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Schweinfurt
Briefe an die Redaktion: Krise wieder als Chance für die Kultur nutzen
Bearbeitet von Peter Zimmermann
 |  aktualisiert: 05.11.2024 02:41 Uhr

Zum Artikel "Dramatisch weniger Geld für die Kultur“ vom 15. Oktober erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:

Als ich mit ein paar Mitstreitern vor rund 30 Jahren den KulturPackt für Schweinfurt gegründet habe, war Schweinfurt gerade in der Kugellagerkrise und finanziell ebenfalls klamm. Anstatt aber zu lamentieren, haben Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing die Chancenregion ersonnen. Zu einem wichtigen Bauteil dieser Chancenregion wurde die Kultur und in diesem Zuge kam dann u.a. auch das Museum Georg Schäfer in die Stadt. Trotzdem wurden auch damals die „freiwilligen“ Leistungen für die freie Kulturarbeit infrage gestellt und auch damals waren die Summen, um die es ging, in keinster Weise relevant für das „Überleben“ der Stadt.

Dass man nun nach 30 Jahren genau wieder dieselbe Argumentation fährt, verstört dann doch. Denn schon vor 30 Jahren war doch klar, dass Kultur nicht etwas ist, dass man sich halt leistet oder nicht, sondern ein wichtiger Standortfaktor ist, gerade für Kommunen in der Größenordnung von Schweinfurt. Zumal heute die Probleme der Stadt ja ungleich vielfältiger sind als vor 30 Jahren, als man noch eine funktionierende Innenstadt hatte, mit Traditionsgeschäften, einer Markthalle, kaum Leerstand und attraktiver Gastronomie.

Das ist heute leider anders und vielen ehemaligen Schweinfurtern wie mir kommen schon manchmal die Tränen, wenn man auf Heimatbesuch ist. Gut, der Verfall von Innenstädten und die damit zurück gehende Attraktivität ist ein allgemeines Problem, dass wir in vielen Städten sehen und das man zunehmend schwieriger in den Griff bekommt. Aber andere Städte wären heilfroh, wenn sie eine so vielfältige Kulturszene hätten wie Schweinfurt. Das Straßenmusikfestival Pflasterklang oder die Nacht der Kultur sind doch beste Beispiele, wie man Bewegung in die Innenstadt bringt. Das hochkarätige Programm der Disharmonie sorgt seit Jahrzehnten dafür, dass Schweinfurt einen festen Platz in den Kulturkalendern hat.

Dass die Schweinfurter Kulturszene sehr gut mit überschaubaren Mitteln umgehen kann, weiß man auch seit Jahrzehnten und sollte, schon aus Gründen des Stadtmarketings, nicht noch mehr zurückgefahren werden. In anderen Städten werden dafür extra City-Manager eingestellt, die kommen aber bei weitem nicht an die Fähigkeiten der erfahrenen Kulturmanager ran. Der Schweinfurter Stadtrat wäre gut beraten, die Kürzungen in der freien Szene nochmal zu überdenken. Weil, wenn hier die Verantwortlichen hinschmeißen, geht mehr für die Stadt kaputt, als man mit Geld bezahlen kann.

Dominik Brähler, 04229 Leipzig

 
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  • Martin Drescher
    Ich bin seit über 30 Jahren mit diversen Blues Bands auch in Schweinfurt aktiv. Damals gab es die Bluestage, Honky Tonks, den Brauhauskeller, das Tapas und noch mehr Locations, wo regelmäßig Livemusik stattfand. Heute gibt es sowas fast nur nur noch im Stattbahnhof und in der Disharmonie. Bei beiden Vereinen ist zu befürchten, dass die Kürzungen der Zuschüsse das aus für sie bedeuten könnte. Diese Sparpolitik reiht sich ein die kurzsichtige und desolate Politik unserer Stadtverwaltung und deren Spitze. Es ist höchste Zeit, dass mal kompetentere Politiker das Ruder übernehmen, bevor unsere Stadt komplett den Bach runter geht.
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