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Schweinfurt
AfD-Kreisverband Schweinfurt: Was ist da los?
Der Afd-Kreisverband Kitzingen-Schweinfurt fand zuletzt keine gemeinsame Basis mehr für eine Zusammenarbeit. Nun stellen sich Schweinfurt und Kitzingen jeweils neu auf.
Die AfD demonstriert auf diesem Foto (aufgenommen 2016 in Schweinfurt) Zusammenhalt. Damals hatte der Kreisverband Kitzingen-Schweinfurt noch Bestand und an diesem Tag unter anderem prominente Unterstützung durch den auch parteiintern umstrittenen Rechtspopulisten Björn Höcke (Vorne, Vierter von links). Zwei Jahre später ist der Doppel-Kreisverband Geschichte.
Foto: Josef Lamber | Die AfD demonstriert auf diesem Foto (aufgenommen 2016 in Schweinfurt) Zusammenhalt. Damals hatte der Kreisverband Kitzingen-Schweinfurt noch Bestand und an diesem Tag unter anderem prominente Unterstützung durch den ...
Andreas Lösch
Andreas Lösch
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:57 Uhr

Die Alternative für Deutschland (AfD) will zwar auf lokaler Ebene mittelfristig politisch mehr Verantwortung übernehmen, wie der Schweinfurter Landtagsabgeordnete Richard Graupner dieser Redaktion erklärte, aber die nun am  27. Juli erfolgte Neugründung eines AfD-Kreisverbands Schweinfurt hat eher pragmatische Gründe. Ursache „war eigentlich die Verselbständigung von Kitzingen“, sagt Graupner.

Denn der ursprüngliche Kreisverband Kitzingen-Schweinfurt (gegründet im Oktober 2013) wurde auf Bestreben der Kitzinger Mitglieder hin entzweit. Sie haben „den Antrag gestellt, selbstständig zu sein“, erklärt Graupner. Der erfolgreiche Antrag mündete nun in der Neugründung zweier eigenständiger AfD-Kreisverbände. Die Kitzinger stellen sich mit dem AfD-Landtagsabgeordneten Christian Klingen an der Spitze neu auf (Klingen saß auch dem früheren Doppel-Kreisverband vor), die Schweinfurter wählten Bernd Schuhmann zu ihrem Vorsitzenden.

Kitzinger waren mit der Geldverteilung unzufrieden

Was führte zu der Spaltung? Wie der Landtagsabgeordnete Klingen der Main-Post-Redaktion in Kitzingen erklärte, hatte der ursprüngliche Kreisverband Kitzingen-Schweinfurt ungefähr 100 Mitglieder, je rund 50 aus jedem Landkreis. Allerdings seien die Einnahmen zu zwei Dritteln nach Schweinfurt geflossen. "Bei diesen Mitgliederanteilen sollte auch das Geld 50:50 geteilt werden", erklärte Klingen.

Richard Graupner sagt über die angeblich ungerechte Geldverteilung: "Ich habe es unterschwellig gehört, dass es da Beschwerden gab." Allerdings hätten in den vergangenen Jahren die größeren Veranstaltungen des Doppel-Kreisverbands in Schweinfurt stattgefunden, so dass dafür entsprechend mehr Geld für jene Zwecke nach Schweinfurt geflossen sei. Jedoch habe es "in der normalen Parteiarbeit" keinerlei finanzielle Bevorzugung einer Seite gegeben, erklärt er. Graupner war im ehemaligen Doppel-Kreisverband einer der Stellvertreter Klingens.

Strategische Ziele der AfD

Der neue Vorsitzende des Kreisverbands Schweinfurt, Bernd Schuhmann aus Schwebheim, will die Trennung von Kitzingen nicht als Abspaltung verstanden wissen, sondern als eine normale Entwicklung, die den strategischen Zielen der AfD entspricht, nämlich "um noch effektiver in der Fläche zu sein". Es gebe in Bayern mehrere AfD-Gruppierungen, die als Kreisverbände bis zu vier Landkreise umfassen, Ziel der Partei sei aber eine kleinflächige Präsenz, um bei den kommenden Kommunalwahlen vermehrt Kreistags- und Stadtratsmandate zu gewinnen.

Zur politischen Ausrichtung seines Kreisverbands erklärte Schuhmann, der Mitglied im AfD-Landesvorstand Bayern ist: "Ich gehöre zu den Vernünftigen in der Partei." Mit Bezug auf den auch parteiintern umstrittenen rechtsnationalen Flügel um Björn Höcke erklärt er:  Natürlich gebe es innerhalb der AfD "viele Strömungen", die jedoch zum politischen Findungsprozess dazugehörten. "Ich will es als Diskussion der Meinungen umschreiben. Jede Partei kämpft um ihre Ausrichtung."

Im neu gegründeten Kreisverband Schweinfurt bewarb sich auch Richard Graupner  wieder um einen Stellvertreterposten, wurde aber nicht gewählt und musste sich dem Bezirksrat Alfred Schmitt geschlagen geben. Eine Entscheidung, die Graupner im Grunde sogar entgegenkomme, wie er erklärt, denn als AfD-Bezirksvorsitzender und Landtagsabgeordneter habe er bereits eine Fülle an Aufgaben. Dass er sich im neuen Kreisverband Schweinfurt als einfaches Mitglied uneingeschränkt engagieren will, stehe für ihn außer Frage. 

AfD will lokalpolitisch mehr Gewicht

Die Ziele seien klar:  Die Alternative für Deutschland will Graupner zufolge mittelfristig lokalpolitisch mehr Gewicht bekommen und verstärkt in Kreistags-, Stadt- und Gemeinderatsgremien vertreten sein. "Wir sind ja noch in der Aufbauphase", sagt er. Die AfD strebe an, möglichst in jedem Landkreis einen eigenen Kreisverband zu haben, "aber da sind wir noch nicht überall stark". Natürlich sei das Ziel, "dass wir uns weiter professionalisieren". Das mit dem eigenen Kreisverband Schweinfurt hat ja nun schon geklappt, wenn auch ungewollt.

Und wohin bewegt sich der neue AfD-Kreisverband Schweinfurt mit seinen nach Graupners Angaben rund 60 Mitgliedern politisch? Die Inhalte für die kommunale Ebene müssten noch ausgearbeitet werden, sagt Graupner, denn das hänge eng mit den Kandidaten zusammen, die künftig politische Verantwortung übernehmen sollen. Nicht auszuschließen sei, dass der Schweinfurter AfD-Kreisverband auch für die Oberbürgermeister- sowie die Landratswahl im kommenden März Kandidaten aufstellen wird. Das wird sich aber laut Graupner erst im Herbst herausstellen.

 
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