Von Freitag, 21. Juni, bis Sonntag, 23. Juni findet in Gerolzhofen die 300-Jahr-Feier anlässlich der Auswanderung von Bürgern aus dem Raum Gerolzhofen nach Sankt Martin (damals Ungarn, heute Rumänien) und Elek (Ungarn) statt.
Die Gegend liegt unweit der Region Banat, die zu Rumänien, Serbien und Ungarn gehört. Dorthin siedelten etwa ab 1720 viele deutschstämmige Menschen aus, vor allem aus Süddeutschland und Schwaben. Von Gerolzhofen aus machten sich am 20. Mai 1724 noch einmal 380 Menschen aus ganz Franken auf den Weg, um dort ein neues Leben zu beginnen. Einige der Nachkommen, die zum großen Teil noch im heutigen Rumänien geboren sind und jetzt in Deutschland leben, kommen zu dem Anlass nach Gerolzhofen. Die Feier der Sankt-Martiner, wie sich die Menschen bezeichnen, hat die Heimat-Orts-Gemeinschaft Sankt Martin um Bernhard Fackelmann initiiert, der in München lebt. Im Interview spricht der 74-Jährige über das Fest und die Tradition der Rumäniendeutschen.
Bernhard Fackelmann: Es haben sich etwa 400 Personen angemeldet. Viele reisen schon am Freitagabend an, die meisten werden am Samstagvormittag eintreffen. Die Leute reisen aus ganz Deutschland an, die meisten aus Bayern und Baden-Württemberg, je nachdem wo sich unsere Landsleute niedergelassen haben, als sie kamen.
Fackelmann: Eher weniger. Es gibt einige im Raum Schweinfurt und Bad Kissingen.
Fackelmann: Das war nötig, weil die anderen Stätten in Gerolzhofen für so viele Leute zu klein gewesen wären. In der Realschule ging es diesmal nicht, also suchten wir einen Platz. Den haben wir nach einigem Hin und Her auf dem Freigelände des Geomaris-Bads gefunden. Dort wird das Zelt aufgestellt.
Fackelmann: Wir ziehen um 10 Uhr vom Geomaris aus zur Stadtpfarrkirche mit Fahnenabordnungen und etwa 40 Paaren in der dort üblichen Tracht. Wir sind überwiegend katholisch, deswegen werden Pfarrer Mai und unser Heimatpfarrer um 10.30 Uhr einen Gottesdienst halten. Danach gehen wir zum Rathaus, wo die Ausstellung über unsere Geschichte zu sehen ist. Wir durften dort eine Gedenktafel anbringen, die auf unsere Vorfahren und ihren Weg vor 300 Jahren hinweist.
Fackelmann: Gegen Mittag ist der Einzug ins Festzelt vorgesehen, dort folgen einige Grußworte. Für Unterhaltung ist gesorgt, wir haben auch eine eigene Blaskapelle mit 20 Personen dabei. Eine Trachtengruppe wird tanzen, abends wird Musik sein. Wer kommen und mitfeiern möchte, ist herzlich willkommen. Wir gehören ja alle irgendwie zusammen.
Fackelmann: Ja, das Fränkische hat sich lange dort erhalten. Wir in Sankt Martin waren die einzige von 130 Gemeinden im Banat, die nicht Schwäbisch, sondern Fränkisch redeten. Bei uns hat alles, was klein ist, die Endung -la: wir sagen also Töpfla, Fläschla und so weiter. Wenn wir unter uns sind, reden wir heute noch den Dialekt, kein Hochdeutsch.
Fackelmann: Das ist unterschiedlich. Sie sprechen das Deutsch nicht mit dem Akzent wie wir. Die Tradition haben wir aber noch. Wir treffen uns untereinander bei Heimattagen. Das funktioniert auch bei den Jungen. Es gibt auch Kinder-und Jugendgruppen.
Fackelmann: Ja, das geht bis 1724 zurück. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1919 neue Grenzen gezogen. Rumänien bekam den östlichen Teil Ungarns, in dem wir waren. So kam es, dass wir als Sankt-Martiner von da an in Rumänien lebten. Zu unseren Vorfahren zählen auch die Eleker, die zu Ungarn kamen. Nach 1945 wurden wir dort nicht vertrieben. Wir wurden zwar enteignet, die meisten blieben aber. Erst mit der Revolution 1990 sind nahezu alle Deutschstämmigen nach Deutschland ausgewandert. Die Mehrheit derer, die zum Treffen kommen werden, sind noch dort geboren. In Rumänien leben heute vielleicht noch 20 Sankt-Martiner-Deutsche direkt im Ort.
Fackelmann: Ja, das ist auch schön so. Wir sagten uns: Wenn unsere Vorfahren von hier kamen, dann machen wir dort mal ein Fest. Beim ersten Mal in Gerolzhofen 2012 kamen 500 Leute, die waren begeistert. Der Bezug ist da. Es gibt auch in Gerolzhofen Häuser, aus denen unsere Vorfahren nachweislich stammen. Zum Beispiel aus der Familie Teutsch. Aus dem Haus sind damals welche mit ausgewandert. Für viele ist Franken und Gerolzhofen auch ein kleines Bisschen wie Heimat.