Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl, am 26. April 1986, jährte sich zum 38. Mal. Auf dem Schweinfurter Marktplatz fand zu diesem Anlass am Freitag eine Mahnwache des Schweinfurter Aktionsbündnisses gegen Atomkraft (SWAB) statt. Teilnehmende erinnerten sich daran, wie sie den Supergau damals miterlebten und was er bei ihnen bis heute hin ausgelöst hat. Am Sonntag folgte eine Andacht zum Jahrestag am Wegkreuz nahe dem Kernkraftwerk Grafenrheinfeld.
Babs Günther (Schweinfurter Bündnis gegen Atomkraft)
"Erlebt habe ich das mit großer Fassungslosigkeit, weil das mein Vorstellungsvermögen damals absolut übertroffen hat. Ganz schwierig fand ich diese Ungewissheit und die ganzen unterschiedlichen Aussagen. Es hat damals sehr lange gedauert, bis wir konkretere Informationen hatten. Mit zwei jungen Kindern hatten wir wie alle Eltern die Einschränkungen, dass wir erstmal nicht mehr auf den Spielplatz gingen. Man achtete darauf, dass die Kinder alles Mögliche, was normal für sie gesund ist, nicht essen und trinken. Das war alles eine sehr krasse Erfahrung. Eine große Erkenntnis war, dass es keinen Ort gibt, an dem man sich vor Atomkraft schützen kann. Für mich wurde damals klar: Ich will und muss mich gegen Atomkraft engagieren."
Edo Günther (BUND Naturschutz Bayern)
"Die Katastrophe von Tschernobyl ist damals ziemlich über uns hereingebrochen. Es war dramatisch, welche massiven Auswirkungen der Fallout auf unser Leben hier hatte. Es gab Warnungen, dass Kinder nicht mehr nach draußen durften. Die Ereignisse haben irgendwann meinen Kampf gegen die Nutzung der Atomkraft entfacht. Die einzige Lehre, die man aus damals eigentlich ziehen kann, ist: alle Atomanlagen abschalten, und zwar sofort. Das macht man jedoch nicht, weil insbesondere die militärischen Erfordernisse für Atomwaffen es mit sich bringen, dass man Atomkraftwerke braucht. Das ist schlimm."
Wolfgang Ziller (Gewerkschaftssekretär i. R.)
"Ich war damals mit meinem zweieinhalb Jahre alten Sohn im Park. Von der Katastrophe haben wir erst später im Radio erfahren. Wir philosophierten damals, was er vielleicht schon abgekriegt haben könnte. Das war schon eine einschneidende Geschichte. Man machte sich Sorgen, passte auf und wurde vorsichtig. Wir aßen keine Pilze usw. Leider wird zu wenig aus solchen Katastrophen gelernt. Fukushima lässt grüßen. Aktuell im Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist Saporischschja auch wieder ein Problem. Wir brauchen den Scheiß nicht, weil man uns ohnehin angelogen hat. Alleine wenn man sich die Müllentsorgung betrachtet, ist Atomkraft eine Katastrophe hoch Drei."
Josef Bernhardt (Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner)
"Erlebt habe ich das damals am Radio. An diesem Tag war ein wunderschönes Wetter. Aus irgendeinem Grund sind wir damals nicht aus dem Haus gegangen. In der Zeit ist diese Wolke über uns hergezogen. Man wusste gar nicht so recht, was eigentlich passiert ist. Wir machten uns auch Gedanken, was das für das AKW in Grafenrheinfeld zu bedeuten hat. Es herrschte eine gewisse Angst, die nie mehr so richtig weggegangen ist. Wenn wir uns mehr auf die erneuerbaren Energien konzentrieren würden, müssten wir nicht immer mit der Diskussion anfangen, dass ein Kernkraftwerk nötig wäre."
Paul Knoblach (Landtagsabgeordneter Bündnis90/Die Grünen)
"Als damals junger Familienvater war ich mit meinem kleinen Sohn und meiner schwangeren Frau in unserem Kadett-Kombi unterwegs ins Hafenlohr-Tal. Es gab damals viele Diskussionen in den Medien über die Trinkwasserspeichernutzung dort. Ein wundervoller Tag. Auf dem Heimweg im Radio erfuhren wir von Tschernobyl. Wir machten uns dann Gedanken, ob der Fötus im Bauch meiner Frau beeinträchtigt sein könnte. Mit dem Wissen von heute kann ich sagen, dass es zum Glück keine Auswirkungen hatte. Ein Gegner der sogenannten friedlichen Nutzung der Kernenergie war ich schon immer. Das war dann auch immer der Hinderungsgrund, warum ich damals als Mitglied der CSU-Gemeinderatsfraktion in Bergrheinfeld nie CSU-Parteimitglied wurde."
Rosemarie Dahms
"Ich war zu der Zeit Jugendliche. Ich kann mich noch gut an die Verbote erinnern: nicht in den Regen gehen, keinen frischen Salat essen, Spielplätze und alle freien Plätze meiden. Die Nachrichten damals waren nicht schön, weil alles immer verstrahlter wurde und immer mehr Verbote dazu kamen. Für mich fand damals ein Umdenken statt. Atomkraft war mir davor egal. Aber wenn das solche Auswirkungen hat, muss man dagegen angehen. Es kann nicht angehen, dass eine Technologie entwickelt wird, wo nicht einmal klar ist, welche Auswirkungen das alles hat. Es ist eine Gefahr, die man einfach nicht eindämmen kann."
Ich bin sehr dankbar und froh, dass die deutsche Regierung den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen hat! Atomenergie ist ein Teufelszeug und sehr teuer - entgegen anderslautenden Behauptungen. Außerdem ist die Entsorgung der vielen und gefährlichen Atomabfälledie auch Unsummen kostet, immer noch nicht geklärt! Wohin damit? Man sollte die Entsorgungslager vor die Haustüre der Befürworter bauen, z. B. bei Herrn Söder! Dann wären diese sicher nicht mehr für die Atomenergie.
Das auf deutsche Technik zu übertragen halte ich für überzogen.
Es gibt keine anderslautenden Berichte, die deutsche Störfälle dieser Qualität beschreiben. Auch nicht woanders ausser im Ostblock.
No Hype, no happy life.
Der Wahlspruch der Querdenker…
Keines der Horrorszenarien, welches die Kernkraft Befürworter gemalt hatten, ist nach dem Atomausstieg eingetreten. Aufgehetzt von in der Sache ahnungslosen gestrigen Politikern hat sich das alles als heiße Luft herausgestellt. Auch jetzt will man das immer noch nicht wahrhaben.
Vor der Stilllegung gab es keinen Super GAU. Zum Glück haben wir diesen Moment mit unserer ach so guten deutschen Technik nie erlebt. Die Titanic war auch so lange unsinkbar, bis sie abgesoffen ist.
Selbst die Betreiber der letzten Kraftwerke haben keinen Bock mehr auf Weiterbetrieb und sind froh, dieses unkalkulierbare Abenteuer unfallfrei abgeschlossen zu haben.
Sagen wir es doch, wie es ist: Wir haben kein passendes Problem, für das Kernkraft die Lösung wäre.