Beim Einsturz eines 40 Meter langen Teils der neu gebauten Autobahnbrücke bei Schraudenbach (Lkr. Schweinfurt) ist am späten Mittwochnachmittag mindestens ein Bauarbeiter ums Leben gekommen; 15 Menschen wurden verletzt, elf davon schwer, teilweise auch lebensgefährlich. Auf der Baustelle waren zum Zeitpunkt des Unglücks um 16.10 Uhr mehr als 20 Arbeiter. Die Unglücksursache war zunächst ungeklärt.
Die neue Fahrbahn zwischen dem fünften und dem sechsten Pfeiler war zuerst auf das unterhalb angebrachte Baugerüst und anschließend auf die Verbindungsstraße von Zeuzleben nach Schraudenbach gekracht. Eine Gefahr für die Fahrbahn der A 7, die auf der alten Brücke parallel zur im Bau befindlichen Unglücksbrücke verläuft, bestand nach Polizeiangaben nicht.
Die Retter vor Ort sprachen von einem meterhohen Trümmerfeld aus Beton und Stahl. Noch drei Stunden nach dem „Betriebsunfall“ – so die offizielle Einstufung – galten Arbeiter als vermisst. Bei der Suche nach diesen waren mehrere Rettungshunde im Einsatz.
Bereits gegen 16.30 Uhr war die Unglücksstelle weiträumig abgesperrt. Die Polizeikräfte sammelten sich am Ortsausgang von Zeuzleben und ließen nur die vielen Feuerwehren aus der gesamten Umgebung, die Rettungssanitäter, das THW, eigene Einsatzwagen und die Bergwacht passieren. Bei der Zufahrt am Ortsende von Zeuzleben gingen die Martinshörner der ankommenden Rettungsfahrzeuge fast im Minutentakt.
Im Dauereinsatz waren auch bis zu fünf Hubschrauber. Zu den etwa 30 Rettungs- und Einsatzwagen zwischen Zeuzleben und der Brücke kam eine ähnlich hohe Anzahl auf der Strecke von Schraudenbach zur Unglücksstelle. Zum Einsatz kam nur ein Teil der Feuerwehren, des Technischen Hilfswerkes und der Rettungsorganisationen. Gut die Hälfte der Rettungskräfte stand über Stunden als Reserve zur Verfügung.
Schaulustige sorgten auf der Autobahn 7, die rund 20 Meter über der Unglücksstelle verläuft, für einen Stau mit einer Länge von bis zu neun Kilometern. In den beiden benachbarten Ortschaften warteten Einwohner in kleinen Gruppen auf Neuigkeiten. Ein Anwohner sprach von einem „Knall wie von einem Überschallflugzeug“, der zu hören gewesen sei.
An Informationen zu dem Unglück war nur schwer zu kommen, die Einsatzleitung hatte der Suche nach und der Rettung von Verletzten absolute Priorität eingeräumt. So war auch noch nach Stunden unklar, ob das Unglück mehrere Todesopfer gefordert hat. Am späten Abend schloss die Polizei den Fund weiterer Toten nicht aus, bestätigte jedoch nur ein Todesopfer.
Nach den aktuellen Erkenntnissen handelt es sich bei dem verstorbenen Bauarbeiter um einen 38-jährigen Kroaten. Elf seiner Kollegen wurden schwer, zum Teil auch lebensbedrohlich, verletzt. Drei weitere Arbeiter kamen offenbar mit leichteren Verletzungen davon. Ein Schaulustiger, der mit einem Kraftrad in unwegsamem Gelände nahe der Autobahnbrücke offensichtlich auf dem Weg zu einem geeigneten „Aussichtspunkt“ war, zog sich eine Beinverletzung zu.
Inzwischen (Stand 21.30 Uhr) ist der Rettungseinsatz beendet und es wird davon ausgegangen, dass sich unter den Trümmerteilen keine Personen mehr befinden. Weiterhin sind derzeit ein verstorbener Bauarbeiter sowie sechs schwer verletzte Arbeiter zu vermelden. Die verletzten Männer werden teilweise noch in naheliegenden Kliniken behandelt. Eine Gutachterin ist zur Stunde an der Schadensstelle. Die Kripo Schweinfurt führt in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Schweinfurt und dem Gewerbeaufsichtsamt die Ermittlungen zur Ursache des Betriebsunfalles.
Staatssekretär Eck: "Dass sowas abstürzt ist völlig unerklärlich"
Die Polizei habe am Mittwochabend alles abgesichert und sichergestellt, „dass nichts beiseite geräumt werden kann“, sagte Gerhard Eck, Staatssekretär im bayerischen Innen-, Bau- und Verkehrsministerium. Die Baustelle würde nun behandelt "wie ein Tatort, an dem nichts verändert werden kann", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken in der Nacht zum Donnerstag.
Staatssekretär Eck warnte vor falschen Schlüssen und Panik - vor allem in Bezug auf Hunderte ähnliche Baustellen in Deutschland. „Wir sollten keine Unsicherheit verbreiten“, sagte der CSU-Politiker. Es müsse sorgsam aufgearbeitet werden, was genau passiert ist. „Wenn's denn dann Fehler waren, menschliche Fehler, technische Fehler, dann muss das einfach bis ins feinste Detail geklärt sein.“ Danach könne über weitere Konsequenzen gesprochen werden.
Sachverständige und Vertreter der Baufirma waren nach Ecks Angaben noch am Mittwochabend zur Unfallstelle gekommen. Bei der Baustelle handle es sich um ein sogenanntes aufgelagertes Betoniersystem, von unten aufgebaut mit Schalung. „Dass sowas abstürzt ist völlig unerklärlich“, sagte der gelernte Maurer und frühere Bauleiter Eck. „Und auch die Baufirma genießt einen einwandfreien Ruf“, betonte er. „Es stehen alle Fachleute hier und sind sprachlos.“
Die Ermittlungen zur Ursache des Einsturzes eines neu gebauten Brückenteils in Unterfranken laufen mittlerweile auf Hochtouren. Sie werden geleitet von der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft Schweinfurt. Bereits am Mittwoch waren mehrere Sachverständige zur Unglücksstelle gerufen worden. Darunter sind auch Experten der Baufirma Max Bögl aus Neumarkt in der Oberpfalz.
Mittlerweile läuft der Verkehr auf der A 7 wieder normal. Die Kreisstraße SW 12 ist zwischen Zeuzleben und Schraudenbach (Landkreis Schweinfurt) für den allgemeinen Verkehr bis auf Weiteres komplett gesperrt. Die Vollsperrung wird in den nächsten Wochen andauern. Die Umleitung ist über Werneck und Stettbach ausgeschildert.
Talbrücke Schraudenbach
Rund 50 Jahre alt ist die Talbrücke Schraudenbach bei Werneck. Wegen der Materialermüdung des Spannstahls und der für die aktuellen Verkehrsverhältnisse nicht mehr ausreichenden Tragreserven war ein Ersatzneubau nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums zwingend erforderlich geworden. Dieser wird seit Sommer 2015 gebaut. Die Bauarbeiten an der 236 Meter langen Brücke sollen Ende 2017 abgeschlossen sein. Die Talbrücke wird den Angaben zufolge mit zwei getrennten Überbauten in Spannbetonbauweise erstellt. Geplant ist ein sechsstreifiger Ausbau der A 7.
- Hintergrund zur A7-Baustelle Schraudenbachbrücke
- Schwerverletzter an der A7-Baustelle im Februar 2016
???
Was bitte wollen Sie mit diesem Satz aussagen?
Das zum einen bei der alten Brücke als auch bei der neuen Brücke gepfuscht worden ist?
Die Brücken, die damals im Zuge des Baus der A 7 errichtet worden, sind alle um die 50 Jahre alt und damals wurde unter ganz anderen Bedingungen gebaut, als wie das heute der Fall ist.
Oder mal ganz süffisant gefragt: Klimpern Sie noch auf einen Sinclair ZX 81 rum, wenn sie Kommentare wie diese Schreiben?
Ferner gab es auch nicht diese Lkw´s mit ihrem Eigengewicht, wie es sie es heute gibt, auch daher ist es zu erklären, dass die Brücken nicht mehr so belastbar sind, als wie sie es noch vor 40 Jahren waren bzw. diese den neuen Bedingungen angepasst werden müssen.
Und nicht nur die A 7 ist betroffen.
Auf dem Abschnitt Olpe-Gießen der A 45, der Sauerlandlinie, fahren Sie von einer Baustelle in die nächste, weil auch dort etliche Brücken saniert bzw. erneuert werden müssen.
Hier wäre ein Wort für die betroffenen Bauarbeiter und deren Angehörigen angebrachter gewesen. Diese gehen i. d. R. Sonntagabend in ihr Baustellengetto und kommen erst am Freitagnacht zur Familie zurück. Einige kommen diese Woche nicht heim.