Dies vorweg: Giovanni Picone wird Gerolzhofen erhalten bleiben. Doch es gibt für den Italiener durchaus gute Gründe, nach zehn Jahren in der Stadthalle künftig im wahrsten Sinn des Wortes etwas auf kleiner Flamme statt wie bisher in seinem „Picone’s“-Ristorante zu kochen. Giovanni Picone wird dazu künftig im Rewe-Markt Götzelmann am Kreisel bei Rügshofen Pizza, Pasta und Antipasti frisch für die Kundschaft im Markt und für den Verkauf über die Straße zubereiten.
Zwei Gründe waren und sind für den gebürtigen Sizilianer ausschlaggebend gewesen, das Kapitel „Picone’s“ in naher Zukunft zu schließen, um es vor allem am Abend und an den Wochenenden künftig etwas ruhiger angehen lassen zu können.
Zum einen sei es nach seiner Aussage im Lauf der Zeit immer schwieriger geworden, speziell am Wochenende noch hinreichend gutes und zuverlässiges Personal zu finden. Ein Problem, mit dem nicht nur Giovanni Picone zu kämpfen hat, wenn man sich in der Gastronomie, aber auch in anderen Dienstleistungsbereichen umhört. Umso dankbarer ist er vor allem seiner langjährigen Servicekraft Maria Binder und seiner Familie für ihre Unterstützung. Er erzählt: „Manchmal ist es schon ganz schön stressig gewesen.“
Zum anderen habe bei der Entscheidung, sich umzuorientieren, „natürlich schon ein bisschen sein Alter mitgespielt“, wie er es vornehm ausdrückt. „Ich bin jetzt 62“. Nicht weniger als 46 Jahre davon sei er inzwischen allein in der Gastronomie in Deutschland tätig. So sei er „schon irgendwie froh“, wenn er den Stress mit dem Personal nicht mehr habe. Giovanni Picone macht aber auch deutlich: „Andererseits tut mir schon mein Herz weh, das zurücklassen zu müssen und jetzt wieder aufzugeben, was wir hier in den vergangenen zehn Jahren aufgebaut haben“.
Die legendären Schwertfischfeste und mehr
Besonders gerne denkt der Gastronom an seine legendären Schwertfischfeste im Restaurant, die Italienischen Abende im Spitalgarten und seine Engagement bei Rudi Kühls Alleefesten unter dem Motto „Kunst & Kulinarisches“ zurück. Nicht zuletzt mit diesen „Events“ und kulinarischen Angeboten hat er in Gerolzhofen versucht, den Franken die Küche, Kultur und Lebensart seiner italienischen Heimat zu vermitteln.
Der früheren Bürgermeisterin Irmgard Krammer ist er immer noch dankbar dafür, dass sie ihn einst nach Gerolzhofen in die Stadthalle geholt hat. Auch für ihren Nachfolger im Bürgermeisteramt Thorsten Wozniak wie auch für den gesamten Stadtrat findet Giovanni Picone nur lobende Worte für das in ihn gesetzte Vertrauen und das stets unkomplizierte Pachtverhältnis all die Jahre über.
Er erinnert sich noch gut daran, als er zum 1. April 2009 sein italienisches Restaurant von Sennfeld nach Gerolzhofen verlegte, indem er feststellt: „Die Leute haben mir am Anfang keinen großen Mut gemacht, dass ich in Gerolzhofen Fuß fasse.“ Doch der italienische Gastronom hat ihnen das Gegenteil bewiesen. Rasch erwarb er sich auch bei seinen Gästen in der Stadt am Steigerwald einen hervorragenden Ruf.
Auch die Bedenken, dass die Stammgäste aus Schweinfurt und Sennfeld durch den Wechsel ausbleiben könnten, erwiesen sich als unangebracht. „Sie sind alle mit rüber gekommen“, freut sich der Italiener noch heute über die Treue der Gäste, die sich weiter von ihm mit seinen hausgemachten Nudeln, den Pizzen und nicht zuletzt den Fischspezialitäten aus dem Mittelmeer verwöhnen ließen.
Giovanni Picone: "Mir hat das Bad etwas gebracht"
Er selbst könne sich auch nicht beklagen, was Gäste betrifft, die den vorherigen Besuch des Geomaris damit verbunden haben, dass sie anschließend noch bei ihm einkehrten. Während andere Kollegen häufig geklagt hätten, könne er, so Giovanni Picone, nur sagen: „Mir hat das Bad etwas gebracht“.
Doch nun gilt es langsam Abschied vom „Picone’s“ zu nehmen. Giovanni Picone hat die Chance beim Schopf gepackt, die sich im Rewe-Markt Götzelmann durch die Integration des einst im vorgelagerten Bereich befindlichen Foodtrucks in den Markt ergeben hat. Hier neben den Kassen und der Bäckerei wird er künftig im Zweimann-Betrieb Pizza, nicht zuletzt aus dem Steinofen, sowie Pasta und Antipasti für die Kundschaft zu bereiten. Dies von Montag mit Samstag jeweils durchgehend von 10.30 bis 19.30 Uhr.
Einmal pro Woche schwebt Giovanni Picone ein Schlemmer-Stammtisch vor. Dabei soll es für angemeldete Gäste immer eine andere italienische Spezialität geben. Überhaupt soll es an seinen Tischen, egal ob innen oder außen, immer möglich sein, nach dem Einkauf bei einem Glas Prosecco, einem Achtel Wein, einem Bierchen oder auch einem Wasser noch etwas zu entspannen.
Und wie geht es künftig mit der Stadthalle an der Dingolshäuser Straße weiter? Der große Veranstaltungssaal ist dort bekanntlich seit September 2017 gesperrt. Der Grund: unter anderem fehlender Brandschutz. Das "Picone's" im Erdgeschoss und die Kegelbahn des Sportkegelklubs Steigerwald im Untergeschoss waren und sind davon nicht betroffen. Nach Aussage von Bürgermeister Thorsten Wozniak werde die neue Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann das Thema Brandschutz in der Stadthalle zeitnah aufgreifen.
Was wird aus der Gastronomie in der Stadthalle?
Und was wird aus der Gastronomie in der Stadthalle? Giovanni Picone hätte auch schon einen Nachfolger aus dem Raum Schweinfurt an der Hand, der das italienische Lokal in seinem Stil zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn, einem gelernten Koch, weiterführen würde. Er unterstreicht: „Ich habe ein gutes Gefühl. Ich habe selbst gesehen und geschmeckt, was und wie er kocht.“ Das Lokal könne vom Prinzip so bleiben wie es ist. Es funktioniere alles und folglich müsse auch nichts seitens der Stadt investiert werden“.
Nun ist aber erst einmal der Stadtrat am Zuge. Da es sich um eine nichtöffentliche Angelegenheit handelt und um dem Stadtrat nicht vorzugreifen, hält sich Bürgermeister Thorsten Wozniak sehr allgemein. So müsse der Stadtrat zunächst beschließen, wie er es künftig überhaupt mit der Gastronomie in der Stadthalle halten wolle. Sollte man einig sein, die Gaststätte weiter zu verpachten, wäre es der nächste Schritt zu entscheiden, zu welchem Zeitpunkt dies an wen und zu welchen Konditionen geschehen soll, so das Stadtoberhaupt.
Der Abschied vom "Picone's" naht
Sollte der bereitstehende Nachfolger vom Stadtrat akzeptiert werden, „kann es sein, dass ich schon zum 1. Juli draußen bin“, so Giovanni Picone. Ansonsten endet der Mietvertrag fristgerecht am 30. September. Falls es, wie erwähnt, nicht schon vorher der Fall sein sollte, spätestens dann ist „Picone’s il Ristorante“ in der Stadthalle nach zehn Jahren endgültig Geschichte.
