Angesichts des nur geringen Besucherzuspruchs bei der Gerolzhöfer Bürgerversammlung gab es auch nur eine überschaubare Zahl an Fragen und Redebeiträge von Bürgern.
Günter Engert wollte wissen, ob es nach der Corona-Pause wieder eine Waldgrenzbegehung im Gemeinsamen Bürgerwald in diesem Jahr geben wird. Laut Bürgermeister Thorsten Wozniak wird diese zweitägige Wanderveranstaltung heuer auf jeden Fall stattfinden, allerdings stehe der exakte Termin noch nicht fest.
Das Loch ist privat
Werner Gegner sprach die Dauer-Baustelle für das geplante Hotel "Wilder Mann" an. Er stellte die Frage, was seitens der Stadt passieren wird, wenn die Krapf GmbH die Frist für den vom Stadtrat verlangten Rückbau der öffentlichen Flächen am 1. September 2022 verstreichen lässt. Bürgermeister Wozniak stellte zunächst einmal klar, dass es sich bei der Baugrube für die Tiefgarage nach wie vor um ein "privates Loch" handelt. Dementsprechend könne er in einer öffentlichen Versammlung nur wenig dazu sagen. Denn die Stadt sei nur wegen der Nutzung des Gehwegs in der Breslauer Straße und des Pausenhofs der Grabenschule betroffen.
Falls die Bauherrin aber der vom Stadtrat gesetzten Frist zum Rückbau der städtischen Flächen nicht nachkommen werde, müsse der Stadtrat weitere Möglichkeiten prüfen und angehen. "Und dies werden dann rechtliche Wege sein." Allerdings würden weiterhin Gespräche zwischen Bauherrin und Verwaltung stattfinden. Und: "Ich bin noch immer zuversichtlich, dass sich was tun wird", antwortete der Bürgermeister.
Marktplatz ist dringlich
Werner Gegner monierte zudem den schlechten Zustand des Pflasters auf dem Marktplatz. Zehn Jahre lang rede man schon darüber, doch es passiere nichts. Inzwischen sei der Zustand so schlecht, dass man auch in der weiteren Umgebung nichts Vergleichbares mehr finde. Es sei an der Zeit, dass die Stadt die Sanierung des Platzes als "vorrangiges Projekt" einstuft.
Laut Bürgermeister teilt der Stadtrat die Meinung Gegners. Dieser Tage sei bereits der Einsendeschluss im Ideen-Wettbewerb für die Umgestaltung gewesen und Anfang Juni tage die Fachjury. Danach werde es eine Ausstellung mit allen eingereichten Gestaltungsvarianten geben, ehe der Stadtrat dann festlegen wird, wie der Marktplatz künftig aussehen soll.
Was machen die Legionellen?
Peter Dreßel, der beim Turnverein Gerolzhofen sich in der Basketball-Abteilung engagiert, fragte nach, wann die Zweifachturnhalle am Lülsfelder Weg wieder für den Sport freigegeben werde, nachdem dort schon seit November wegen des Legionellenbefalls im Trinkwassernetz kein Sportbetrieb mehr möglich sei. Die Basketball-Mannschaften würden diese Halle aber dringend benötigen, nachdem der Landkreis Schweinfurt die Dreifachhalle als Flüchtlingsunterkunft nutzt.
Bürgermeister Wozniak antwortete, die Bekämpfung des Legionellenbefalls finde derzeit statt. Aktuell werden Proben entnommen, ob die Maßnahmen schon gegriffen haben. Leider habe es in der Tat sehr lange gedauert, bis sich hier etwas getan habe. "Wir haben aber sechs Monate warten müssen, bis endlich die Firma gekommen ist."
Kritik am Norma-Zentrum
Christoph Böhm aus Veitshöchheim, Eigentümer des Aussiedlerhofs "Klausenhof" an der Alitzheimer Straße und Nebenerwerbslandwirt, meldete sich mit einem umfangreichen Redebeitrag. Er kritisierte sachlich zunächst grundsätzlich den Bau des Norma-Logistikzentrums und im Speziellen einen "grünen Stadtrat", dem es nach dessen eigener Aussage im Stadtratswahlkampf wichtig gewesen sei, unseren Lebensraum naturnah zu erhalten und auch für nachfolgende Generationen lebenswert zu gestalten. Gemeint war damit der Bio-Landwirt Guido Herbig, Fraktionsmitglied bei Geo-net, der bekanntlich eine große zentrale Ackerfläche für den Bau des Norma-Logistikzentrums an die Stadt Gerolzhofen verkauft hat. Der Neubau von Norma sorge unter anderem wegen der drohenden Lärmbelästigung jetzt aber dafür, dass "die nachfolgenden Generationen im Klausenhof keine lebenswerte Umwelt mehr dort vorfinden", sagte Böhm.
Bürgermeister Wozniak betonte, der Stadtrat habe die Vor- und Nachteile des Logistikzentrums intensiv abgewogen und stets transparent in öffentlichen Sitzungen diskutiert. "Es stimmt nicht, dass wir kein Verständnis haben für die Anlieger", sagte er. Aber es werde immer Personen geben, die von solchen Entscheidungen betroffen sind. Allerdings sei es wichtig zu betonen, dass man nicht gegen das Recht verstoßen habe und alle Maßnahmen von den übergeordneten Genehmigungsbehörden abgesegnet worden seien.
Wo sind die Ausgleichsflächen?
Böhm befürchtet, dass die Stadt mittelfristig auch die städtischen Äcker westlich der Kläranlage für Gewerbeansiedlungen hernehmen könnte, wie es im Flächennutzungsplan vorgesehen ist. Dann würden sich die Belastungen für die Nachbarn noch mehr erhöhen. Wozniak sagte aber, es gebe diesbezüglich keinerlei Überlegungen.
Und einen dritten Kritikpunkt brachte Christoph Böhm vor: Laut den Bebauungsplänen für die Ansiedelung der Firma Kanal Türpe und für das Neubaugebiet "Nützelbach II" müssten jeweils ökologische Ausgleichsflächen angelegt werden. Geschehen sei hier nichts, obwohl die Ausgleichsflächen für das Baugebiet schon hätten fertig sein müssen, bevor mit der Erschließung begonnen wird.
Grundsätzlich prüfe das Landratsamt Schweinfurt, ob die Ausgleichsflächen angelegt sind, so Wozniak. Wie es in den von Böhm genannten Fällen konkret aussehe, darauf konnte der Bürgermeister spontan keine Antwort geben. Er notierte sich den Vorgang.
Anmerkung der Redaktion: Eine frühere Version des Artikels enthielt die Angabe, dass der Vorbesitzer des Grundstücks, auf dem das Norma-Logistikzentrum entstanden ist, sein Grundstück direkt an das Unternehmen verkauft habe. Dies ist falsch. Der betreffende Landwirt hat seinen vormaligen Acker an die Stadt Gerolzhofen verkauft. Diese hat die Fläche dann per Stadtratsbeschluss an das Unternehmen veräußert. Die fehlerhafte Angabe wurde im Artikel korrigiert. Wir bitten darum, den Fehler zu entschuldigen.