
1974 – das war das Geburtsjahr der Generation Golf. Die Autos fahren noch mit verbleitem Benzin, Umweltpolitiker gibt es nicht. Was es aber gibt: Menschen, die sich ehrenamtlich für den Schutz der Natur und Umwelt engagieren. 1974 war die Geburtsstunde der Ortsgruppen des BUND Naturschutz (BN) in Unterfranken. Auch die Kreisgruppe Schweinfurt wurde in diesem Jahr aus der Taufe gehoben.
50 Jahre BUND in Schweinfurt – mit zahlreichen naturkundlichen Veranstaltungen wird dieses Jubiläum das ganze Jahr über gefeiert. Höhepunkt ist die Jubiläumsfeier am Samstag, 6. Juli, von 10 bis 17 Uhr am Naturfreundehaus. Neben dem Festakt mit Vortrag, Ansprachen und Ehrungen gibt es Infostände und Ausstellungen rund ums Naturfreundehaus, musikalische Unterhaltung und kulinarische Angebote. Die gesamte Bevölkerung ist eingeladen.
Den Anstoß zur Gründung einer BUND-Gruppe in Schweinfurt gab die Waldschutzgemeinschaft Schweinfurt. Sie machte sich Anfang der 1970er-Jahre Sorgen um die Wälder der Region, vor allem im Bereich des Brönnhofs. Es war eine Zeit, in der die militärische Nutzung im Vordergrund stand. Der Brönnhof war der drittgrößte Übungsplatz der U.S. Army in Europa. Panzer durchkämmten das Gelände, für die Bevölkerung gab es Betretungsverbote.

Die Waldschutzgemeinschaft Schweinfurt mit ihrem Vorsitzenden Wolf Pösl suchte einen starken Partner. Beim BUND Naturschutz, dem größten und mit 111 Jahren ältesten Umweltverband Bayerns, wurde man fündig, und am 2. April 1974 die BN-Kreisgruppe Stadt und Land Schweinfurt gegründet.

Schon damals war der Schutz des Brönnhofs einer der Schwerpunkte, bis heute ist er das "Herzensprojekt" der BN-Kreisgruppe geblieben. Ziel ist die Ausweisung der bayernweit größten Naturerbefläche als Naturschutzgebiet.
Einzigartiger Artenreichtum dank militärischer Sperrung
Der Brönnhof ist ein Pflanzenparadies. Mehr als 550 Arten wachsen auf dem Gelände. Davon stehen über 40 auf der Roten Liste Bayerns und sind teils stark gefährdet. Dass hier ganz besondere Biotope entstehen konnten, ist zum Teil der militärischen Sperrung zu verdanken. Noch vor den Amerikanern diente das Gelände in den 1930er-Jahren der Wehrmacht zu Übungszwecken. 85 Jahre ohne Dünger- und Pestizideinsatz haben einen einzigartigen Artenreichtum geschaffen und erhalten.

Auch geschützte Tierarten leben hier, darunter der Hirschkäfer, die Bechsteinfledermaus und seit 2017 sogar die Wildkatze. Im Zentrum des Brönnhofs steht eine rund 300 Hektar große Offenlandfläche, über die man von der "Feldherrnhalle" einen guten Überblick bekommt.
Als 2012 bekannt wurde, dass die Amerikaner aus Schweinfurt abziehen werden, war das für die BN-Kreisgruppe der Startschuss für einen umfangreichen Einsatz zum Erhalt eines möglichst großen Teils des insgesamt 2400 Hektar großen Brönnhof-Areals als Naturfläche. Mit Erfolg. Heute zählt gut die Hälfte, 13 Quadratkilometer, der Fläche zum Nationalen Naturerbe und wird von den Bundesforsten betreut.


Paradoxerweise muss man seit dem Abzug der Panzer und Geschütze sogar aktiv dafür sorgen, dass die Offenlandfläche tatsächlich offen bleibt und nicht verbuscht. Das übernehmen in friedfertiger und weitgehend geräuschloser Weise Schafe, Ziegen, Angusrinder und Konik-Wildpferde – eine Attraktion nicht nur für Kinder. Umgeben sind ihre Weiden von Wäldern, die naturnah bewirtschaftet werden oder gänzlich der natürlichen Sukzession überlassen sind.
Der BUND Naturschutz hat hier keine aktive Rolle mehr, doch der seit 2012 amtierende Kreisvorsitzende Edo Günther ist stolz darauf, Geburtshilfe geleistet zu haben: "Zwar gehört der Großteil der Flächen dem Bund, doch war es ein hartes Stück Arbeit, einen Konsens unter den vielen Eigentümern kleiner Teilflächen herbei zu moderieren. Wir sind froh und erleichtert, dass wir dazu beitragen konnten."
Der Kampf gegen Atomenergie geht weiter
Der zweite große Schwerpunkt der BN-Kreisgruppe Schweinfurt ist der Kampf gegen Atomenergie und vor Ort gegen das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld. Paradoxerweise gab es noch bei Gründung der Kreisgruppe einen Grundsatzbeschluss des BUND Naturschutz pro Atomkraft, der 1979 aber revidiert wurde. "Wir waren immer an vorderster Front dabei, wenn es um den Protest gegen die Nutzung der Atomenergie ging", sagt Edo Günther. Folglich wurde die Abschaltung des Kernkraftwerks im Juni 2015 mit einer Abschaltparty am AKW fröhlich gefeiert.
Der "Kampf" indes geht weiter, er konzentriert sich jetzt auf die Hinterlassenschaften und atomaren Belastungen, denen die Region über Jahrzehnte noch ausgesetzt sein wird. Insbesondere auch die Niedrigstrahlenbelastung. Laut Edo Günther belegen neueste wissenschaftliche Analysen, dass jedwede Strahlung eine Gesundheitsgefährdung darstelle. "Es gilt für uns, weiter aktiv zu bleiben."
Zwischen Naturschutz und Atomkraft liegen noch viele Themenfelder, denen sich die BUND-Kreisgruppe widmet: Klimawandel, Waldsterben, Flächenverbrauch, Ressourcenverschwendung, Gentechnik, Umweltbelastung, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft ... "Was muss noch alles passieren", meint Edo Günther mit Blick auf die aktuellen Umweltkatastrophen, damit die Bevölkerung erkenne, dass ein Umdenken nötig sei. "Wir wollen keine Enthaltsamkeit, nur eine andere Ausrichtung", formuliert der Kreisvorsitzende das Credo des BUND Naturschutz.
Sorgen bereitet ihm aktuell dabei die Gefährdung der Demokratie. Denn nur die Demokratie sei ein "Garant für den Umwelt- und Naturschutz".
Im Gegenzug sollte das LSG im Bereich Mainleite entfallen. Da das völlig kontraproduktiv ist und die Initiative der Rekultivierung der Weinberge verhindert! Die historischen Weinbergsmauern verfallen, das Areal verbuschte und verwahrloste. Eine Kulturlandschaft darf man niemals zum LSG machen, heraus kommt keine Natur, sondern Verwahrlosung!
Die Mainleite ist ein kulturhistorisches Erbe Schweinfurts ersten Rangs! Von der Peterstirn über die Bismarckhöhe bis zum Schloss Mainberg könnte wieder ein Ensemble entstehen, vergleichbar mit dem WÜer Stein. Ein LSG in diesem Bereich ist missverstandener, laienhafter "Naturschutz". Der Fehler sollte schnell korrigiert werden! Die Initiative könnte starten!