"74 Mal haben Sie Schweinfurt umkreist", sagte Oberbürgermeister Sebastian Remelé in seinem Grußwort. Doch zum 75. Mal seien die Ärztevertreter nicht mehr an der Stadt nahe der Autobahn vorbei gefahren.
Zur Auftaktveranstaltung des Bayerischen Ärztetages, der 2016 im Konferenzzentrum auf der Schweinfurter Maininsel stattfindet, kamen am Freitagabend nicht nur die ersten der insgesamt 180 Delegierten, sondern auch Vertreter regionaler Politik: Neben der Bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml begrüßten Mitglied des Landtags Steffen Vogel, Mitglied des Bundestags Sabine Dittmar sowie die stellvertretende Landrätin Christine Bender die Ärzte aus dem ganzen Freistaat in Schweinfurt.
Remelé betonte in seinem Grußwort die Vorzüge Schweinfurts als Kulturstadt und als "Gründungsstadt der Leopoldina". Er empfahl den Tagungsteilnehmern sowie ihren Begleitern, den Weg über die Maxbrücke ins Museum Georg Schäfter und in die Schweinfurter Innenstadt zu gehen.
Ministerin Huml gab zu, dass sie in ihrer politischen Funktion "im Moment auch nicht am Patienten tätig ist", und damit das Problem des Ärztemangels verschärfe. Sie hofft, dass der bundesweite "Masterplan Medizinstudium 2020" mehr Absolventen auch in die weniger beliebten und unterversorgten ländlichen Gebiete ziehe: ein praxisorientierteres Studium sowie eine auf soziale Komponenten erweiterte Studienplatzvergabe seien hier sinnvolle Maßnahmen.
Auf bayeririscher Ebene fördere die Staatsregierung Studenten, die sich dem Landarztberuf verpflichten, mit 300 Euro Monatsstipendien nach dem Physikum. Außerdem gebe es eine "Niederlassungsförderung von bis zu 60.000 Euro", die von Allgemeinärzten auch auf Fachärzte ausgedehnt worden sei. Bereits 285 Ärzte seien bisher mit der Niederlassungsförderung unterstützt worden.
Zweifel an dem Sinn von monetären Anreizen äußerte der Jugendwissenschaftler Klaus Hurrelmann, Professor an der Hertie School of Governance in Berlin. Er sprach unter dem Titel "So tickt die junge Generation" und befand: Die Generation Y der zwischen 1985 und 2000 Geborenen lege weniger Wert auf Gehalt, als es frühere Generationen getan haben. Die künftigen Ärzte seien klare "Kosten-Nutzen-Abwäger", die zwar Erfüllung in ihrer Arbeit suchten, sich aber "nicht davon aufsaugen lassen" wollten.
Noch bis Sonntag, 23. Oktober, diskutieren die Ärztevertreter medizinpolitische Themen.
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