Peter Darmietzel kennt sich mit Postwertzeichen aus. Die Urkunden an der Wand in seinem Büro in Marktsteinach künden von seinen Erfolgen bei Briefmarkenausstellungen in ganz Europa. Der 74-Jährige ist aber nicht nur Sammler, sondern auch amtlich bestellter Briefmarkengutachter.
Peter Darmietzel begann als Achtjähriger mit dem Briefmarkensammeln. "Damals gab es kaum Spielsachen, und wir hatten auch keinen Fernseher", erinnert er sich. Er wuchs mit drei Geschwistern in einer Arbeiterfamilie in Essen auf. Briefmarkensammeln sei unter Kindern und Jugendlichen damals eine weit verbreitete Freizeitbeschäftigung gewesen. Dazu gehörte auch das Tauschen, der Kauf oder das Übernehmen von Sammlungen anderer Kinder, so auch von seinen Geschwistern. Denn oft erlosch bei vielen Kindern mit zunehmendem Alter das Interesse.
"Heutzutage sammeln nur noch ältere Personen", weiß Peter Darmietzel. Deshalb würden von den Sammlern nur noch "gute teure Sachen" gesucht. Oder jemand habe Interesse an einer Spezialsammlung. So wie sie Darmietzel besitzt. Seine Sammlung tschechischer Luftpostmarken ist weltweit unter Philatelisten berühmt. Sie enthält vollständig alle Wertzeichen.
Mit zwölf Jahren Briefmarkensammeln begonnen
Wie aber kam Darmietzel darauf, Briefmarken eines ehemaligen Ostblock-Landes zu sammeln? Mit zwölf Jahren trat er in einen Briefmarkenverein ein. Mit dessen Jugendgruppe fuhr er 1968 nach Prag zur Briefmarken-Weltausstellung. "Unser Jugendgruppenleiter hat dann 1970 die Arbeitsgemeinschaft Tschechoslowakei gegründet, um deren Briefmarken zu erforschen. Und da habe ich mitgemacht", erzählt der heute 74-Jährige.
Dieser Arbeitsgemeinschaft, die europaweit rund 100 Mitglieder zählt, gehört er heute noch an und hat dort seit Jahrzehnten das Amt des Kassiers inne. Das Spezialgebiet "Tschechoslowakei" wurde gewählt, weil auch die seltenen Marken aus diesem Land damals noch für die Jugendlichen zu erschwinglichen Preisen gekauft werden konnten.
Inzwischen füllen die Alben des Sammlers viele Postwertzeichen ganz unterschiedlicher Länder und Zeiten. Darmietzel besitzt Briefe, die noch von Boten an seine Empfänger ausgeliefert wurden, aber auch den "Schwarzen Einser", die erste deutsche Briefmarke, die am 1. November 1849 im Königreich Bayern an die Postschalter geliefert wurde. Da es ihn und seine Familie beruflich vor Jahrzehnten in die Region Schweinfurt führte, sammelt er von der ersten Briefpost aus der Gemeinde Schonungen und aus der ehemaligen Reichsstadt bis heute postalische Seltenheitsstücke. Die älteste Post, die Peter Darmietzel aus seiner Heimatgemeinde Schonungen besitzt, stammen vom königlich-bayerischen Forstamt in Mainberg.
Vierjährige Ausbildung zum deutschen Prüfer
Peter Darmietzel ist aber nicht nur als Sammler von Briefmarken bekannt, sondern auch als Prüfer derselben. Um Sammler beim Tausch oder beim Kauf vor Fälschungen zu bewahren, können öffentlich bestellte Prüfer Briefmarken ein Attest über die Echtheit und den Wert ausstellen. Jeder vom Bund Philatelistischer Prüfer hat ein Spezialgebiet. Als sich in den 1970er-Jahren der Prüfer für die Tschechoslowakei zurückgezogen hat, übernahm Peter Darmietzel die Aufgabe. Zuvor absolvierte er eine vierjährige Ausbildung bei zwei tschechischen und einem deutschen Prüfer. "Hier kommt es auf tausend Sachen an", schmunzelt er. Es gehe um die Farbe, das Papier, den Druck, den Stempel oder die Zähnung der Briefmarke.
Da Prüfer vom Verband aus in der Regel bis zum 70. Lebensjahr tätig sein sollen, bildet Darmietzel schon einen Nachfolger für sein Spezialgebiet aus, den er noch rund zwei Jahre bei seinen Prüfverfahren von Marken begleiten wird. "Besonders interessant sind die Briefmarken in den Jahren nach der Staatsgründung 1918", meint er. Briefmarken neueren Datums würden keine hohen Preise bei Auktionen erzielen, meint Darmietzel. Interessant seien aus jüngerer Zeit Fehldrucke oder Umdrucke, kurzum alles mit wenigen Auflagen, sowohl aus dem In- und Ausland.
Seit über 20 Jahren berät Darmietzel auch beim Briefmarkensammler-Verein Schweinfurt, dessen langjähriges Vorstandsmitglied er ist, kostenlos Erben von Briefmarkennachlässen. Sein Hobby und sein ehemaliger Beruf als Inhaber einer Handelsvertretung ließen ihm aber immer wenig Zeit für die Familie. "Ohne meine Ehefrau hätte ich das alles nicht machen können", betont er. Und hat die Präsentation einer Spezialsammlung von Briefmarken für eine bundesweite Ausstellung im Blick.