
Zentrale Botschaften waren in diesem Jahr die Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit und Friede. Aber auch kritische Aspekte und einige gesellschaftliche Entwicklungen kamen in den Gottesdiensten und Christmetten in Gerolzhofen zur Sprache, ebenso die Forderung nach einer Aufhellung in der Kirche selbst.
"Es ist Zeit für mehr Licht", appellierte Pfarrer Stefan Mai in seiner Predigt beim katholischen Festgottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertag in der Stadtpfarrkirche und betonte hierbei, dass dies "auch und gerade in unserer Kirche" wichtig sei. Ausgangspunkt für ihn war der Prolog im Johannes-Evangelium "Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt" und ein wohl davon inspirierter Werbeslogan einer Zeitung.
Hoffnungsbilder für Menschen in verzweifelten Lebenslagen
Sowohl für Stefan Mai als auch für seinen evangelischen Kollegen, Pfarrer Reiner Apel, war das Motiv der Hoffnung ein Bestandteil ihrer Predigten. Beim Weihnachtslied "Es ist ein Ros entsprungen" müsste es einem eigentlich frösteln, da sich zwei Gefühlslagen überschneiden: Die Sehnsucht nach Wärme und Lichterglanz, gleichzeitig spürten die Menschen in sich Winter und Nacht, so Mai in der Christmette am Heiligen Abend.

Mit fiktiven Ereignissen übertrug er das Thema in die Jetzt-Zeit: ein alter Mann, dessen Frau gestorben ist und dem gerade am Heiligabend die "Härte des leeren Stuhls" treffe; eine Frau, die von ihrem Freund mitgeteilt bekommt, dass es "aus" sei; die alleinerziehende Mutter, die fürchten muss, dass ihr der Strom abgeschaltet wird.
Das Bild der Rose im Schnee, der frische Trieb, der aus einem Baumstumpf erwächst, sei eines der Hoffnungsbilder, die man in verzweifelten Lebenslagen brauche, sagte Stefan Mai. Er appelliert, nicht aufzugeben, stattdessen sich zu fragen: "Wo blüht mir, in meinem Winter, eine Rose? Vielleicht habe ich sie noch gar nicht wahrgenommen?"
Immer weniger Menschen glauben an Gott, dafür aber an Engeln
"Fürchte dich nicht", die hoffnungsfrohe Botschaft der Engel, hatte Pfarrer Reiner Apel in der Christvesper der evangelischen Erlöserkirche angesprochen. Immer weniger Menschen würden an Gott glauben, stattdessen an Engel. Allerdings seien die biblischen Engel, anders als in der Esoterik, immer Gottes Sprachrohr. Sie sagten das, was Gott mit auf den Weg geben möchte: Ermutigung und Frieden als Gabe Gottes, "die darauf warten, dass wir sie aufnehmen und Wirklichkeit werden lassen".

Dass aus Streit etwas Gutes entstehen kann, verdeutlicht für Apel die Geburt des Heilands. In seiner Weihnachtspredigt am 25. Dezember erinnerte er an den 1. Johannesbrief: "Gottes Liebe ist uns erschienen, indem er seinen eingeborenen Sohn in die Welt sandte." Dieser Glaubenssatz sei die Folge von Streit unter Christen, in diesem Fall der Hochmut einiger, die die Notlagen ihrer Mitchristen nicht wahrnahmen. Die Christen als Empfangende der Liebe Gottes hätten die Aufgabe, "diese Liebe auszustrahlen und für andere in konkreten Taten fühlbar zu machen".
Stationenlauf und Krippenspiel für und von Kindern
Begonnen hatte der Heiligabend mit drei Veranstaltungen besonders für Familien. Das Team der ökumenischen Kinderkirche hatte einen Stationenlauf ausgerichtet. Erzählt wurde die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht einer Maus. Mit Laterne und Stern zogen viele Kinder und Eltern von der Erlöserkirche durch die Stadt, zu den weiteren Stationen Pfarrer-Hersam-Haus und Stadtpfarrkirche. In der Spitalkirche wurde die Geburt des Jesuskindes gefeiert. Für die musikalische Begleitung sorgten Pfarrer Reiner Apel, David und Maja Oppermann und Benedikt Behringer.

In der Christmette für Familien in der Erlöserkirche hatten die Jungschar-Kinder unter Leitung von Irene Richter und Anja Loos das Krippenspiel aufgeführt. "Mit leeren Händen" lautete der Titel des Stücks, das davon erzählt, dass die Könige und Hirten, dem Stern nach Bethlehem folgend, unterwegs Soldaten und einer Flüchtlingsfamilie begegnen – und ihre Geschenke aus Mitleid den Armen schenken. Beim Christuskind angekommen, sind wie durch ein Wunder schon alle ihre Geschenke angekommen.
"Wunder der Weihnacht" im Steigerwald-Stadion
Das "Wunder der Weihnacht" stellten auch die Katholische Pfarrgemeinde und der FC Gerolzhofen bei ihrer gemeinsam ausgerichteten "Besinnlichen Weihnacht" in den Mittelpunkt. Trotz windigen Wetters kamen wie in den Vorjahren rund 250 Besucher unter das Tribünendach im Stadion, um sich in der besonderen Atmosphäre auf das Weihnachtsfest einzustimmen.

Den Gottesdienst gestaltete Pastoralreferent Josef Pohli, der dabei von Julia und Fabian Möslein und einigen Ministranten, die zu den Fürbitten Wunderkerzen entzündeten, unterstützt wurde. Eine zentrale Botschaft der Feier war, dass Wunder nichts Spektakuläres sein müssen, sondern vor allem in den Menschen geschehen.
Renate Förster las aus ihrem Buch "Ich, die Hebammstochter" und schilderte eine besondere Begebenheit, als am Heiligen Abend "ein Jesuskind im Stall von Rügshofen geboren" wurde. Die musikalische Gestaltung übernahm ein Blechbläserquintett unter Leitung von Karl-Heinz Sauer sowie die Sängerinnen Emilia Braun und Vanessa Burger.
friede muss immer aufs neue bei uns wirken, nur dann kann das licht von bethlehem auch wieder richtig hell strahlen. friede den menschen nach seinem wohlgefallen!