Erneut hat es in Gerolzhofen einen betrügerischen Telefonanruf gegeben, bei dem ein angeblicher Polizist versucht hat, eine 96-jährige Frau abzuzocken. Die geistig rege Seniorin schöpfte allerdings Verdacht, reagierte völlig richtig und legte nach einigen Minuten auf.
Als das Telefon bei der Seniorin, die mit ihrem "altmodischen" Vornamen im Telefonbuch steht, klingelte, meldete sich am anderen Ende der Leitung ein angeblicher Kriminalbeamter. Der Mann berichtete von einem Überfall, der sich um 6 Uhr direkt vor dem Haus der Frau ereignet haben soll. Er fragte, ob die Seniorin davon etwas mitbekommen habe und als eine wichtige Zeugin vielleicht sachdienliche Hinweise geben könne. Die Frau verneinte. "Da wurde ich schon stutzig, weil ja morgens um 6 Uhr bei mir schon viele Autos vorbeifahren", erzählt die 96-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion. "Warum sollte da niemand etwas gesehen haben?"
Namensliste im Rucksack
Der Anrufer war bemüht, das Gespräch aufrechtzuhalten. Der Überfall auf eine wehrlose Spaziergängerin sei von einer Gruppe von drei Ausländern verübt worden, behauptete der "Kripobeamte". Durch eine sofortige Fahndung sei es der Polizei glücklicherweise gelungen, zwei Täter festzunehmen. Der dritte Mann sei leider geflüchtet. Auf seiner Flucht vor der Polizei habe er allerdings seinen Rucksack verloren. Und bei der Durchsuchung des Rucksacks sei die Kripo auf ein Notizbuch mit einer Namensliste gestoßen, in der auch der Name der Seniorin vermerkt sei.
Die Frau beendete dann das Gespräch und legte auf. "Mir wurde klar, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht", sagt sie. "Solche Dinge würde die Polizei doch nicht am Telefon erzählen, sondern persönlich bei mir vorbeischauen. Und dann würden sie auch immer zu zweit kommen."
Bekannte Betrugsmasche
Derartige Anrufe seien der Polizei schon länger bekannt, sagt Polizeioberkommissar Andy Lacke von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken. Die Masche werde als "falscher Polizeibeamter" bezeichnet. Die Seniorin aus Gerolzhofen habe das einzige Richtige in dieser Situation gemacht und einfach aufgelegt, lobt er.
Falls die Frau nicht aufgelegt hätte, hätte der Anrufer in der Folge wohl versucht, der Seniorin Angst zu machen, weil es sich bei der Namensliste im Rucksack angeblich um eine Liste von potenziellen Einbruchszielen handeln würde. Und dann hätte der Anrufer mit seriöser Stimme der Frau vorgeschlagen, ihr Geld, Schmuck oder andere Wertsachen sicherheitshalber aus ihrer Wohnung in die Obhut der örtlichen Polizei zu geben, so lange, bis der angeblich flüchtige dritte Täter geschnappt sei.
Warnung der Polizei
Wenn die Seniorin zugestimmt hätte, wäre dann ein Mittäter an ihrer Wohnungstür erschienen, um die Wertsachen abzuholen. Dann hätten die Verbrecher ihr Ziel erreicht gehabt. "Die echte Polizei wird niemals Wertsachen bei Personen abholen", betont Lacke. Er bittet Senioren, aber auch deren Verwandte, aufmerksam und misstrauisch zu sein, wenn weitere derartige Anrufe passieren sollten.
Der Anruf bei der 96-Jährigen war nicht der erste Betrugsversuch in den vergangenen Tagen. Wie berichtet, hatte sich am Dienstag ein falscher Polizist auch bei einer Familie in Gerolzhofen telefonisch gemeldet und behauptet, der Sohn der Familie sei in einen schweren Autounfall verwickelt gewesen. Die Unfallgegnerin sei bei dem Unfall ums Leben gekommen. Ziel dieses Schockanrufs war es, Geld für eine angebliche Kaution des Sohns zu ergaunern. Die Familie bemerkte aber den Betrugsversuch, weil sie parallel zum noch laufenden Schockanruf den Sohn per Handy erreichen konnte.
Geglückter "Enkeltrick"
Eine 82-jährige Frau aus Schweinfurt hingegen verlor ihr Erspartes in Höhe von 20 000 Euro. Die Seniorin war ebenfalls von einem unbekannten Täter um 13.30 Uhr telefonisch kontaktiert worden, welcher vorgab, der Enkel der Dame zu sein. Die Frau glaubte ihm. Der Unbekannte behauptete, er habe einen Verkehrsunfall verursacht und benötige ganz dringend Bargeld, um eine Kaution hinterlegen zu können. Ansonsten würde man ihn inhaftieren. Die Seniorin übergab dann an ihrer Wohnungstür das Geld an einen angeblichen guten Bekannten ihres "Enkels".