
Der Traum vom Museum für das Auto und über die automobile Gesellschaft des 20. Jahrhunderts wankt. Die Vision hatte mit einer Zeitungsmeldung im Januar 2017 begonnen. Oldtimerfans aus der Region lasen mit größtem Interesse vom Kauf des ehemaligen Motorpools der US-Army durch die Gemeinde Niederwerrn. Im Norden des gut zwei Hektar großen Geländes (gegenüber der Flugplatzkaserne an der B 303) guckten sich die Liebhaber der motorisierten Zeitzeugen die "Panzerhalle" als Ort öffentlicher Präsentation aus.
Die "Interessengemeinschaft Motorpool" legte nach ersten Gesprächen im Jahr 2019 dem Gemeinderat ein Nutzungskonzept vor, das laut Roland Oswald, Sprecher der Interessensgemeinschaft, einhellig für gut befunden wurde. Dann stoppte Corona ein weiteres Vorgehen. Und jetzt habe die Gemeinde urplötzlich die Räumung des mit Autos, Motor- und Fahrrädern sowie Möbeln oder auch Spielzeug aus dem vergangenen Jahrhundert voll gestellten Obergeschosses binnen sechs Monaten gefordert, so Oswald. Und: Bis dahin sei auch eine monatliche Miete im untersten vierstelligen Bereich fällig.

Acht Interessenten gibt es für das als Oldtimer-Museum geplantes Gebäude
Ob die Oldtimerfans einfach zu optimistisch waren und ohne verbürgte Erlaubnis das Projekt Museum in Angriff nahmen oder ob sich die Gemeinde wie aus heiterem Himmel umorientiert hat, ergaben die Recherchen der Redaktion nicht. Auf Anfrage an das Bürgermeisteramt teilte der Geschäftsführer der Gemeinde Niederwerrn, Steffen Guth-Portain, lediglich mit, dass man mitten in der Erschließung des vollwertigen Gewerbegebiets "Am Motorpool" sei und sich für das betreffende Gebäude 8 mehrere Interessenten, darunter die Interessengemeinschaft Motorpool, gemeldet hätten. Da der Entscheidungsprozess laufe, könne die Gemeinde keine weiteren Daten liefern, so Guth-Portain.

Wie es weitergehen soll, wisse man nicht, so Oswald. Nach einer Alternative habe man sich nicht umgeschaut. Alles sei so klar und in seinen Augen auch so sicher gewesen. Pro Museum argumentieren die Autofans jetzt erneut mit dem hohen und steigenden Interesse an Oldtimern und mit immer mehr schraubenden und bastelnden Fans in der Region. Zwischen Frankfurt und Nürnberg sei man ohne Konkurrenz. Auch soll in Kombination mit Spiel und Spaß, mit Kunst, Kultur und Geschichte sowie mit Sonderausstellungen stets und immer auch neues Publikum angezogen werden.
Alle Oldtimer haben eine besondere Beziehung zu Franken
Bei einem Gang durch das Obergeschoss der Halle verweist Roland Oswald mehrfach auf das Thema Autolack. Ob hellere oder dunklere Töne, ob unifarben oder knallbunt, das Auto habe Küchengeräte, Wohnzimmerdesign und Bettwäsche beeinflusst – oder sei davon inspiriert worden. Auto und Gesellschaft – tausendfach seien Brücken zu ebenso vielen Themen zu schlagen, so das Konzept der Interessengemeinschaft.

"40 Prozent des Bestands" sei in die Panzerhalle gebracht, besonders wertvolle Stücke oft noch nicht, aber etwa ein Jaguar E-Type, Porschemodelle oder der Rolls Royce eines Medimenmoguls mit fränkischen Wurzeln (Leo Kirch). Im Bestand sind zudem Feuerwehrautos, Traktoren wie auch Wohnwagen. Alles sei aus der Region oder habe eine besondere Beziehung zu Franken, sagt Oswald.
Museen leihen bei der Interessengemeinschaft aus
Dass bereits Museen bei der Interessensgemeinschaft ausleihen, fügt Oswald als Beleg für die Qualität der Sammlung an. Auch würden die Mitglieder Kontakte ins In- und Ausland pflegen um Trends zu erkennen und immer besser zu werden. Das Konzept liege auch bereits der Regierung von Unterfranken vor. Noch hoffe man, im Motorpool zum Zuge zu kommen und auch auf die interkommunale Allianz Oberes Werntal. Seien Fragen wie die nach der Trägerschaft schnell zu klären, dann wäre eine Eröffnung rechtzeitig zur Landesgartenschau in Schweinfurt (2026) das Ziel.
Eile sei aktuell wegen der Pacht für eine Halle ohne Strom und Heizung geboten. Gleichzeitig müsse man sich nach einer Alternative, zumindest nach einem Lager umschauen. In dieser Situation sei jedes Angebot, jeder Unterstützer und ebenso jeder Sponsor höchst willkommen.
Schade, wenn sie abzieht.