Es ist wie beim Kuchenbacken: Man nimmt 500 Gramm Gelb, einen Löffel Weiß, etwas Rot und einen Schuss Schwarz, verrührt alles gut, gießt es in die Form und schaltet die Maschine an. Edin Rondic backt aber keinen Kuchen, der junge Siebdrucker führt einen der Arbeitsschritte vor, die für sein Gesellenstück erforderlich waren, mit dem er bester deutscher Azubi wurde.
Der 24-jährige Stadtlauringer war der erste Auszubildende der Schweinfurter Spezialdruckerei Frank & Söhne im Beruf Medientechnologe Siebdruck, und er hat die Latte gleich ganz hoch gelegt. Zuerst siegte er auf Kammerebene, dann beim Landesentscheid und jetzt beim Bundeswettbewerb. Am 9. Dezember wird er bei der nationalen Bestenehrung der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Maritim Hotel in Berlin aus den Händen von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek Urkunde und Auszeichnung erhalten.
Dass gleich ihr erster Lehrling so erfolgreich durchgestartet ist, das freut die beiden Firmenchefs Tino und Nico Frank. Klar, dass Edin Rondic nun auch als Geselle übernommen worden ist. Und: "Wir wollen ihn weiter pushen." Er sei qualifiziert für Führungsaufgaben, sagt Tino Frank.
Doch wie kommt man auf die Idee, Siebdrucker zu werden? Edin Rondic schmunzelt und gibt zu, dass dies wohl kein Beruf ist, von dem man schon als kleiner Junge träumt. So begann er nach dem Fachabitur zuerst einmal ein Mechatronikstudium an der Fachhochschule in Schweinfurt. Nach zwei Semestern brach er ab, "weil es nicht das Richtige für mich war". Über Internet und Jobbörse stieß er dann auf die Stellenausschreibung der Firma Frank & Söhne, machte ein Schnupperpraktikum und wusste sofort: "Das ist es".
Was macht nun ein Siebdrucker? Er druckt Bilder, Schriften oder grafische Formen auf Glas, Papier, Keramik, Metall, Textilien oder Kunststoff. Die Frank & Söhne AG hat sich auf die Veredelung von Werbeartikeln und dreidimensionalen Gegenständen spezialisiert, bedruckt T-Shirts, Taschen, Stifte, Feuerzeuge, Tesaroller und dergleichen. Kunden sind namhafte Hersteller, Importeure und Großhändler wie der Schreibgerätehersteller Stabilo oder das Büroversandhaus Memo. "Von uns bedruckte Waren sind in ganz Deutschland im Umlauf", sagt Tino Frank.
Edin Rondic ist hauptsächlich im Textilbereich tätig. Hier entstand auch sein Gesellenstück, eine mit einem fünffarbigen Motiv bedruckte Baumwolltasche zum Thema "Farbe bekennen". Auf den ersten Blick sieht die Tasche nicht sehr spektakulär aus. Eine bedruckte Tasche halt, wie man sie an der Supermarktkasse kaufen kann, nur etwas bunter. Tatsächlich aber steckt viel Handarbeit und Können drin. Angefangen vom Mischen der Farbtöne bis hin zur exakten Verarbeitung der Druckvorlage.
So mussten die verschiedenen Farbfelder so aufgedruckt werden, dass sie nicht aneinander stoßen und, dass sie durchgängig einen immer gleich großen millimetergenauen Abstand voneinander haben. "Das war die größte Herausforderung", sagt Edin Rondic. Fünf Stunden hat er allein für die Druckarbeit gebraucht, plus eine Stunde Vorbereitung und eine Stunde für die Dokumentation. Immer mit den Augen des IHK-Prüfers im Nacken, der im Betrieb die Fertigung des Gesellenstücks überwacht hat.
Dem 24-Jährigen ist zugute gekommen, dass er schon seit seinem zweiten Lehrjahr hauptsächlich solche Arbeiten im Betrieb ausführt. "Ich war gut vorbereitet." Dass der junge Stadtlauringer "viel mitbringt", haben die Firmenchefs schnell erkannt. "Fast 90 Prozent aller Druckaufträge werden inzwischen von Edin eingerichtet", sagt Nico Frank.
Das Druckprinzip selbst ist recht simpel: Mit einem wischerähnlichen Werkzeug, dem Rakel, wird Farbe durch ein Sieb gedrückt – daher der Name Siebdruck – und so ein Motiv auf einen Gegenstand aufgebracht. Die Vorbereitung dafür ist aber recht aufwendig: Zuerst muss das Sieb, ein mit einem feinmaschigen Polyestergewebe bespannter Rahmen, mit einer lichtempfindlichen Emulsion bestrichen werden. Darauf wird dann eine Schablone mit dem zu druckenden Motiv gelegt und dieses mit UV-Licht bestrahlt. Wo das Licht durch die Schablone auf das Gewebe gelangt, wird die Emulsion zerstört, so dass das Gewebe wieder durchlässig ist. Danach muss das Sieb gründlich ausgewaschen werden, um die zerbröselte Emulsionsmasse zu entfernen.
"Es ist wichtig, dass nur absolut saubere Siebe an die Maschine kommen", erklärt Edin Rondic, sonst verschmiert das Motiv. Er hält ein Sieb ins Licht, das gerade für den Druck vorbereitet wurde. Alles okay, es kann losgehen. Der Rahmen wird in die Maschine gespannt und mit dem Gummirakel von der Rückseite her die Farbe durchs Sieb gedrückt. Da, wo das Gewebe offen ist, geht die Farbe durch und projieziert das Motiv auf das darunter liegende Objekt. Es sind schwarze Kugelschreiber, auf denen jetzt der Schriftzug "Polizei" prangt. Jetzt noch kurz durch die Heißluftrockenanlage und über Nacht aushärten, dann können die Polizeibeamten damit Strafzettel ausfüllen.
Beim Siebdruck wird jede Farbe des Druckmotives einzeln gedruckt. Deswegen werden für jede Farbe ein Film und eine Druckschablone benötigt. Edin Rondic brauchte für sein Gesellenstück fünf Filme und fünf Druckschablonen. Die fünf vorgegebenen Farben hat er per Hand angerührt, nach selbst erstelltem Rezept. Mit der Farblupe wird überprüft, ob der gemischte Farbton mit der Vorlage übereinstimmt. "Im ersten Versuch schafft man es nicht", gibt Edin Rondic zu. Aber er traut sich zu, in einer halben Stunde jede vom Kunden gewünschte Farbe mischen zu können – und das bei 7000 zur Auswahl stehenden Nuancen. Die eigentlich Kunst am Siebdruck aber sei es, so exakt zu arbeiten, dass das letzte Stück genauso gut wie das erste aussieht.