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BERGRHEINFELD
Altbürgermeister Neubert genießt den Ruhestand
Planen für die nächste Reise. Altbürgermeister Peter Neubert genießt den Ruhestand. Mit seiner Frau Gunda ist er in Europa unterwegs. Die nächste Reise im August führt sie nach Portugal. Im nächsten Jahr soll Griechenland das Ziel sein.
Foto: Josef Schäfer | Planen für die nächste Reise. Altbürgermeister Peter Neubert genießt den Ruhestand. Mit seiner Frau Gunda ist er in Europa unterwegs. Die nächste Reise im August führt sie nach Portugal.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:24 Uhr

Gelassen, sehr gelassen wirkt Peter Neubert. Braune Hautfarbe, ruhiger Blick. Der Altbürgermeister ist seit 100 Tagen ohne Amt. Fehlt es ihm? Natürlich ist er mit dem Herzen noch in der Gemeindepolitik, sagt er: „Aber ich mische mich nicht ein.“ Loslassen nach 18 Jahren – das werde nicht ganz einfach, hat er schon in den letzten Wochen der Amtszeit erkannt. Und deswegen eine Radikalkur gewählt.

Am Abend des 30. April hat die Gemeinde Neubert offiziell verabschiedet und ihm gleich den Ehrentitel des Altbürgermeisters verliehen. Keine zwölf Stunden später sitzt er an der Seite seiner Frau Gunda im Wohnmobil mit der kleinen aufgeklebten Frankenfahne. Ziel Ungarn. „Ich wollte einfach weg“, beschreibt er den Drang, den Abstand möglichst schnell herzustellen. Das verbindet er mit dem Vorhaben, das neue Füllhorn an Freizeit mit dem Reisen zu nutzen. Schon vom ersten Tag an.

Ungarn und Frankreich

14 Tage Ungarn, danach fünf Wochen Frankreich. Wer Neuberts Handynummer nicht hat, kriegt ihn nicht zu fassen. Die Pyrenäen, der Atlantik, Bordeaux. Die Neuberts lassen sich treiben, biegen in den Hof eines x-beliebigen Weinguts ein. „Weil uns das Werbeplakat gefallen hat.“ Seiner Gesundheit tun solche Ausflüge gut, hat Neubert schnell festgestellt. Als Bürgermeister sei man Tag und Nacht eingebunden, sieben Tage die Woche.

Sein Herz hängt nach wie vor stark an der Gemeinde. Auch an der Atlantik-Küste studiert er täglich per Tablet die Tageszeitung. Als er die Todesanzeige eines Angehörigen eines Gemeindemitarbeiters entdeckt, kondoliert er über die Mitteilungsfunktion WhatsApp. Gunda und Peter Neubert zünden in Lourdes eine Kerze für ihn an. Dem neuen Kämmerer schickt er eine Gratulation, weil dessen erster Haushalt einstimmig den Gemeinderat passiert hat.

Der richtige Zeitpunkt

„Es war der richtige Zeitpunkt“, analysiert Neubert drei Monate nach Dienstende. Es empfinde es als Glücksfall, ihn weitgehend selbst bestimmt zu haben, auch wenn die Gemeindeordnung eine vierte Amtszeit altersbedingt ausgeschlossen hat. Der Eindruck für Außenstehende: Neubert ruht in sich, scheint nicht getrieben von der Furcht, etwas Wichtiges auf der Strecke liegengelassen zu haben: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“ Dennoch kann man mit Neubert weiterhin intensiv und lange über Details der Gemeindepolitik sprechen. „Mit Stolz“ sehe er, was die Menschen in Bergrheinfeld geschaffen haben.

Ins Rathaus, in dem sich sein fast komplettes berufliches Leben abgespielt hat, hat der Weg Peter Neubert seit dem 1. Mai nur einmal geführt. „Weil ich etwas gebraucht habe.“ Auch wenn die emotionale Distanz noch klein ist, will er die räumliche groß halten.

Seine Antriebsfeder in der neuen Lebensphase ist Frau Gunda. Sie lacht. Sie habe es sich schlimmer vorgestellt, dass ihr Mann nun fast ständig zu Hause ist. Die gemeinsamen Interessen erfüllen den neuen Alltag. Der Garten, in dem ein Mähroboter den Rasen in Schuss hält, wenn die Hausherren mal wieder unterwegs sind; Neuberts Schwägerin schaut zudem nach dem Rechten. Das gemeinsame Frühstück mit Zeitungslektüre. Das gemeinsame Reisen sowieso.

„Du musst mehr Sport machen“, sagt Gunda Neubert unvermittelt. Mit dem Rad waren sie schon zusammen beim Rhöner Kuppenritt. Der 65-Jährige will fit bleiben.

Sport im Nachbardorf

Doch zum Nordic Walking muss er sich manchmal noch zwingen oder sich einen Impuls seiner Frau geben lassen. Mit Sporttrikot und Stöcken durch die Bergrheinfelder Flur marschieren? Neubert gibt zu, dass er sich da ein wenig geniert. Er fährt dazu lieber in eines der Nachbardörfer.

Auf dem Tisch auf der Terrasse liegt ein Reiseführer. Portugal für Wohnmobilisten. Es soll dort schön sein, hat sich das Ehepaar Neubert sagen lassen. Über Frankreich und Nordspanien wollen sie Portugal erkunden. Ganz gelassen und ohne jede Hektik. Das Loslassen scheint geglückt zu sein.

 
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