über Bildung, Schule, Leistung, Bewertung, …., nicht nur um uns endlich aus den Fesseln der Logik des Bildungswesens aus dem 19. Jahrhundert zu befreien; vor allem um allen unseren Kinder und Jugendlichen zu ermöglichen, ihre individuellen Potenziale bestmöglich zu entfalten.
Bert Schmid
Schulamtsdirektor im Ruhestand,
Bundesvorsitzender Aktion Humane Schule
97422 Schweinfurt