Zum Artikel "Hat Töpper zu spät gehandelt" vom 3. September, erhielt die Redaktion folgende Zuschrift:
Tragödie durch die parteipolitische Brille gesehen...
Zum Thema Schließung des Krankenhauses St. Josef ist alles gesagt und geschrieben. Die offenkundige Fehlentscheidung der Verantwortlichen über die verfrühte Aufgabe der gesunden, im Kern zukunftsweisenden Klinik, ist Faktum. Ebenso wie schnelle Finanzspritzen über Diözese und Vatikan, Kirchensteuern, rechtlich nicht möglich sind.
Wir haben ein Krankenhausfinanzierungsgesetz nach einem dualen Prinzip: Diagnostik, Behandlung und Ausstattung mit dem notwendigsten Personal, Übernachtung und Vollpension, Pfefferminztee incl., zahlt die Krankenkasse. Wenn ein Analysegerät durchschmort oder die Fassade bröckelt, zahlt es das Land. Was darüber hinaus notwendig ist, z.B. wenn aus Pandemiegründen kein Patient mehr behandelt werden darf, aber trotzdem irgendwo ein Flurlicht brennt, sind Fixkosten.
In diesem engen Rahmen hat jedes Klinikmanagement mehr oder weniger erfolgreich seine unternehmerischen Entscheidungen zu treffen, aber auch die unpopulären verständlich zu kommunizieren. Ja, das ist misslungen und macht die Aufregung – nicht zuletzt für die 800 Mitarbeiter – so evident.
Welche Kritik wird jetzt aus den „Reihen der städtischen CSU“ an Herrn Töpper gerichtet? Ich lese immer nur St. Josef und Leopoldina-Krankenhaus in Verhandlung, ich lese nur von zwei Gesellschaftern. Landkreis und Geomed habe ich in diesem Zusammenhang bisher nicht wahrgenommen. War Herr Töpper zu diesen ersten Gesprächen überhaupt eingeladen? Wollten die beiden Protagonisten Herren Stapper und Winter das Vabanquespiel unter sich entscheiden?
Komisch, in meiner Wahrnehmung war jahrelang eigentlich St. Josef aufgrund seiner religiös-katholischen Struktur das überwiegend von Landkreisbewohnern frequentierte Krankenhaus. Jetzt scheint es opportun, diesen Status zu verkehren.
Herr Töpper brauchte keine Einberufung einer Sondersitzung in den Ferien, da er bereits am 23.07., nach Mitteilung von Frau Ministerin Gerlach, schon längst – in hohem Maße parteiübergreifend - in Verhandlung mit Bezirkstagspräsident Stefan Funk in Verbindung über das Procedere der Patientenversorgung in der Region stand. Also schon vor dem unrühmlichen Rathaustreppen-Auftritt des Herrn OB Remelé.
Die „bunte Mehrheit“ im Kreistag ist kein Forum für Herrn Töpper sich dahinter zu verstecken oder Übernahme von Verantwortung abzulehnen, sondern macht eher die alltägliche Sisyphus-Arbeit seines Amtes deutlich.
Die parteipolitische Brille, die Herr Töpper in seinem Amt noch nie getragen hat, sollten die, die noch immer durch sie blicken, schleunigst entsorgen.
Werner Hornung
97440 Werneck