
Ein Leben außerhalb der Gastronomie – das ist für Giovanni Picone unbekanntes Terrain. "Ich mache seit 52 Jahren nichts anderes", sagt der 68-Jährige aus Alitzheim. Dennoch hat für den gebürtigen Sizilianer vor wenigen Tagen der Ruhestand begonnen. Und er freut sich darauf, wie er zugibt. Jetzt soll alles etwas ruhiger werden.
Als Picone im Juli 2019 die "Piazzetta Picone“ im Street-Food-Bereich des neu eröffneten Rewe-Marktes in Rügshofen eröffnet hatte, war dies aus seiner Sicht bereits ein erster Schritt in ein ruhigeres Leben als Gastronom. "Das hätte ich schon vor 30, 40 Jahren machen sollen", stellt er heute fest. Im Frühjahr 2009 war er mit seinem italienischen Rerstaurant von Sennfeld in die Stadthalle in Gerolzhofen gezogen. Mit Anfang 60 wollte er etwas ruhiger treten und nutzte die Chance, im Supermarkt nur noch eine abgespeckte Speisekarte mit Pizza, Pasta und Antipasti anzubieten. Mehr Zeit für sich und seine Familie – so hatte er sich das damals vorgestellt.
In der Praxis blieben es dennoch Zwölf-Stunden-Tage, die er an sechs, zuletzt noch an fünf Tagen in der Woche in seinem "Food-Bus" stand und kochte, sagt er rückblickend. Seine Leidenschaft für gutes, komplett aus frischen Zutaten selbst zubereitetes Essen hat sich Picone bis heute bewahrt. Doch ab sofort "werde ich nur noch privat kochen", sagt der bisherige Gastronom, der sich dennoch eines wünscht: "Ich möchte weiter unter Menschen bleiben".
Für die Stammkundin ist der Pizzabäcker ein "feiner Kerl"
Dies würde Ingrid Müller (84) und ihren Sohn Rainer Müller (59) aus Mönchstockheim freuen. Die beiden sitzen gerade mit Picone an einem Tisch vor dessen Verkaufstresen – wie so oft in den vergangenen Jahren. Zwei- bis dreimal pro Woche seien sie hergekommen, sagt Ingrid Müller. Sie hätten hier nicht immer etwas gegessen, sich aber mit dem Koch unterhalten, sagt die 84-Jährige. "Er ist einfach ein feiner Kerl." Und dessen Pizza sei einfach die beste gewesen, die sie kenne, lobt sie ihn zum Abschied.

Die beiden Stammkunden sowie viele weitere dürfen sich freuen: Mit Adriano Meyer hat Picone einen Nachfolger für seine italienische Küche gefunden. Der 31-jährige Schweinfurter ist Sohn einer Deutschen und eines Italieners und hat Erfahrungen in der Gastronomie. Der Start in Gerolzhofen ist für ihn dennoch ein beruflicher Neustart, wie er sagt. "Ich wollte etwas Neues probieren."
Er übernimmt von Picone, der ihm die ersten beiden Wochen zur Seite stehen wird, die komplette Speisekarte und auch dessen Rezepte. "Am liebsten mache ich Pizza", verrät Meyer. Und wenn diese auch so gut schmeckt wie bei Picone, "dann sind wir auch zufrieden", sagen Ingrid und Rainer Müller.
Öffnungszeiten: Der neue Pächter öffnet seine Küche am 2. April und hat montags bis freitags von 9 bis 19.30 Uhr und samstags von 9 bis 18 Uhr geöffnet.