
Es war der 20. Mai 1724: 380 fränkische Familien, darunter allein 66 Familien aus Gerolzhofen, trafen sich, um sich auf den Weg zu machen. Sie verließen ihre Heimat Richtung Ungarn. Einige besiedelten das Dorf Elek, die anderen zogen weiter und gründeten den Ort Sanktmartin, der heute auf rumänischem Staatsgebiet liegt. Zum 300-jährigen Auszug der Vorfahren aus der Heimat trafen sich die Nachfahren dieser Familien in Gerolzhofen.
Rund 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zum Fest angereist, so Bernhard Fackelmann, Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft (HOG) Sanktmartin. Das Fest begann mit einem großen Festzug zur Stadtpfarrkirche. Heimatpfarrer Adam Possmayer und Pfarrer Stefan Mai (Gerolzhofen) gestalteten den feierlichen Festgottesdienst, der von den Original Banater Dorfmusikanten begleitet wurde.
Nach dem Gottesdienst wurden am alten Rathaus zwei Kränze niedergelegt. Die prominenten Anwesenden trugen sich in das Goldene Buch der Stadt Gerolzhofen ein. Im alten Rathaus wurde eine Ehrentafel aus Granit, die mit 24 Karat Gold überzogen war, von den beiden Geistlichen gesegnet. Dann zeigten die Trachtengruppen auf dem Marktplatz einige Tänze. Im Anschluss zog der Festzug unter der musikalischen Begleitung der Original Banater Dorfmusikanten aus München, unter der Leitung von Walter Prinz, zum Festzelt auf dem Sportplatz des Geomaris.

Bernhard Fackelmann begrüßte die Ehrengäste, die zum Fest gekommen waren; darunter die Bürgermeisterin aus Elek, Andrea Kecskés, und weitere Vertreter aus der Politik. Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak freute sich über die gute Stimmung in der Kirche und auf dem Marktplatz. Vor 300 Jahren, so Wozniak, seien die Vorfahren der Gäste nach Ungarn in eine ungewisse Zukunft ausgewandert. Viele von ihnen hätten schwierige Jahre und Jahrzehnte hinter sich.
Landtagsabgeordnete Petra Loibl, Aussiedlerbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, bedankte sich bei Bernhard Fackelmann für die sehr gute Planung des Festes. Sie freute sich, dass die Bräuche, Trachten, Musik und die Dialekte bewahrt werden. Wie Christian Knauer, Landesvorsitzender des Bundes der Vertriebenen Bayern, betonte, sei die HOG Sanktmartin die aktivste und größte in Bayern.

Dass in dieser Gemeinschaft auch Kinder und Jugendliche aktiv sind, hob Landtagsabgeordneter Josef Zellmeier (CSU), Vorsitzender Ausschuss für Staatshaushalt, hervor. Für Landtagsabgeordneten MdL Volmar Halbleib, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD, war es ein besonderer und wichtiger Tag für Franken. Das Fest sei ein wichtiger Teil der Geschichte. Landtagsabgeordneter Paul Knoblach (Bündnis 90/Grüne) erinnerte daran, sagte, dass von den vergangenen 300 Jahren viele Jahre des Ankommens und des Aufbauens gewesen seien.

Miheia-Malina Diculescu-Blebea, rumänische Generalkonsulin in München, berichtete von einem Treffen der Ministerpräsidenten von Rumänien und Bayern. Sie wollten die Zusammenarbeit intensiver gestalten und die Brücken zwischen Bayern und Rumänien enger machen. In Sanktmartin leben noch etwa 20 deutschsprachige Vertreter. Der Auszug nach Sanktmartin beschäftige auch die Schulkinder in der deutschen Schule in Rumänien.

Stadträtin a.D. Hannelore Hippeli erhielt für ihr Engagement zum Erhalt des Brauchtums und Unterstützung der Samatiner HOG eine Ehrenurkunde. Die Tanz- und Trachtengruppe Augsburg unter der Leitung von Ramona Sobotta zeigte verschiedene Tänze im Festzelt. Den Ausklang des geselligen Festes übernahm die Walter Rieger Band mit einem Ballabend.