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Gerolzhofen
Autotuning-Szene sauer: Gerolzhöfer Veranstalter kritisiert "extreme Kontrollen" der Polizei am Sonntag
Rund um eine Tuning-Veranstaltung in Gerolzhofen blitzte und kontrollierte die Polizei. Worüber der Ausrichter sich besonders ärgert und was er nun vorhat.
Das Autotuning Treffen bei Extreme Customs Germany in Gerolzhofen am Sonntag nutzte die Polizei, um großangelegte Verkehrskontrollen im Umfeld des Events durchzuführen. Der Veranstalter ist darüber verärgert und nennt die Aktion einen 'gezielten Angriff' auf die Szene und auch auf sein Geschäft.
Foto: Maxim Funk/MXMFNK Photography | Das Autotuning Treffen bei Extreme Customs Germany in Gerolzhofen am Sonntag nutzte die Polizei, um großangelegte Verkehrskontrollen im Umfeld des Events durchzuführen.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:52 Uhr

Die Meldung der Polizei am Dienstag ließ aufhorchen: Bei einer großangelegten Kontrollaktion hatte die Polizei rund um das Frühlingsfest in Gerolzhofen zahlreiche Verstöße festgestellt und angezeigt. Auf der Bundesstraße 286 im Bereich Unterspiesheim waren rund 100 Fahrerinnen und Fahrer teils viel zu schnell unterwegs. Der Spitzenreiter unter den Geblitzten hatte 152 km/h auf dem Tacho – bei erlaubten 100. Er wird nun längere Zeit auf seinen Führerschein verzichten müssen. Auch die vorgeschriebenen Abstände seien nicht eingehalten worden, hieß es in der Pressemitteilung.

Zusätzlich fokussierten sich die eingesetzten Beamtinnen und Beamten an diesem Tag auf unerlaubte technische Veränderungen an Fahrzeugen. Binnen sechs Stunden kontrollierten sie auf einem Parkplatz an der nördlichen Allee 67 Pkw. Elf Anzeigen und 13 Verwarnungen waren die Folge.

Auf einem Parkplatz in der nördlichen Allee in Gerolzhofen hatte die Polizei am Sonntag insgesamt 67 Fahrzeuge auf technische Veränderungen kontrolliert. Elf Fahrzeughalter erhielten eine Anzeige, dreizehn weitere eine Verwarnung. 
Foto: Polizei Unterfranken | Auf einem Parkplatz in der nördlichen Allee in Gerolzhofen hatte die Polizei am Sonntag insgesamt 67 Fahrzeuge auf technische Veränderungen kontrolliert.

Warum die Kontrollen just am Sonntag stattfanden, wird schnell klar: Anlässlich des Frühlingsfestes richtete ein Gerolzhöfer Unternehmen ein Treffen für die Autotuning-Szene aus. Zwar gibt es immer wieder Kontrollaktionen im Umfeld solcher Veranstaltungen. Der Veranstalter ist dennoch mächtig sauer über die Aktion der Polizei am Rande seines Events.

"Es ist eine Frechheit. Dass es so eskaliert, hätte ich nicht gedacht", macht Thomas Beringer auf Anfrage seinem Ärger Luft. Für ihn sei es ein "gezielter Angriff" auf die Szene und auch auf sein Geschäft gewesen. Wenn die Polizei, so Beringer weiter, den ganzen Tag blitze, heiße das nicht zwangsläufig, dass das alle von unserer Veranstaltung waren. Er ist sich sicher, dass 95 Prozent oder mehr der Besucherinnen und Besucher seines Events keine Raser seien. "Meine Kunden sind keine, die zu schnell fahren. Die wollen nicht auffallen!"

Mehr als 1100 Autofans hatten sich für das Event angekündigt

Der Inhaber des Geschäfts Extreme Customs Germany in Gerolzhofen, das Tuning für alle Marken anbietet, veranstaltet seit 2006 zweimal jährlich ein Treffen für seine Kunden und die Tuning-Szene – erst im Frühling und schließlich noch einmal zum Saisonfinale im Herbst.

Die Vorfreude bei den Tunern auf einen schönen Saisonstart war zunächst groß. Über 1100 Interessierte aus dem gesamten Bundesgebiet hatten auf Facebook ihr Kommen angekündigt. Die Stimmung änderte sich am Sonntag aber schnell: Einige hätten bei der Anfahrt gleich wieder Kehrt gemacht, berichtet Beringer, nachdem erste Hinweise auf massive Kontrollen untereinander kursiert waren. "Einige kommen jedes Jahr und nehmen auch immer ein Hotel im Umfeld. Denen vergeht wegen der extremen Polizeikontrollen auch die Lust, soweit anzureisen." 

Zu Beginn des Tuning-Events am Sonntag war die Stimmung noch bestens. Die polizeilichen Maßnahmen hält Veranstalter Thomas Beringer (Bildmitte) für überzogen.
Foto: Rainer Beringer | Zu Beginn des Tuning-Events am Sonntag war die Stimmung noch bestens. Die polizeilichen Maßnahmen hält Veranstalter Thomas Beringer (Bildmitte) für überzogen.

Einerseits kann er natürlich verstehen, dass die Polizei gegen Raser und verbotene Änderungen an den Autos vorgehe. Was ihn stört, ist die Dimension der beiden Kontrollaktionen. "Da passt die Verhältnismäßigkeit nicht. Da werden alle unter Generalverdacht gestellt", sagt Beringer und stellt folgende Vergleiche an. "Das wäre genau so, wenn vor einem Supermarkt alle Kunden nach ihrem Einkauf kontrolliert werden, ob sie etwas geklaut haben, oder wenn bei einem Weinfest alle Gäste kontrolliert werden, ob sie zu viel getrunken haben." 

Veranstalter: Selbst TÜV-Gutachten würden angezweifelt

Der Veranstalter ärgert sich außerdem darüber, dass die Polizei sogar TÜV-Gutachten anzweifele. Wenn etwas nicht passe an den Autos, dann sei er klar dafür, dass man dagegen vorgehe. Aber viele Änderungen seien legal und zuvor von Ingenieuren abgenommen worden. Laut Beringer hätten einzelne Kontrollen rund eine Stunde gedauert. "Da wird gesucht, doch noch irgendwas zu finden." Bei seiner Kundschaft geht er davon aus, dass bei ihnen am Fahrzeug technisch alles einwandfrei sei.

Die Polizeiinspektion Gerolzhofen bestätigt, dass die Kontrollen sehr umfangreich ausgefallen sind. Mit etwa 20 Beamtinnen und Beamten sei man im Einsatz gewesen, informiert der stellvertretende Dienstleiter Marco Erhard auf Anfrage. Es seien Spezialisten für technische Veränderungen zur Unterstützung nötig gewesen. Die Kontrollen erfolgten auf einem Parkplatz an der nördlichen Allee in Gerolzhofen. Zu diesem Zweck hatte die Polizei eigens ein größeres Zelt aufgebaut.

Polizei: "Wenn alles korrekt gewesen wäre, hätten wir nichts gefunden"

Erhard räumt ein, dass die Kontrollaktionen bewusst an diesem Tag der Autotuner-Veranstaltung angesetzt worden seien. "Wann, wenn nicht dann, sollten wir kontrollieren." Die Vorwürfe des Veranstalters hinsichtlich der Verhältnismäßigkeit hält er nicht für gerechtfertigt. Die polizeiliche Einschätzung sei eine andere gewesen, so Erhard und fügt noch an: "Wenn alles korrekt bei den Fahrzeugen gewesen wäre, hätten wir auch nichts gefunden." Im Übrigen, darauf weist der Polizist explizit hin, seien Gutachten über technische Änderungen manchmal auch gefälscht.

Alarmierend findet die Polizei die vielen Geschwindigkeitsverstöße bei der parallel stattfindenden Kontrollaktion auf der B 286 nahe Gerolzhofen. Dass rund einhundert Autofahrende an einem Sonntag viel zu schnell unterwegs gewesen seien, "das gibt einem schon zu denken." Die Polizei will auch künftig solche Kontrollen am Rande von Tuning-Veranstaltungen durchführen. 

Künftig keine Autotuning-Veranstaltungen mehr in Gerolzhofen?

Bereits vor zwei Jahren habe es eine solche Großkontrollaktion am Tag des Tuning-Events gegeben, erinnert sich der Veranstalter. "Die Folge war, dass dann zum Fest im Herbst nur ganz wenige Kunden gekommen seien." Aus diesem Grund denkt Thomas Beringer ernsthaft darüber nach, seine Autotuner-Treffen nicht mehr auszurichten. Wenn es so weiter gehe, meint er, komme bald keiner mehr.

Zuvor möchte er nochmals mit der Polizei über die Maßnahmen vom Sonntag sprechen. Gleichwohl wusste er im Vorfeld darüber Bescheid, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung einräumt: Einige Tage vor seiner Veranstaltung hatte sich ein Beamter bei ihm gemeldet und die Kontrollen angekündigt. 

 
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Dass wie im Bericht steht TÜV Gutachten angezweifelt werden scheint von der Polizei etwas übertrieben gewesen zu sein. Natürlich ist das auch ein Highlight für die Polizei gewesen. So etwas lässt man sich natürlich nicht entgehen. Wenn es Verfehlungen seitens der Tuner gegeben hat, hat die Polizei alles richtig gemacht diese zu ahnden . Die Diskussionen seitens des Veranstalters sind nicht gerechtfertigt. Sicherheit im Straßenverkehr steht immer an erster Stelle.
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  • mainpost@swamp.franken.de
    Zitat: "Meine Kunden sind keine, die zu schnell fahren. Die wollen nicht auffallen!"

    Dann haben sie doch sicher auch kein Problem mit einer Geschwindigkeitskontrolle, oder?
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  • sebastian.weikert
    Wer nicht zu schnell fährt, wird nicht geblitzt.

    Wer nicht illegal an seinem Fahrzeug schraubt, muss keine Kontrolle fürchten

    Wer nicht auffallen will, schraubt dezent und macht nicht auf dicke Hose

    Warum also diese ganze Aufregung, es sei denn diese ganzen Punkte treffen doch nicht zu.
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  • Edward.B
    „Einige Tage vor seiner Veranstaltung hatte sich ein Beamter bei ihm gemeldet und die Kontrollen angekündigt“

    Empfinde ich als fair von der Polizei.

    Stellt sich doch eher die Frage, warum die Tuningszene nicht vorab vom Veranstalter informiert wurde. Ein Schelm wer Böses dabei denkt…
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  • reutjo
    Aufkleber......

    an einen " Ford Mustang" :

    "Hubraum statt Spoiler !
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  • dbuettner0815@gmail.com
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  • Eos123456
    Auf dem richtigen Geläuf und mit dem richtigen Fahrzeug können Tuning-Vergleiche richtig Spaß machen:

    https://youtube.com/shorts/HoV963knosI?feature=share
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  • U4564@gmx-ist-cool.de
    Es wurden 67 PKWs kontrolliert, dabei gabs 11 Anzeigen und 13 Verwarnungen. Also mehr als jedes 3. Auto war nicht in Ordnung. Da wird schnell klar, warum viele umgedreht sind als sie von den Kontrollen erfuhren...
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  • sebastian.weikert
    Überragende Argumentation des Veranstalters,
    Einerseits sind seiner Ansicht nach 95% der geblitzten Personen keine Besucher seines Events, und alle seiner Besucher hielten sich an die Vorschriften.
    Andrerseits berichtet er in seinem Statement darüber dass viele Besucher wieder Kehrt machten als sie von den Kontrollen erfuhren.

    Wer sich an die Regeln hält, hat nichts zu befürchten und macht sich nicht kehrt, sondern sieht der Kontrolle entspannt entgegen. Soviel zur Aussage des Veranstalters es hielten sich nahezu alle an die Regeln.

    Und grundsätzlich Generalverdacht ist schlecht und inakzeptabel, wenn aber so viele Besucher kehrt machten da sie offensichtlich etwas zu verbergen hatten, ist das auch schon ein Stück weit nachvollziehbar.
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  • Die Polizei in Gerolzhofen ist sowieso nicht das was sie sein sollten nur dumme und verückte fahren in Geo ich meide Geo wo ich nur kann.
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  • king_pansen
    Danke
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  • Eos123456
    Ich fahre seit Jahrzehnten sehr oft durch Gerolzhofen und nicht nur auf der B 286 dran vorbei. Probleme mit der Polizei hatte ich dort noch nie.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @elvis: Und Tschüss! 🤪
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Na, dann erklären Sie doch mal, was die Polizei Gerolzhofens sein sollte. Die haben an diesem Tag ihre Arbeit richtig gut gemacht!
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Vielleicht mal zur Beruhigung der Gemüter folgendes lesen:

    https://aktuell.meinestadt.de/fulda/polizeimeldungen/1454425

    Hier sieht man auch, daß die große Mehrheit der Tuning-Freunde "friedlich" und einsichtig sind.
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  • Von solchen Kontrollen kann es gar nicht genug geben. Autotuner, die angeblich nicht auffallen wollen, natürlich. Grimms Märchenstunde oder was? Wessen Auto legal aufgemotzt ist, der hat bei so einer Kontrolle nichts zu fürchten, und für alle anderen kann es gar nicht teuer genug werden wenns nach mir geht. Selbiges gilt für Raser.
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  • Albatros
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  • bswue
    Ich ärgere mich auch sehr über zu laute Fahrzeuge. Trotzdem kann ich verstehen, dass man nicht unter Generalverdacht gestellt werden möchte ähnlich Personengruppen, die aufgrund ihres Aussehens öfter als der Durchschnitt kontrolliert werden.
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  • markus.wissmueller@web.de
    Zitat: "Meine Kunden sind keine, die zu schnell fahren. Die wollen nicht auffallen!" Humor hat er ja...
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  • thomashemmerich@web.de
    Wo waren hier die Klimaaktivisten? Hier hätten sie die Zufahrt blockieren können und sinnlose Angeberei .....nichts anderes ist das Tunen von Autos.
    Wenn ich nichts von den Aktivisten halte, aber hier hätte es mal Sinn gemacht.
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