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Schweinfurt
Briefe an die Redaktion: Vieles wäre zu vermeiden gewesen, hätte man die Bürger beteiligt
Bearbeitet von Franziska Schmitt
 |  aktualisiert: 07.02.2025 02:34 Uhr

Zum Artikel "Großer Wurf oder zu viel Polemik?" vom 1. Februar erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:

Bleiben wir beim Titel: Dass es kein großer Wurf ist, wie der OB glaubt, weiß nach einem Monat Chaos im neugeschaffenen NVM (Nahverkehr Mainfranken) inzwischen wohl jeder. Es ist die Arroganz der Planer und Verantwortlichen, die dazu geführt hat. Und Fragen oder berechtigte Kritik sind natürlich keine Polemik, egal ob sie von einzelnen Stadträten (Ulrike Schneider, Johannes Petersen, Frank Firsching) oder von Schweinfurter Bürgerinnen und Bürgern kommen.

In besagtem Artikel geht es um die die vierstündige Stadtratssitzung, die sich überwiegend mit den aktuellen Problemen des ÖPNV in Stadt und Landkreis Schweinfurt beschäftigte. Wenn man die Debatten im Livestream verfolgt hat, wundert man sich über den "weichgespülten" Bericht in der Presse.

Kritikpunkte sind geänderte Linienführungen und Haltestellen, zum Beispiel die neue Haltestelle am Kreisel Kaufland, die schon (!) im März zurückverlegt werden soll oder die Haltestelle Dittelbrunner Straße unmittelbar vor einer Ampel. Ebenso die geänderte Linienführung durch die enge Straße vor dem Hauptfriedhof. Man fragt sich, warum es schon in den ersten Tagen so viele Nachbesserungen gegeben hat. Bei einer durchdachten Planung sollte es keine derartigen Anlaufschwierigkeiten geben.

Vieles wäre zu vermeiden gewesen, wenn man im Vorfeld die Bürger informiert oder gar beteiligt hätte. Sie sind es schließlich, die mit dem System klarkommen müssen. Wo sind im Übrigen die 50.000 Broschüren abgeblieben, die gedruckt wurden? Wir, unsere Nachbarn und weitere Befragte haben jedenfalls keine erhalten.

Stichwort Bezahlsystem SWeasy: Das bargeldlose Bezahlen ist nicht automatisch fortschrittlich, sondern oft schlicht diskriminierend. Es gibt in Schweinfurt Leute – und nicht nur ältere – die keinen Computer und kein Smartphone haben, aus welchen Gründen auch immer. Heribert Prantl schreibt in einem aktuellen Artikel in der Süddeutschen Zeitung, dass es ein "Recht auf einen analogen Zugang zur Daseinsfürsorge" brauche. Das Recht auf ein analoges Leben sei ein Recht des mündigen Bürgers. Dies sollte auch für Schweinfurt gelten.

Auf den Informationsblättern an den neuen Haltestellen kann man erfahren, wie einfach alles ist: 1. Waben zählen: Start > Ziel. 2. Ticket wählen. 3. Ticket kaufen & einfach losfahren. Tja, wenn es so einfach wäre! Das Ticket bekommt man natürlich in der App. Aber auch, so steht es gedruckt, im Bus oder am Automaten an der Haltestelle. Da bleibt der Bürger einfach ratlos stehen. In anderen Ländern (Frankreich, Italien) kann man bis heute Fahrscheine beim Fahrer oder in Verkaufsstellen erwerben.

Noch ein Wort zu vielen englischen Ausdrücken. Nicht alle Leute sind des Englischen mächtig und wissen, was eine Prepaid-Karte ist, was CiCo bedeutet (ganz klar "check in – check out"), swipen usw. Selbst für Ticket gäbe es das Wort Fahrschein / Fahrkarte.

Annelie Maidhof
97422 Schweinfurt

 
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Kommentare
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  • Marc Stürmer
    Es gibt genügend Leute, die weder Smartphone noch Computer benutzen und dennoch den Stadtbus bezahlen.

    Das geht nämlich auch mit Prepaidkarte oder aber EC-Karte.

    Das Problem an dem System ist nicht, dass es schlecht ist oder nicht funktionieren würde. Solche Systeme funktionieren weltweit sehr gut.

    Das Problem daran ist, dass die Stadtwerke die Einführung der Bezahlkarte völlig vergeigt und den Bedarf daran grandios unterschätzt hatten, und es nur er eine einzige Verkaufsstelle gab.

    Woanders gibt es dann nämlich die Karten in jedem Kiosk, Supermarkt, Tankstelle, Postfiliale zu kaufen. In Schweinfurt ist das nicht der Fall.
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  • Dieter Hartwig
    Auf den Punkt gebracht. Um mit einem Ticket von zuhause aus zu fahren z.B Schweinfurt nach Würzburg brauche ich ein Smartphone sonst muss ich die Fahrt zum Bahnhosautomaten extra zahlen. Günstigeres 6er Ticket gibt es ohne Smartphone nicht.
    Ich merke mir das gut bis zur nächsten Stadtratswahl oder Oberbürgermeisterwahl.

    Der einfache Bürger wird benachteiligt und man lobt sich nur selbst und hat keine Einsicht.
    Das ist auch eine Art der Diskriminierung
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