
Der südliche Landkreis Schweinfurt war bislang, was die Infrastruktur für das schnelle Laden von Elektrofahrzeugen angeht, dürftig ausgestattet. Südlich von Unterspiesheim war keine einzige Schnellladestation in Betrieb. Dort schaut's aktuell dürftig aus für alle, die ihre Autobatterien schnell wieder auffüllen wollen. Deshalb dürften sich E-Mobilisten über Neuigkeiten aus Gerolzhofen besonders freuen.
Denn in der einstigen Kreisstadt sind Ende vergangener Woche zwei Schnellladesäulen in Betrieb genommen worden. Die insgesamt vier vorhandenen Ladepunkte dort liefern jeweils bis zu 200 Kilowatt (KW) Strom. Die Schnelllader stehen auf dem Parkplatz des Rewe-Markts am Ortseingang des Gerolzhöfer Ortsteils Rügshofen. Nachdem sie bereits einige Tage fix und fertig dagestanden hatten, fließt aus den Steckern seit Freitag auch Strom.
Die Ladesäulen gehören dem baden-württembergischen Energieunternehmen EnBW. Dieses unterhält derzeit eines der größten Angebote an Ladesäulen für Elektrofahrzeuge in Deutschland.
Große Preisspanne an der Strom-Tanke
Doch die Schnellladesäulen auf dem Supermarktparkplatz in Rügshofen sind nicht nur für Kundinnen und Kunden ihres Unternehmens nutzbar, berichtet Pressesprecherin Helen Schneider auf Nachfrage dieser Redaktion. Wer keinen Vertrag mit EnbW hat, könne dort auch über Lade-Apps oder Ladekarten anderer E-Mobilität-Anbieter Strom zapfen.
Die Konditionen unterscheiden sich allerdings deutlich voneinander, je nachdem, welchen Vertrag jemand hat. EnBW-Kunden steigen im günstigsten Leistungstarif bei 0,39 Euro pro geladener Kilowattstunde (kWh) ein. Andere, das heißt Kunden ohne EnBW-Vertrag, zahlen an der Säule laut den Angaben des Unternehmens bis zu 0,89 Euro pro kWh.

Die beiden Schnellladesäulen am nördlichen Stadtrand von Gerolzhofen dürften nicht die einzigen in der Stadt bleiben. Im kommenden Jahr könnten an zwei weiteren Stellen in Gerolzhofen Schnellladesäulen entstehen. In der Stadtratssitzung am 28. November informierte Bürgermeister Thorsten Wozniak darüber, dass die Stadt die Zusage für Zuschüsse von zweimal 20.000 Euro erhalten habe.
Mit dem Geld werde der Bau von jeweils einer Schnellladesäule am Parkplatz am ehemaligen Bahnhof in der Kolpingstraße sowie am P&R-Parkplatz (früherer Festplatz) in der Berliner Straße, nahe der Kreuzung zur Dingolshäuser Straße, gefördert. Details zu den geplanten Ladesäulen liegen noch nicht vor.
Schlechtere Nachrichten gibt es dagegen zu den auf dem Parkplatz des Tegut-Markts in der Schallfelder Straße geplanten Schnellladesäulen zu berichten. Laut eines im Januar 2024 im Stadtrat behandelten Bauantrags möchte das Unternehmen Numbat mit Sitz in Kempten dort zwei 300-KW-Ladesäulen aufstellen. Doch das Unternehmen reagiert seit Wochen auf keine Nachfrage dieser Redaktion zum Stand des Vorhabens.
Insolvenz macht Strich durch die Rechnung
Der Grund liegt auf der Hand. Laut Medienberichten hat das im Jahr 2021 gegründete Unternehmen aus dem Allgäu, das vergangenes Jahr eigenen Angaben nach zu den zehn wachstumsstärksten deutschen Tech-Unternehmen zählte, im August 2024 Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen selbst begründet seine finanzielle Schieflage damit, dass das Aufkommen von E-Autos, die eine öffentliche Ladesäule benötigen, nicht so schnell wachse wie angenommen. Zugleich hätten sich laut Numbat Baugenehmigungen verzögert.

Das Unternehmen hat bis Mitte des Jahres 130 bundesweit Schnellladesäulen installiert. Es verfolgt dabei eine besondere Strategie. Denn die Schnelllader kommen dank eingebauter Batteriespeicher mit einem Anschluss ans Niederspannungsnetz (bis 1500 Volt) aus, wie sie auch für reguläre Hausanschlüsse verwendet werden. Das Geschäftsmodell sah vor, solche Ladesäulen vor Firmengebäuden und Läden aufzustellen. Die Installation erfolgte für die Geschäfte kostenfrei. Numbat betreibt die Säulen und verkauft den Strom.
Schnelllader in Unterspiesheim außer Betrieb
Wie's mit dem Unternehmen weitergeht, ist nicht bekannt. Im November berichtete die Allgäuer Zeitung, dass ein regionaler Investor bei Numbat eingestiegen sei, der 40 Numbat-Ladesäulen im Allgäu übernehmen möchte. Über die Zukunft der Schnelllader, die andernorts stehen, lägen keine Informationen vor, heißt es in dem Bericht.

Eine Schnellladesäule von Numbat steht seit einiger Zeit auf dem Parkplatz des Tegut-Marktes in Unterspiesheim. Die Supermarkt-Kette gehört zu den großen Kunden, die Numbat unter Vertrag hat. Die Ladesäule ist seit Wochen außer Betrieb. An den Ladesteckern hängt ein Zettel, der auf Wartungsarbeiten ab 1. November hinweist. Es wird um Verständnis gebeten, dass die Ladesäule für "einige Tage" ausfällt. Weiter heißt es: "Mit Hochdruck arbeiten wir daran, dass Sie in Kürze hier wieder laden können."
Doch in Unterspiesheim gibt es einen weiteren Schnellladepunkt im Hirtenweg. Dort fließt Strom mit immerhin bis zu 50 KW in die Fahrzeugbatterien. Das Laden dort funktioniert damit um einiges flotter als an den zahlreicher vorkommenden Normalladestationen mit elf oder 22 KW.
89 ct für die Kilowattstunde wenn man kein EnBW-Kunde ist?
Da stellt sich die Frage, ob es sich lohnt, mal eben während des Einlaufs die Batterie des E-Autos zu laden.
Die weitaus interessantere Frage ist m.E., weshalb es der Anbieter aus einem anderen Bundesland schafft, seinen Strom für 39 ct (EnBW-Kunden) quer durch die Republik zu leiten, die ortsansässige ÜZ aber selbst für ihren "Kriechstrom" (bis 22 kw) deutlich mehr verlangt?
Übrigens: EnBW liegt mit ihren 39 ct auf dem Preisniveau des kroatischen Anbieters ENEL. Mit dem Unterschied, dass dort nahezu jede! Stromtankstelle mit einem Schnellladeport ausgestattet und das Ladenetz im "E-Auto-Entwicklungsland" mit einem dichteren Ladenetz versehen ist.
Darüber sollte man nachdenken.
Im Moment ist die Ladelandschaft in Deutschland noch viel "Wilder Westen". Da kann noch jeder machen was er will, weil unsere dröge Bürokratie frühestens in 10 Jahren merkt, dass sich hier was tut.
Das ganze Kundenkartensystem ist ein Witz. Man stelle sich vor, man müsste an jeder Tankstelle seine persönlichen Daten abgeben und könnte nicht einfach mit Karte oder Bar bezahlen. Für den Elektrofahrer leider Alltag.
Es gibt aber auch schon neue Geschäftsmodelle. Bald soll es die Möglichkeit geben, den Stromtarif des eigenen Hausstromanbieters "durch zu schleifen". Heißt, man lädt an einer Ladesäule dieses Betreibers und rechnet mit dem eigenen Hausstromversorger ab.
Technisch überhaupt kein Problem. Ob das allerdings so gewollt ist..?
Da muss ich ihnen Recht geben. Bin in der glücklichen Lage, daß ich in den letzten 8 Jahren problemlos und günstig zuhause laden kann (etwa 4 Euro je 100km)
Ich glaube das wird leider erst besser, wenn sich die EU das Thema annimmt. Wie 2017 mit der Abschaffung der Roaming-Gebühren.