Zum Artikel "Der Gerolzhöfer Stadtrat zieht klare Linie“ vom 3. April erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:
Als ich vor gut sieben Jahren mit meiner Familie nach Gerolzhofen gezogen bin, war ich voller Optimismus: Diese Kleinstadt war im Kommen! Die pittoreske Altstadt, die gute Infrastruktur mit zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten, Schulen und ärztlicher Versorgung sowie die idyllische Umgebung schienen mir Garanten für diese Entwicklung. Bestimmt würden auch Gewerbetreibende dieses Potenzial entdecken und den Leerstand reaktivieren.
Bepflanzte Kübel in der "essbaren Stadt" und der liebevoll angelegte Kräutergarten am südlichen Stadtrand deuteten für mich außerdem darauf hin, dass hier auch in Richtung Nachhaltigkeit gedacht wurde. Vielleicht würde sogar die Bahnlinie reaktiviert werden?
Leider musste ich dieses hoffnungsfrohe Bild inzwischen revidieren. Statt weniger, gibt es mehr Leerstand. Statt landwirtschaftliche Flächen zu erhalten, wurden Gewerbegebiete mit riesigen Hallen bebaut und der Traum von einer Reaktivierung der Bahnlinie ist für die meisten wohl ausgeträumt, oder doch in weite Ferne gerückt. Die vor über 25 Jahren am Marktplatz gepflanzten Platanen werden im Zuge der Marktplatzumgestaltung entfernt.
Und nun noch der vorläufig "letzte Streich": Statt die von allen einhellig in höchsten Tönen gelobte Idee zweier Mitbürgerinnen zu verwirklichen, in dem bestehenden, rund 500 Quadratmeter großen Garten gegenüber dem VG-Gebäude einen Gemeinschaftsgarten zu errichten, wird dieser in einen Parkplatz umgewandelt. Hierüber tagte ein Stadtrat, in dem offensichtlich leider nur eine Minderheit wirklich die Zukunftsfähigkeit dieser Stadt im Blick hat, geschweige denn verstanden hat, was in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auf uns zukommen wird.
Mehr Parkplätze werden kaum für eine Reaktivierung des Leerstands sorgen, dafür bräuchte es schon innovativere Ideen. Komm, wir gehen mal nach Geo – da gibt's neue Parkplätze! Wohl kaum. Wäre die Innenstadt insgesamt attraktiver, würden Besucher sicherlich auch die wenigen Minuten Fußmarsch von den zahlreich vorhandenen Parkplätzen am Rand der Innenstadt auf sich nehmen.
Was man mit zusätzlichen Parkplätzen aber sicherlich erreicht, sind einige Grad mehr an den sowieso schon herausfordernden Sommertagen. Die Zunahme der Anzahl an Hitzetagen und Tropennächten im Zuge des Klimawandels wird Unterfranken besonders treffen, und zwar besonders in städtischen Räumen, wo blau-grüne Infrastruktur fehlt. Die direkten Anwohner, deren Balkons dann statt auf eine ansprechende, kühlende Grünfläche auf den neuen Parkplatz blicken, werden diesen Effekt sehr schnell bemerken.
Statt sich also durch ein Mehr an Vegetation an die Klimaerwärmung anzupassen und gleichzeitig einen Ort des Lernens und sozialen Miteinanders zu schaffen, geht man hier in die genau andere Richtung. Damit führen sich auch die begrünten Pflanzkübel ad absurdum. Schade, Gerolzhofen!
Elke Schliermann-Kraus
97447 Gerolzhofen
sie sprechen für viele