Das Haus ist gebaut, der Garten begradigt, aber eine Wüste aus Erde und Steinen. Viele Eigentümer greifen zum vermeintlich einfachsten Mittel: Rasen. Brigitte Goss, Garten-Kreisfachberaterin im Landratsamt Schweinfurt, mahnt zu Geduld: "Nach der Bauphase ist der Boden meist stark verdichtet, ich empfehle, ihn aufzubrechen und sich erholen zu lassen." Ihr Tipp: "Gründünger pflanzen", also tiefwurzelnde Pflanzen wie Ackerbohne, Lupine, Luzerne oder Ölrettich, deren Wurzeln bis zu einem Meter in den Boden reichen. Auch der Lülsfelder Klaus Scheder warnt vor Experimenten beim ersten Grün. "Sünden" wie zentral platzierte Hanfpalmen seien nur schwer zu korrigieren. Hobby-Gärtner sollten auch den Klimawandel im Auge behalten.
Vertikutieren
"Ein großer Fehler ist zu frühes Vertikutieren des Rasens, das schafft nur Platz für zu viele Unkräuter", sagt Goss. Scheder amüsiert sich über "das Frühjahrs-Wettrüsten der Nachbarn mit schwerem Gerät". Statt des Umgrabens der oberen Erdschichten, um vermeintlich Unkraut und Moos zu entfernen, rät er, durchzurechen und Kompost auf die Rasenfläche zu geben. Vertikutieren sei allenfalls angebracht, wenn der Rasen im Sommer noch stark verfilzt sein sollte.
Wege
Scheder stellt den Nutzen vor Optik. "Will ich im Schubkarren drüber fahren, an Gemüsebeete laufen oder fährt ein Kind mit dem Fahrrad? Wird ein Weg häufig frequentiert, empfiehlt es sich, ihn stabil aufzubauen." Pflaster ("auf wasserdurchlässige Fugen achten") gebe es heute aus Betonstein, der aussieht wie Naturstein. Beton im umweltgerechten Garten? Für Goss kein Widerspruch: "Beton ist ökologischer und nachhaltiger als Granit aus China."
Hecken
Auch immergrüne Sträuche können ein Refugium für Insekten und kleine Vögel sein. Goss vermeidet den schier unvermeidlichen Kirschlorbeer, bevorzugt die bauchige Hemlocktanne. Scheders Klassiker sind Eibe ("lässt sich im Gegensatz zu Thujas ins Altholz zurückschneiden und braucht weniger Wasser"), Liguster, Hainbuche ("gut fürs Klima") oder Feldahorn ("lässt sich, ideal für kleine Grundstücke, ganz schmal schneiden").
Kübelpflanzen
Für Scheder ist es kein Widerspruch zur umweltgerecht angelegten Grünfläche, sich auf die Terrasse einen Oleander oder ein Zitronenbäumchen zu stellen. Und Goss' fast schon altmodische Leidenschaft? "Geranien. Da gehen zwar keine Insekten ran, aber sie brauchen wenig Pflege und sorgen für so viel Freude an der Blüte. Ein Garten soll ja Spaß machen." Der Mensch brauche nach dem Winter Farbe. Quietschbunte Petunien erfüllen den gleichen Zweck.
Obst und Gemüse
Bei wenig Platz empfehlen die Experten Halbstämme, Hochstämme oder Spindelsträucher, im Kübel genauso wie mitten ins Blumenbeet gepflanzt. Goss favorisiert für Anfänger Johannisbeeren oder die Felsenbirne, deren kleine Frucht-Kügelchen auch bei Vögeln beliebt sind. Himbeeren seien anfällig, Brombeeren in den letzten, heißen Sommern schnell verbrannt.
"Finger weg" sagt sie zu Exotischem wie der Goji-Beere, "die bilden schwer zu kontrollierende Wurzelausläufer". Heidelbeeren bräuchten, wie alle Moorbeetpflanzen, saure Erde, weswegen Goss zu einem Trick greift: "Ich pflanze sie in große Wannen und stelle sie versteckt auf." Saure Erde lässt sich selbst herstellen, mit Hilfe von Nadelstreu- und Laubkomposten. Wenig ausmachen können Trockenheit und Hitze Tafeltrauben oder Maulbeeren sowie alten Apfelsorten wie dem Rheinischen Bohnapfel, dem Trierer Weinapfel oder Stahls Winterprinz.
Stauden und Rosen
Kein schöner Garten ohne Rosen, zudem liefert die Königin der Blühpflanzen Wildbiene und Hummel ein wahres Pollenbad. Scheder achtet auf das Siegel ADR (Anerkannte Deutsche Rosen). Dabei werden die Rosen über drei Jahre getestet in Kategorien wie Standort und Blüte. Derweil mache der Klimawandel prächtigen Stauden (Blühpflanzen, die wieder aus der Wurzel ausschlagen) wie dem Rittersporn, oder Wasserschluckern wie dem japanischen Schneeball oder dem Lebkuchenbaum zu schaffen. Scheders Klima-Künstler: Bergminze, roter Sonnenhut, Heiligenkraut und Bergbohnenkraut. Goss setzt auf Lavendel, Duftnessel, Salbei. Und alles Graulaubige, denn die kleinen Härchen seien ein effektiver Verdunstungsschutz.